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       # taz.de -- Demo für die Aufnahme von Ortskräften: Afghanistan nicht vergessen
       
       > Hunderte Menschen demonstrierten am Samstag für die Aufnahme ehemaliger
       > Ortskräfte aus Afghanistan. Die Bundesinnenministerin verspricht zu
       > handeln.
       
   IMG Bild: Ein Jahr nach der Machtergreifung der Taliban protestieren mehrere Hundert Menschen in Berlin
       
       Berlin taz | Unter dem Motto „Don't Forget Afghanistan“ sind am Samstag
       laut Polizeiangaben rund 350 Menschen vom Auswärtigen Amt zum
       Bundeskanzleramt gezogen, um für die sofortige Aufnahme der weiter im Land
       verharrenden ehemaligen Ortskräfte der Bundeswehr sowie ihrer Familien zu
       demonstrieren. Anlass für den Protest ist der einjährige Jahrestag der
       Machtübernahme der Taliban am Montag.
       
       Die Initiative Seebrücke sowie ein breites Bündnis von Betroffenen,
       afghanischen Initiativen und Unterstützer:innen hatten deshalb für
       dieses Wochenende bundesweit zu Aktionen aufgerufen. Unter anderem findet
       noch bis Montag ein Protestcamp am Spreebogenpark statt.
       
       Auf Transparenten wurde von der Bundesregierung neben der Aufnahme von
       Ortskräften unter anderem gefordert, das Taliban-Regime nicht als Staat
       anzuerkennen. Auf einem weiteren Banner war „Grenzen auf überall“ sowie die
       Forderung zu lesen, „Stacheldraht zu Altmetall“ zu verarbeiten und die
       Festung Europa zu zerstören.
       
       ## 20.000 Liter Alkohol evakuiert
       
       In Redebeiträgen wurde auf die besondere Gefährdung von Frauen und queeren
       Menschen durch die Taliban hingewiesen. [1][Nora Brezger vom
       Flüchtlingsrat] sagte, die Bundeswehr habe vor ihrem Abzug noch „über
       20.000 Liter Bier, Wein und Sekt ausgeflogen – nicht aber die gefährdeten
       Menschen“. Die Bundesregierung habe „tausende Schutzberechtigte wissentlich
       den Taliban überlassen“, [2][hieß es im Demoaufruf].
       
       Trotz aller Versprechen zu handeln sehe ein geplantes
       Bundesaufnahmeprogramm für afghanische Ortskräfte lediglich 25 Millionen
       Euro vor. Das reiche für 5.000 Personen – „ein Bruchteil“ der tatsächlich
       vom „Terror-Regime“ der Taliban bedrohten Menschen. Nötig seien sichere
       Fluchtwege, unbürokratische Asylfolgeanträge und die Aussetzung der
       Notwendigkeit von Sprachzertifikaten für den Familiennachzug. Auch müsse
       die Regierung Verantwortung für die Hungersnot im Land übernehmen.
       
       [3][Bundesinnenministerin Nancy Faeser] (SPD) versicherte am Sonntag
       gegenüber Bild am Sonntag, die Regierung werde die ehemaligen Ortskräfte
       nicht im Stich lassen. In dem Zusammenhang bezifferte sie die Zahl der
       bereits aufgenommenen ehemaligen Ortskräfte und ihrer Familien auf 15.759.
       Die Ausreise zugesichert hat Deutschland allerdings bisher 23.614 Menschen
       – demnach warten noch mehr als 7.800 Personen auf ihre Rettung. Bis die
       Bundesregierung handelt, müssen sie und viele weitere Afghan:innen um
       ihr Leben bangen.
       
       14 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/ProAsyl/status/1558446195437178880
   DIR [2] https://seebruecke.org/aktuelles/kampagnen/dont-forget-afghanistan-berlin
   DIR [3] /Ortskraefte-in-Afghanistan/!5874286
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Timm Kühn
       
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