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       # taz.de -- Debatte um Energiepreise: Künstlich billig kommt teuer
       
       > Der Staat sollte auf keinen Fall die Preise deckeln, denn das vereitelt
       > das Energiesparen. Besser sind Hilfen für die, die Unterstützung
       > brauchen.
       
   IMG Bild: Hohe Energiepreise geben Anreiz für den sparsamen Umgang mit ihr
       
       Grob betrachtet gibt es immer zwei Wege, wie ein Staat mit hohen
       Energiepreisen umgehen kann: Entweder er kann die Energie subventionieren,
       bestehende Energiesteuern senken oder [1][Marktpreise deckeln]. Oder er
       kann die Bürger anderweitig entlasten – bei der Einkommensteuer, durch
       höhere Transferleistungen oder auch mit pauschalen Geldbeträgen für alle
       oder nur ausgewählte Einkommensklassen.
       
       Der zweite Weg ist der einzig vernünftige. Denn hohe Energiepreise
       signalisieren eine Verknappung und geben Anreiz für den sparsamen Umgang
       mit Energie. Spiegeln Preise eine Verknappung nicht angemessen wider, kann
       die Versorgung aus den Fugen geraten – im Extremfall bis zur Mangellage.
       Ein gutes Beispiel liefert gerade der französische Strommarkt: [2][Der
       Ausfall zahlreicher Atomkraftwerke hat dort den Strom so sehr verknappt],
       dass er im Großhandel deutlich teurer ist als in Deutschland: Strom zur
       Lieferung im nächsten Quartal wird in Frankreich aktuell für 1,03 Euro je
       Kilowattstunde gehandelt; in Deutschland sind es 57 Cent.
       
       Trotzdem bezahlen in Frankreich die Endkunden weniger für ihren Strom als
       in Deutschland, weil der Staat den Preis deckelt. So vereitelt der Staat –
       was ziemlich fatal ist – das dringend nötige Stromsparen. Besser wäre es,
       den hohen Strompreis im Sinne der Einsparungen wirken zu lassen. Das Geld,
       das der französische Staat aktuell für Stromsubventionen verschleudert,
       könnte er dann den Bürgern direkt überweisen.
       
       Zurück nach Deutschland. Es ist zu hoffen, dass sich die Debatte
       hierzulande künftig auf staatliche Programme für Ärmere und den unteren
       Mittelstand konzentriert. Dass sie wegkommt von allen Ideen, Energie
       künstlich billiger machen zu wollen. Der Flop mit dem Tankrabatt sollte ein
       Lehrstück sein. Denn auch hier ist längst offensichtlich: Das Geld, auf das
       der Staat verzichtete, indem er für drei Monate die Mineralölsteuer senkte,
       hätte er lieber an die Bürger ausschütten sollen. Es wäre nicht nur
       sozialpolitisch die bessere Variante gewesen, sondern auch umweltpolitisch.
       
       18 Aug 2022
       
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