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       # taz.de -- Teilsieg für Abtreibungsrecht in den USA: Signal vor den Vorwahlen
       
       > Ein Bundesrichter hat das rigide Abtreibungsverbot im Staat Idaho
       > gekippt. Es dürfte Auswirkungen auf die Stimmung vor den Herbstwahlen
       > haben.
       
   IMG Bild: Proteste gegen ein Abtreibungsverbot in Idaho im Mai 2022
       
       Ein kleiner Sieg für die Pro-Choice-Bewegung in Idaho und ein wichtiges
       Symbol im Kampf um reproduktive Rechte für Frauen in den gesamten USA: Am
       Mittwoch hat [1][ein Bundesrichter ein vollständiges Abtreibungsverbot im
       tief konservativen Staat Idaho gestoppt].
       
       Dieses hatte zwar die Möglichkeit einer Abtreibung im Falle einer
       Vergewaltigung und bei Lebensgefahr der Schwangeren vorgesehen.
       Medizinische Notfälle, also ein Risiko für deren Gesundheit etwa bei
       drohendem Organversagen, zählten hingegen nicht. Mit einer Strafe von bis
       zu fünf Jahren Gefängnis sollten behandelnde Ärzte und das
       Gesundheitspersonal belegt werden, wenn sie in einem solchen Fall eine
       Abtreibung vornähmen.
       
       Dies, so urteilte der vom damaligen Präsidenten Bill Clinton 1995
       eingesetzte Richter B. Lynn Winmill nun, verstoße gegen das Bundesgesetz
       zur Notfallversorgung, das öffentlich finanzierten Krankenhäusern
       vorschreibt, Patient*innen eine „stabilisierende Behandlung“ zukommen
       zu lassen.
       
       Es ist ein Teilsieg der Biden-Regierung im Kampf für weibliche
       Selbstbestimmung, seitdem [2][der Oberste Gerichtshof im Juni das Recht auf
       Abtreibung aus der Verfassung gekippt hat]. Denn noch steht ein weiteres
       Urteil über eine Klage des Bundesjustizministeriums gegen Idaho aus. Gut
       möglich, dass das aktuelle Urteil noch gekippt wird.
       
       ## Mehrheit für Legalisierung
       
       Doch es ist ein Signal, das gut zwei Monate vor den wichtigen
       Zwischenwahlen auf diejenigen – auch konservativen – Wähler*innen im
       Land wirken dürfte, denen der rigide Antiabtreibungskurs der Republikaner
       zu weit geht. Ein weiteres wichtiges Zeichen hatten die Menschen im
       stockkonservativen Staat Kansas Anfang des Monats gesetzt, als sich in
       einem Referendum 59 Prozent der Wähler*innen für die Beibehaltung von
       reproduktiven Rechten ausgesprochen hatten.
       
       Das entspricht in etwa der landesweiten Stimmung: Rund 60 Prozent der
       US-Amerikaner*innen wollen Umfragen zufolge, dass Abtreibung grundsätzlich
       legal ist – mit welchen Einschränkungen auch immer. Zweifelhaft ist
       jedoch, ob Frauenrechte für die Mehrheit der Wähler*innen
       wahlentscheidend sind.
       
       25 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.nytimes.com/2022/08/24/us/politics/idaho-abortion-ban.html
   DIR [2] /Oberstes-Gericht-in-den-USA/!5863159
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sunny Riedel
       
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