# taz.de -- Deutsch-spanische Energiestrategie: Blick Richtung Paris
> Spanien und Deutschland wollen eine Pipeline über die Pyrenäen
> realisieren und andere Energieprojekte vorantreiben. Dafür brauchen sie
> auch Frankreich.
IMG Bild: Kanzler Olaf Scholz und der spanische Premierminister Pedro Sánchez am Dinestag in Meseberg
Dass die Bundesregierung bei der Klausurtagung im Schloss Meseberg einen
ausländischen Regierungschef auf die Gästeliste gesetzt hatte, erfuhr man
in deutschen Medien erst last minute. War das wieder ein
Ampel-Kommunikationsproblem oder steckt mehr dahinter?
Der ausgewählte Gast war jedenfalls der spanische Ministerpräsident Pedro
Sánchez, der in europäischen Popularitätsumfragen sonst nicht besonders
hervorsticht. In den spanischen Medien wurde seit Tagen darüber berichtet,
dass [1][Sánchez in Berlin Bundeskanzler Scholz treffen] werde. Von
Meseberg und der Ampel war nie die Rede, dafür aber von
Sicherheitsstrategien.
Hinter den Kulissen arbeiten Scholz und Sánchez seit Langem an einer
spanisch-deutschen Strategie, um einen dritten Regierungschef, der nicht
auf der Gästeliste in Brandenburg steht, zu überzeugen: [2][Emmanuel
Macron]. Die Einigkeit, die Scholz und Sánchez beim Thema Sicherheit
demonstrierten, sendeten sie am Dienstag ebenfalls Richtung Paris. Sie
stehen für die Förderung von Energieverbundnetzen in der EU und
insbesondere für die Verbindung der Iberischen Halbinsel mit Frankreich
über die Pyrenäen (MidCat), die zum Teil EU-finanziert werden soll. Die
mehr als 3 Milliarden Euro Kosten und die langwierige Umsetzung sind für
Macron Gründe, die MidCat-Pipeline abzulehnen. Er will lieber weiterhin
nationale Atomkraftwerke und die Nutzung fossiler Brennstoffe fördern.
Der Krieg gegen die Ukraine hat gezeigt, dass die europäischen Regierungen
bei der langfristigen Energieplanung versagt haben. Erst nach dem 24.
Februar wurde das MidCat-Projekt wiederbelebt, genau wie eine potenzielle
Pipeline zwischen Spanien und Italien. Mit einer Gasleitung über die
Pyrenäen könnte Spanien einen ersten Schritt Richtung mittelfristige
Versorgungssicherheit in der EU machen und sich gleichzeitig als
vertrauenswürdigen, alternativen Öko-Energie-Hub in Europa präsentieren.
Vielleicht bräuchte [3][Scholz noch einen Auftritt in der Sorbonne], um
Macron für das Projekt zu gewinnen.
30 Aug 2022
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## AUTOREN
DIR Gemma Teres Arilla
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