# taz.de -- Metaanalyse zu Extremwetter-Studien: Hitzewellen durch Klimawandel
> 80 Prozent der Studien zu Extremwetter zeigen, dass diese durch den
> Klimawandel verschärft wurden. Einige Ereignisse wären ohne ihn
> unmöglich.
IMG Bild: Wahrscheinlich durch den Klimawandel verschlimmert: Waldbrand während der Hitze in Frankreich 2022
Berlin taz | Studien, die versuchen, Ursachen für Extremwetterereignisse zu
finden, kommen zum Großteil zu dem Schluss, dass diese vom Klimawandel
beeinflusst werden. Das zeigt eine neue [1][Analyse des Fachportals
Carbonbrief], bei der 504 sogenannte Attributionsstudien aus den
vergangenen zwei Jahrzehnten. Der Überblick zeigt auch, dass es etwa ein
Dutzend Extremwetterereignisse und Trends gab, die ohne den Klimawandel
nahezu unmöglich gewesen wären.
So zeigte eine im Jahr 2021 durchgeführte Studie, dass die [2][steigenden
Temperaturen zwischen 1850 und 2014] ohne Klimawandel nicht möglich gewesen
wären. Auch dass es [3][2014 bis 2016 drei heißeste Jahre in Folge gab],
sei ohne Klimawandel nicht erklärbar, heißt es in einer anderen. Über
[4][die gewonnenen Erkenntnisse hatte zuerst die britische Zeitung
Guardian] berichtet.
Die Attributionsforschung versucht die Wahrscheinlichkeit und Intensität
von Wetterereignissen den unterschiedlichen Einflüssen zuzuordnen. Wetter
hat ohnehin eine natürliche Variabilität, die es schwierig macht, den
Einfluss des menschengemachten Klimawandels zu isolieren. Für die
statistischen Analysen arbeiten Klimawissenschaftler*innen mit
Klimasimulationen, da es noch nicht lange genug moderne
Wetteraufzeichnungen gibt.
Bei der Analyse von Carbonbrief zeigte sich, dass etwa 80 Prozent der
Studien Auswirkungen des Klimawandels feststellen konnten. In 71 Prozent
der Fälle wurde ein Ereignis deshalb wahrscheinlicher oder intensiver, in
weiteren 9 Prozent der Fälle, oft Kaltwetterereignisse, wurde das
Extremwetter seltener. Die restlichen Studien fanden keinen Einfluss des
menschengemachten Klimawandels oder blieben ergebnislos.
Bei den Ereignissen, die ohne den Klimawandel unmöglich gewesen wären,
handelte es sich ausschließlich um Hitze-Ereignisse. Allerdings sind
Hitzewellen auch am häufigsten Gegenstand von Attributionsstudien.
Folgende Ereignisse wären den Studien zufolge im vorindustriellen Klima
ebenfalls nicht passiert:
➡️ Die extreme [5][Hitze im westlichen Nordamerika 2021] sei selbst beim
jetzigen Klima nur einmal alle Eintausend Jahre zu erwarten, sei aber ohne
Klimawandel 150 Mal seltener zu erwarten, also alle 150.000 Jahre.
➡️ Die [6][extreme Hitze in Europa 2021] wäre ohne Klimawandel nur alle paar
Tausend Jahre zu erwarten gewesen. Inzwischen dürfte eine solche Hitzewelle
alle drei Jahre vorkommen.
➡️ Die [7][Wärmeperiode zwischen Januar und Juni 2020 in Sibirien] dürfte im
derzeitigen Klima nur etwa alle 130 Jahre vorkommen – wäre aber ohne
Klimawandel 500 bis 90.000 Mal seltener gewesen, dürfte also nur einmal in
65.000 bis 12 Millionen Jahren vorkommen.
➡️ Die [8][extreme Hitze in Südchina 2020] sei zu 99 Prozent dem Klimawandel
zuschreibbar und sei 100 Mal wahrscheinlicher geworden.
➡️ Die [9][Hitzewelle in Frankreich 2019] sei 19 bis unendlich Mal
wahrscheinlicher gewesen als ohne Klimawandel.
➡️ [10][Gleichzeitige Hitzeextreme auf der Nordhalbkugel], wie sie 2019
auftraten, wären in einer Welt ohne Klimawandel zu mehr als 99 Prozent
ausgeschlossen gewesen.
[11][️➡️ Extremtemperaturen wie in Japan 2018] wären ohne Erderwärmung nicht
passiert.
➡️ Die [12][marine Hitzewelle im tasmanischen Meer [.pdf]] im Winter
2017/2018 kam in historischen Klimasimulationen nie vor und dürfte
eigentlich auch im jetzigen Klima unmöglich sein.
➡️ Die [13][ungewöhnlich hohen Temperaturen am Nordpol 2016] wären zuvor
höchstens einmal alle 500 Jahre vorgekommen.
➡️ Die [14][Extremtemperaturen in Asien 2016] könnten komplett an den
Klimawandel attribuiert werden.
