# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Lied der Erinnerungen
> „Now and Then“, das neue Album der Band Multumult ist urbane Folklore und
> psychodelisches Experiment. Vor allem lehrt es die Facetten der
> Melancholie.
IMG Bild: Die Band Multumult veröffentlicht hin und wieder ein Album: Zuletzt „Now and Then“
Wer sich Melancholie nur als Versenkung vorstellt, hat sie nicht begriffen.
Den melancholischen Menschen geschieht eine ganze Menge, wenn es sie
überkommt, und Unruhe gehört durchaus dazu. Ein Beispiel dafür ist das
komplette dritte Album der rumänischen experimentellen Folkband Multumult
„Now and Then“.
Und speziell das Stück „Când eram in vremea mea …“ Ein traditioneller Song
urbaner Folklore, bei Multumult wird aus dem Lied der Erinnerungen ein
13-Minüter mit epischer Struktur: Keyboardflächen, rhythmisch akzentuiertes
Klatschen, wehmütige Geigen- und Flötentöne, dazu sich überlagernder Gesang
von Frau und Mann – seiner verliert sich in ein Echo. Das Stück ist
charakteristisch für das Album, wobei zu seiner speziellen Dramaturgie
gehört, dass es kurz vor der Sperrstunde einmal kurz tanzbodentauglich
wird.
[1][Multumult] sind: Marina Pingulescu (Geige, Gesang), Călin Torsan
(traditionelle Flöten, Klarinette, Gesang), Vasile Ghergel (Elektronik,
Mix) und Marius Achim (Elektronische Percussion). Debütiert haben Multumult
2015 auf einem griechischen Mikrolabel, mittlerweile teilen sie sich ihren
Platz unter dem Dach des Berliner Lollipoppe Shoppe mit vielen anderen
osteuropäischen und zentralasiatischen Psychedelic-Bands.
Multumults unorthodoxer und dabei virtuoser Umgang mit Folklore erinnert an
das slowenische Trio Širom oder die ungarisch-serbischen Komponisten Ernö
Király und Félix Lajkó. Diese Musik hat etwas hochgradig kinoartiges, und
es passt aufs Schönste, dass Multumult seit Jahren regelmäßig in der
Weißenseer Brotfabrik zu Gast sind. Nächsten Montag ist Leinwandkonzert.
10 Sep 2022
## LINKS
DIR [1] https://www.multumult.ro/home
## AUTOREN
DIR Robert Mießner
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