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       # taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Musik für das Publikum
       
       > Gendergerecht und inklusiv meldet sich das Popkultur Festival zurück. Der
       > Kiezsalon startet eine neue Reihe in der galerie weisser elefant.
       
   IMG Bild: Zu Gast beim Popkultur Festival: Painting
       
       Die Radio-DJ-Legende John Peel war ihr Fan. Und Musiker:innen von Lou
       Reed über Underworld bis zu den Melvins waren und sind es sowieso.
       Melt-Banana sind musician’s musicians, machen allerdings auch allen anderen
       Spaß.
       
       Seit ihren Anfängen in den frühen 1990er Jahren ist die japanische
       Noise-Band, die dennoch reichlich Popappeal besitzt, von einem Quartett auf
       Duo-Format geschrumpft; und es ist auch schon neun Jahre her, dass die
       beiden ein Album veröffentlichten.
       
       Doch eine tolle, frenetische Energie strahlen die am Limit kreischende und
       winselnde Sängerin Yasuko Onuki und Gitarristin Ichiro Agata noch immer
       aus. Dem Vernehmen nach lassen sie sich dazu nicht zuletzt von dem
       Wechselbad der Gefühle inspirieren, das Computerspiele bei ihnen auslösen.
       Zu erleben sind die beiden Frauen am Samstag im Urban Spree (20. 8., 20
       Uhr, [1][Tickets gibt es hier ab 22,50 Euro]).
       
       Ebenfalls am Samstag lädt die Agentur Digital in Berlin, unter anderem
       Veranstalter des immer wieder lohnenswerten Kiezsalons, zu einer [2][neuen
       Veranstaltungsreihe in die galerie weisser elefant] in der Auguststrasse –
       die ihren größten Raum in diesem Sommer übrigens mit großformatigen
       Stoffbahnen und Liegeflächen in einen Rückzugsort vor dem urbanen Gewusel
       verwandelt hat – eine Installation, die vom Quiet Club des Künstlers und
       Musikers Brian Eno aus dem Jahr 2010 inspiriert ist.
       
       Zu Gast im weissen elefant sind zum Auftakt der Musiker und
       Musikwissenschaftler Luciano Chessa und der elektroakustische Komponist
       Lucio Capece, der vor allem mit Bassklarinette und Sopransaxofon arbeitet
       (20. 8., 18 Uhr Einlass, 19-22 Uhr Konzerte und DJ-Set, Eintritt frei)
       
       Am Montag gibt es dann Gelegenheit, den tollen Singer-Songwriter Chad
       VanGaalen zu erleben, der eigenwillige, bisweilen krautige Songtexturen mit
       schrägen Melodien und einem warmen Sound zusammenbringt.
       
       Sein letztes, nicht unbedingt kohärentes, dafür aber ausgesprochen
       experimentierfreudiges Album aus dem vergangenen Jahr trug den schönen
       Titel „World's Most Stressed Out Gardener“. Zu Gast ist der Kanadier in der
       Kantine Berghain (22. 8., 20.30 Uhr, Tickets für 16,50 Euro [3][gibt es
       hier]).
       
       Ab Mittwoch lädt dann wieder die Pop-Kultur für drei Tage auf das Gelände
       der Kulturbrauerei; das Festival zeichnet sich nicht nur durch ein
       gendergerechtes Booking aus, sondern insgesamt durch einen ausgesprochen
       inklusiven Ansatz. Und durch ein Programm, das über einen angelsächsischen
       und eurozentrischen Fokus hinausgeht – auch Afrika oder Osteuropa sind ein
       Thema.
       
       Naturgemäß gibt es bei einer so diskursträchtigen Veranstaltung nicht nur
       Live-Musik zu erleben, sondern auch Diskussionen und Filme. Und Orte des
       Austauschs – etwa die Çaystube, die zur festen Festival-Institution
       geworden ist und in deren Rahmen diesmal der „Karaokee Xpress“ Gelegenheit
       bietet, selbst mal kurz Popstar zu sein. Aufmerksamkeit bekommt hier auch
       das vielseitige Musikschaffen vor der eigenen Haustür; Berlin ist bei den
       Festivalmacher:innen, auch pandemiebedingt, wieder stärker in den Fokus
       gerückt.
       
       So lockt zur Eröffnung [4][die neue Berliner Supergroup] Painting; das
       Avantgarde-Trio GEWALT löst mit ihrem Commissioned Work „Du bist Gewalt“
       die Grenzen zwischen Publikum und Performance auf; und Lotic aus Houston,
       Texas, die, zunächst als Teil Janus Collective, seit einem guten Jahrzehnt
       das Berliner Clubleben aufmischt – erst als DJ, seit 2018 auch als Sängerin
       – wird ein Live-Konzert spielen. Während Bands wie Isolation Berlin und Ja,
       Panik eher etabliertes Terrain beackern (24.-26. 8., Festivalticket 75 / 38
       Euro, Tagestickets 31 / 16 Euro, Talktickets 8,50 Euro, weitere Infos:
       [5][www.pop-kultur.berlin]).
       
       19 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.eventbrite.de/e/modernbon-presents-melt-bananaskuv-87ticketsleft-tickets-384114445647
   DIR [2] http://www.galerieweisserelefant.de/?p=3203
   DIR [3] https://puschen.tickets.de/de/event/1005519
   DIR [4] /Neue-Musik-aus-Berlin/!5850766
   DIR [5] https://www.pop-kultur.berlin
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stephanie Grimm
       
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