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       # taz.de -- UN-Konferenz zum Meeresschutz: Kein Schutz für hohe See
       
       > Zwei Drittel der Meeresgebiete befinden sich außerhalb nationaler
       > Hoheitsgebiete. Verhandlungen zum Schutz der Hochsee sind nun gescheitert
       > – erneut.
       
   IMG Bild: Gut geschützt? Verhandlungen zum Schutz der Hochsee sind erneut gescheitert
       
       Berlin taz/ap/afp | Diplomat:innen aus der ganzen Welt haben sich auch
       nach einer fünften Verhandlungsrunde nicht auf ein UN-Hochseeabkommen zum
       Schutz der Weltmeere einigen können. Die Verhandlungen am UN-Sitz in New
       York wurden am Wochenende nach zweiwöchigen Gesprächen ausgesetzt.
       Umweltschützer:innen hatten gehofft, mit einem Abkommen eine Lücke im
       internationalen Schutz der Meere zu schließen.
       
       Seit 15 Jahren verhandeln die UN-Mitgliedstaaten über ein Abkommen zum
       Schutz der Biodiversität in der Hochsee. Es geht dabei um die Teile der
       Weltmeere, die weiter als 370 Kilometer von der nächsten Küste entfernt
       sind. Damit fallen sie nicht in die hoheitliche Wirtschaftszone eines
       Staates. Das trifft auf 60 Prozent der Meeresgebiete zu – und nur etwa ein
       Prozent davon wird aktuell durch internationale Abkommen geschützt. Bei den
       Verhandlungen sollten weitere [1][Schutzzonen] in den Meeren vereinbart
       werden.
       
       Zu den sensibelsten Themen gehört dabei die Aufteilung möglicher Gewinne
       durch genetische Ressourcen in internationalen Gewässern, in denen Pharma-,
       Chemie- und Kosmetikindustrie auf den Fund von neuen hochwirksamen
       Substanzen hoffen. Die kostspielige Suche danach können sich nur
       internationale Großkonzerne oder reiche Nationen leisten. Doch ärmere
       Länder wehren sich dagegen, von möglichen Gewinnen ausgeschlossen zu
       werden. Sie argumentieren, dass der Reichtum der Meere allen gehöre. Nach
       Angaben aus Diplomatenkreisen waren die Gespräche dabei zwischenzeitlich
       gut vorangekommen, einige Streitfragen blieben aber ungeklärt.
       
       Umweltschutzorganisationen zeigten sich enttäuscht vom Ausgang der
       Verhandlungen. Die Leiterin der Greenpeace-Kampagne zum Schutz der Meere,
       Laura Meller, warf wohlhabenden Ländern wie den Vereinigten Staaten vor,
       nicht schnell genug Kompromisse einzugehen. Russland habe eine
       Blockadehaltung eingenommen und sich geweigert, am Vertragsprozess
       teilzuhaben oder eine Einigung mit der EU und anderen Ländern in vielen
       Fragen zu suchen.
       
       „Länder wie die USA haben sich trotz ihrer Zusagen zu langsam bewegt, um
       Kompromisse zu finden.“ Eine weitere Verzögerung bedeute nun die Zerstörung
       der Meere. Laut Greenpeace müssen bis 2030 jährlich 11 Millionen
       Quadratkilometer Ozean geschützt werden, um 30 Prozent der Weltmeere in dem
       Zeitraum zu schützen, den [2][Wissenschaftler:innen für notwendig]
       hielten. Die Umweltorganisation fordert, eine Dringlichkeitssitzung
       einzuberufen. Ansonsten werden die Gespräche erst wieder im kommenden Jahr
       aufgenommen.
       
       ## „Wir müssen weitermachen“
       
       Auch Karoline Schacht, Meeresschutzexpertin beim WWF Deutschland,
       kritisiert das Scheitern der Verhandlungen: „Die Möglichkeit, 30 Prozent
       der Ozeane bis zum Jahr 2030 zu schützen, wurde in diesen Tagen verschenkt
       und rückt in weite Ferne.“ Schacht sieht jedoch auch Positives. In vielen
       Bereichen seien Fortschritte erzielt worden, etwa „die Verpflichtung zur
       verstärkten Zusammenarbeit und zum ökosystembasierten Management sowie
       wichtige Bestimmungen rund um die Einrichtung von Meeresschutzgebieten auf
       der Hohen See“.
       
       Die stellvertretende US-Außenministerin Monica Medina äußerte sich
       ebenfalls enttäuscht, hoffte aber, die geleistete Arbeit fortsetzen zu
       können. Die USA verfolgten weiterhin das Ziel, bis 2030 mindestens 30
       Prozent der Weltmeere unter Schutz zu stellen. „Wir dürfen nicht zulassen,
       dass die Gezeiten und Strömungen uns zurückdrängen. Wir müssen
       weitermachen“, sagte sie. (mit ap/afp)
       
       28 Aug 2022
       
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