13 Aug 2022
## LINKS
DIR [1] https://www.carbonbrief.org/mapped-how-climate-change-affects-extreme-weather-around-the-world/
DIR [2] https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/ac2f1a
DIR [3] https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/2017GL074056
DIR [4] https://www.theguardian.com/environment/2022/aug/04/climate-breakdown-supercharging-extreme-weather
DIR [5] https://www.worldweatherattribution.org/western-north-american-extreme-heat-virtually-impossible-without-human-caused-climate-change/
DIR [6] https://www.metoffice.gov.uk/about-us/press-office/news/weather-and-climate/2021/2021-european-summer-temperature-impossible-without-climate-change
DIR [7] https://www.worldweatherattribution.org/siberian-heatwave-of-2020-almost-impossible-without-climate-change/
DIR [8] https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/abeeaf
DIR [9] https://ascmo.copernicus.org/articles/6/205/2020/
DIR [10] https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1029/2019EF001189
DIR [11] https://www.jstage.jst.go.jp/article/sola/15A/0/15A_15A-002/_article/-char/en
DIR [12] http://www.ametsoc.net/eee/2017a/ch20_EEEof2017_Perkins.pdf
DIR [13] https://www.google.com/url?q=https%3A%2F%2Fwww.worldweatherattribution.org%2Fnorth-pole-nov-dec-2016%2F
DIR [14] https://journals.ametsoc.org/view/journals/bams/99/1/bams-explainingextremeevents2016.1.xml
## AUTOREN
DIR Lalon Sander
## TAGS
DIR Schwerpunkt Klimawandel
DIR klimataz
DIR Extremwetter
DIR Hitze
DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
DIR Starkregen
DIR Schwerpunkt Klimawandel
DIR Extremwetter
DIR Schwerpunkt Klimawandel
DIR Klima
DIR Wald
DIR Meteorologie
DIR IG
DIR Schwerpunkt Klimawandel
DIR IG
DIR Apokalypse der Woche
DIR Indien
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Extremwetter bei der Fußball-EM: Klimakrise rein ins Stadion!
Das Gewitter beim EM-Spiel zwischen Deutschland und Dänemark zeigt, wie
Extremwetter den Fußball beeinflusst. Aber niemand redet über die
Klimakrise.
DIR Deutscher Wetterdienst zieht Bilanz: Mal wieder viel zu heiß
Seit 27 Jahren sind die Sommer hierzulande zu warm, zeigen Messungen des
Deutschen Wetterdienstes. Der nasse August sei aber gut für die Böden
gewesen.
DIR Klimawandel im Mittelmeerraum: 40 Grad im Frühling
Der Mittelmeerraum kämpft mit Hitze und Dürre. Forscher:innen haben die
Ursache für die hohen Temperaturen untersucht. Die ist nicht nur natürlich.
DIR Extremwetter in USA und Japan: Volle Wucht des Winters
Kälte und starker Schnee haben in den USA und Japan den Alltag lahmgelegt.
Dutzende Menschen sterben. Vielerorts brach die Stromversorgung zusammen.
DIR Studie zum Klimawandel: 1,2 Grad reichen für mehr Dürren
Schon jetzt sind Perioden extremer Trockenheit viel wahrscheinlicher als zu
vorindustrieller Zeit. Das zeigt eine Studie von Klimawissenschaftlern.
DIR Feuer im Nadelwald: Lebensraum und Brandbeschleuniger
Nach dem Brand im Nationalpark Harz ist die Debatte über Totholz im Forst
wieder aufgeflammt. Experten fordern neuen Umgang mit Waldbränden.
DIR Feuerwehr will mehr Aufklärung: Gefährlicher Parkplatz
Über 4.300 Hektar Waldfläche sind in diesem Jahr bereits abgebrannt.
Hauptverursacher der Feuer sind Besucher, Forst- oder Landwirte.
DIR ZDF-Meteorologe über Extremwetter: „Die Natur ist radikal“
Dürre und Starkregen werden zur Normalität, sagt ZDF-Meteorologe und
Klimaerklärer Özden Terli. Die Menschen müssten sich an die steigende Hitze
anpassen.
DIR Schutz vor Hitzegefahren: Wandel ist machbar
Die Klimakrise führt zu deutlich mehr Übersterblichkeit. Es braucht
dringend einen Umbau der Städte, andere Arbeitszeiten – und Hilfe für
ältere Menschen.
DIR Folge des Klimawandels: Eidechsen kommen alt zur Welt
Der Hitzestress hat laut einer Untersuchung fatale Folgen für Eidechsen.
Sie sind schon bei Geburt physiologisch „alt“.
DIR Forscherin über Hitze und Klima: „Ich habe keine Angst vor der Zukunft“
Friederike Otto ist sich sicher, dass wir schon in der Gegenwart mitten in
der Krise stecken. Sie erklärt, wie Extremwetter soziale Ungleichheit
verschärft.
DIR Klimawandel und Extremwetter: Versicherung warnt vor Fluten
Forscher:innen kamen zu dem Ergebnis, dass die Klimakrise zu der Flut
beigetragen hat. Die Häufung von Extremwetter hat auch finanzielle Folgen.
DIR Extreme Hitze in Indien und Pakistan: Gelebte Klimakrise
Südasien ächzt unter einer Hitzewelle. Laut Studie hat der Klimawandel das
Extremwetter viel wahrscheinlicher gemacht.