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       # taz.de -- TV-Moderator Plasberg hört auf: Rumrenner ohne Ansagen
       
       > Moderator Frank Plasberg macht Schluss bei „Hart aber fair“ und geht in
       > Rente. Tatsächlich? Schade wäre das – und Jobs gibt es ja gerade.
       
   IMG Bild: Plasberg bezog von Anfang an die Zuschauerschaft mit ein
       
       Gefühlt hat Frank Plasberg noch Jahrzehnte vor sich. Aber bei Wikipedia
       steht’s schwarz auf weiß: Der Kerl ist tatsächlich schon 65. Und „Hart aber
       fair“ läuft auch schon seit über zwei Jahrzehnten.
       
       Als die Sache anno 2001 startete, hieß der ARD-Polittalk noch „Sabine
       Christiansen“. Davor hatte „Talk im Turm“ im Privatsender Sat.1 den
       lässigen TV-Austausch mit der Politik salonfähig gemacht. Die ARD schaffte
       das Kunststück, das Konzept fast eins zu eins zu klauen und gleichzeitig
       das Niveau zu senken. Jetzt sind sie nach einem absoluten Tiefpunkt namens
       „Günther Jauch“ bei „Anne Will“ angekommen. „Das hast du jetzt aber hart
       und gar nicht fair formuliert“, sagt die Mitbewohnerin.
       
       Heute heißen alle Polittalks nach ihren Macher*innen. Nur Plasberg blieb
       stoisch bei „Hart aber fair“, obwohl er wie alle Politmoderatoren natürlich
       auch ein eitler Sack ist. Das liegt vermutlich an Jürgen Schulte, dem
       Regisseur und „Schnipselmann“, mit dem „Ansager“ Plasberg die Sendung
       erfunden hat und bis heute macht. Schulte sorgt für Bodenhaftung und die
       Einspielfilme, mit denen 2001 „Hart aber fair“ so richtig neu war.
       
       Außerdem fragt Plasberg anders, schärfer und meistens immer noch
       interessanter als der Rest. Beim Start im WDR-Dritten war „Hart aber fair“
       satte 90 Minuten lang und bezog von Anfang an die Zuschauerschaft mit ihren
       Fragen und Kommentaren ein. Dabei gab’s weder Twitter noch Facebook. „Man
       kann eben auch in der Regionalliga Bundesliga versuchen“, war Plasbergs
       Motto. Und plötzlich guckten in der Regionalliga eine Million zu. 2005
       wurde Plasberg und Schulte der WDR-Byzantinismus zu bunt, sie gründeten
       ihre Produktionsfirma „Ansager und Schnipselmann“. Da hätten sie schon
       längst ins Erste gehört.
       
       ## Keinen Bock auf Plasberg
       
       Doch ARD-Programmchef Günter Struve hatte auf Plasberg keinen Bock. Dann
       prasselten Grimme-, Deutsche- Fernseh- und HaJo-Friedrichs-Preise auf „Hart
       aber fair“ ein. 2007 war’s soweit, im Ersten ist die Sendung bloß eine
       halbe Stunde kürzer. Ging trotzdem gut. Plasberg moderierte zwischendurch
       Kanzler- und Paarduelle wie 2009 mit Merkel und Steinmeier. Doch
       durchgeregelter Polit-Sitzfußball war ihm sichtlich nichts, der Mann will
       rumrennen, Menschen unterbrechen, Chef sein und vor allem – am Ende Recht
       behalten.
       
       Jetzt hört Plasberg im Herbst einfach auf. „Um nicht böse überrascht zu
       werden, hier der Ausblick: [1][Uns stehen noch sieben Jahre Illner, je neun
       Jahre Will und Maischberger und über ein Jahrzehnt Markus Lanz bevor!]“,
       rechnet die Mitbewohnerin vor. Frank, das ist hart, und so gar nicht fair.
       Und dir wird garantiert furchtbar langweilig. Wobei, beim RBB ist für
       engagierte Rumrenner zwischen Berlin und Potsdam gerade was frei.
       
       18 Aug 2022
       
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