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       # taz.de -- taz-Serie Nachtzugkritik: Schlafen super, koten verboten
       
       > Mit dem Nachtzug zwischen Paris und Nizza kommt man klimafreundlich an
       > die Côte d’Azur. Aber die Toiletten sind unterirdisch.
       
   IMG Bild: Paris – Nizza: Fahren mit dem Nachtzug wie Gott in Frankreich
       
       Paris/Nizza taz | Wer tagsüber mit der [1][Bahn] etwa von Berlin an die
       Côte d’Azur fährt, sitzt lange im Zug und kommt spät an: Die Fahrt geht zum
       Beispiel gegen 8 Uhr los und endet erst nach rund 15 Stunden sitzen gegen
       23 Uhr. Wer dagegen den ICE oder den französischen TGV mit dem Nachtzug
       Paris–Nizza kombiniert, kommt schon kurz nach 9 Uhr morgens an und muss nur
       8 Stunden sitzen.
       
       So lange braucht man von Berlin mit dem ICE oder TGV bis zum Pariser
       Ostbahnhof. Im Zug sollte man schon ein Ticket für die Metro kaufen, die
       einen dann binnen weniger Minuten zum Bahnhof Austerlitz bringt, wo der
       Nachtzug startet. Wer das Metroticket erst im Bahnhof erwirbt, spart zwar
       ein paar Cent, muss aber regelmäßig in einer langen Schlange vor den
       wenigen Fahrkartenautomaten warten. Zu empfehlen ist leichtes Gepäck, denn
       die meisten Metrostationen haben immer noch keine Fahrstühle oder
       Rolltreppen.
       
       Gegen 21 Uhr fährt der [2][Intercités de Nuit] vom Gare d’Austerlitz los.
       In der zweiten Klasse gibt es Sitzplätze (am billigsten) und Abteile mit
       jeweils sechs Liegen, die zumindest für den Autor weder zu hart noch zu
       weich waren. In der ersten Klasse müssen sich nur vier Personen ein Abteil
       teilen. Mit einem Ticket dieser Luxusklasse darf man nach der Rückfahrt
       morgens im Bahnhof Paris-Austerlitz auch [3][kostenlos duschen].
       
       Auf jeder Liege finden sich ein leichter Schlafsack, ein Kissen und zum
       Beispiel eine Flasche Wasser sowie Ohrstöpsel. Die Abteile sind
       klimatisiert, was im Sommer gerade für die Passagiere auf den oberen Liegen
       super ist. In manchen Waggons gibt es an jeder Liege eine Steckdose, an der
       sich Handys laden lassen, aber die dummerweise eine Beleuchtung haben, die
       sensible Schläfer stört. Andere Waggons haben Steckdosen nur auf dem Gang
       und in den Waschräumen oder Toiletten. Der Zug hat zwar WLAN, aber weder
       auf der Hin- noch auf der Rückfahrt funktionierte der Internetzugang.
       
       Man kann in diesem Zug vergleichsweise gut schlafen, denn nach der Abfahrt
       in Paris steigt bis zum ersten Halt in Marseille um 6.27 Uhr niemand zu
       oder aus. Zudem rollen die Waggons recht sanft über die Gleise.
       
       Die Abteile lassen sich verriegeln. Wertsachen sollte man unten in seinem
       Schlafsack oder in der Hose verstauen. Für Frauen gibt es übrigens extra
       Abteile, die sich ohne Aufpreis reservieren lassen.
       
       Am Morgen wacht man dann in Südfrankreich auf: Weinstöcke, Berge, die Sonne
       des Südens direkt vor dem Zugfenster! Der Schaffner verkauft zum Beispiel
       Kaffee, aber beispielsweise in der Nähe des Hauptbahnhofs in Nizza oder auf
       dem Boulevard de l’Hôpital nahe Paris-Austerlitz sind Cafés, die bessere
       Frühstücksangebote haben.
       
       Aus- oder zusteigen kann man ebenfalls in Toulon, Les Arcs-Draguignan,
       St-Raphaël-Valescure, Cannes und Antibes. Wer zum Beispiel eine Woche in
       Nizza war, kann morgens nach Antibes fahren, den Tag am im Vergleich zu
       Nizza viel schöneren Strand verbringen und um 19.30 Uhr den Nachtzug
       besteigen, der circa 8 Uhr in Paris ankommt.
       
       Der Komfort dieses Zugs wäre super, wenn da nicht die Sache mit den
       Toiletten wäre: Ein Fallrohr leitet alles, was ins Klo kommt, direkt aufs
       Gleisbett. Ja, auch Kot! Es sei denn, der Wasserstrahl ist mal wieder so
       schwach, dass das Ganze gleich an der Öffnungsklappe hängen bleibt … Eine
       Sauerei, die man der stolzen französischen Staatsbahn SNCF im Jahr 2022
       nicht zugetraut hätte. Dabei sind die Waggons dem Anschein nach sehr wohl
       in diesem Jahrtausend neu eingerichtet worden. Und dann war auf der
       Hinfahrt am Morgen auch noch das Klopapier alle. Tipp: besser vor und nach
       der Fahrt auf Toilette gehen.
       
       Tickets werden ab 29 Euro pro Weg zum Beispiel auf der Buchungsseite der
       [4][SNCF] verkauft, die auch eine Version auf Deutsch hat. Je nach Reisetag
       kann die Fahrt aber auch zum Beispiel 59 oder 69 Euro kosten.
       
       19 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bahn/!t5008755
   DIR [2] https://www.sncf-connect.com/de-de/intercites/intercites-nachtzug
   DIR [3] https://www.sncf.com/fr/offres-voyageurs/voyager-en-train/intercites/service-douche-train-de-nuit
   DIR [4] https://www.sncf-connect.com/de-de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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