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       # taz.de -- Palästinenserpräsident in Deutschland: Empörung über Holocaust-Vergleich
       
       > Mahmud Abbas hat Israel „50 Holocausts“ vorgeworfen. Der Zentralrat der
       > Juden verurteilt die Äußerung – und kritisiert auch Olaf Scholz, der
       > Abbas nicht widersprach.
       
   IMG Bild: Reicht ein kritischer Blick? Scholz widersprach dem Shoah-Vergleich von Abbas nicht direkt
       
       Berlin rtr/dpa | Nach scharfer Kritik aus Deutschland, Israel und Europa
       hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas versucht, die Empörung über seine
       umstrittenen Äußerungen zum Holocaust zu dämpfen. „Präsident Abbas
       bekräftigt, dass der Holocaust das abscheulichste Verbrechen der modernen
       menschlichen Geschichte ist“, schrieb die palästinensische
       Nachrichtenagentur Wafa am Mittwoch. Abbas sagte demnach, er habe in Berlin
       nicht die Einzigartigkeit des Holocaust infrage stellen wollen.
       
       Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Holocaust-Äußerungen von
       Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sowie die fehlende Reaktion von
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilt. Mit der Relativierung der
       nationalsozialistischen Vernichtungspolitik trete Abbas das Andenken an
       sechs Millionen ermordete Juden mit Füßen, erklärte Zentralratspräsident
       Josef Schuster am Mittwoch in Berlin.
       
       Gleichzeitig übte Schuster deutliche Kritik an Scholz: „Dass eine
       Relativierung des Holocaust gerade in Deutschland bei einer Pressekonferenz
       im Bundeskanzleramt unwidersprochen bleibt, halte ich für skandalös.“
       
       Abbas hatte nach einem Gespräch mit Kanzler Olaf Scholz Israel am Dienstag
       einen „Holocaust“ an den Palästinensern vorgeworfen. „Seit 1947 bis zum
       heutigen Tag hat Israel 50 Massaker in 50 palästinischen Dörfern und
       Städten, 50 Massaker, 50 Holocausts begangen“, erklärte Abbas.
       
       ## Empörung auch in Israel
       
       In einem Interview mit der Zeitung „Bild“ wies Scholz später den
       Holocaust-Vorwurf mit deutlichen Worten zurück. „Gerade für uns Deutsche
       ist jegliche Relativierung des Holocaust unerträglich und inakzeptabel“,
       sagte er. In der Pressekonferenz hatte er sich bereits von einem
       [1][Apartheid-Vorwurf] von Abbas gegen Israel distanziert.
       
       Nach Angaben der israelischen Botschaft verurteilte auch [2][Israels
       Ministerpräsident Jair Lapid] die Äußerung von Abbas scharf: Dass dieser
       von 50 Holocausts gesprochen habe, „während er auf deutschem Boden stand,
       ist nicht nur eine moralische Schande, sondern eine ungeheure Lüge“,
       schrieb die Botschaft auf Twitter.
       
       Der neue deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, wies den
       Holocaust-Vergleich als „falsch und inakzeptabel“ zurück. „Deutschland wird
       niemals einen Versuch dulden, die Einzigartigkeit der Verbrechen des
       Holocaust zu leugnen“, schrieb Seibert auf Twitter.
       
       Auch der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein,
       kritisierte den Palästinenserpräsident. „Durch seine Holocaustrelativierung
       hat Präsident Abbas jegliche Sensibilität gegenüber uns deutschen
       Gastgebern vermissen lassen“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
       (RND). „Das gilt gerade auch im Hinblick auf die gestellte Frage zum
       Olympia-Attentat, das von PLO-Terroristen verübt wurde.“ Abbas war zuvor
       gefragt worden, ob er sich für das [3][Attentat auf israelische Sportler
       während der Olympischen Spiele in München 1972] entschuldige.
       
       Aus der Union kam Kritik an Scholz, dass dieser dem Holocaust-Vergleich am
       Ende der Pressekonferenz nicht sofort zurückgewiesen habe. „Ein unfassbarer
       Vorgang im Kanzleramt. Der Bundeskanzler hätte dem Palästinenserpräsident
       klar und deutlich widersprechen und ihn bitten müssen, das Haus zu
       verlassen“, twitterte etwa CDU-Chef Friedrich Merz.
       
       Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Nils Schmid, sprach von
       einer Scheindebatte. „Das Problem ist nicht die Reaktion des Kanzlers, das
       Problem ist die Haltung von Palästinenserpräsident Abbas“, sagte er den
       Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dass Scholz auf die „schlimme
       Entgleisung“ von Abbas nicht sofort reagiert habe, sei „der Choreographie
       so einer Pressekonferenz bei einem Staatsbesuch geschuldet“.
       FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff erklärte, eine breitere
       Öffentlichkeit erfahre endlich, „wie die Palästinenser und Abbas – Israels
       angebliche „Partner“ – drauf sind. Das ist wichtiger als Kritik am
       @Bundeskanzler, dessen Empörung klar sichtbar war“.
       
       Aktualisiert am 17.8.2022 um 12:50 Uhr. d. R.
       
       17 Aug 2022
       
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