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       # taz.de -- Entlastungsvorschlag der CDU: 300 Euro Energiegeld für alle
       
       > CDU-Chef Wegner will, wie SPD-Chef Saleh, in der Energiekrise Milliarden
       > aus dem Haushalt direkt an die Berliner überweisen.
       
   IMG Bild: CDU-Chef Wegner fordert vom rot-grün-roten Koalitionsgipfel ein Energiegeld von 300 Euro für alle
       
       Berlin taz | Sie sind beide fast seit Jahrzehnten in der Landespolitik, sie
       sind etwa gleich alt, sie sind beide aus Spandau und wohnen in Kladow.
       Aktuell eint Kai Wegner, den Berliner CDU-Partei- und Fraktionschef, aber
       noch etwas mit Raed Saleh, der die gleichen Funktionen bei der SPD hat.
       Beide meinen, wider die Mahnung der Finanzverwaltung, dass im
       [1][Landeshaushalt] gerade über zwei Milliarden Euro abzuschöpfen und, der
       Krise wegen, der Bevölkerung „zurückzugeben“ seien. Am Donnerstag schlug
       Wegner konkret vor, davon 300 Euro an jeden in der Stadt zu überweisen,
       Rentnern und Studierenden doppelt so viel, und mit dem Rest in der Krise
       die landeseigenen Unternehmen zu stützen. Zeit, um auf Entlastungen aus der
       Kasse des Bundes zu warten, sieht der CDU-Chef nicht.
       
       [2][Übereinstimmungen zwischen SPD und CDU] hatte es schon im Wahlkampf
       2021 gegeben. Da arbeiteten etwa in Spitzenkandidaten-Talks der taz Wegner
       und Salehs SPD-Co-Chefin Franziska Giffey teils mit denselben Beispielen,
       erwähnten etwa dieselbe Krankenschwester, der nachts nicht zuzumuten sei,
       noch Bus zu fahren.
       
       So ist es auch an jenem Donnerstag in Besprechungsraum 377 des
       Abgeordnetenhauses, in dem Wegner Vorschläge seiner Fraktion vorstellt. Die
       soll das zwar erst noch beschließen. Weil sich aber schon tags darauf am
       Freitag die führenden Köpfe der rot-grün-roten Koalition zu einem
       Spitzengespräch über Krisenhilfe und Entlastung treffen, will Wegner seine
       Forderungen rechtzeitig vor dem Treffen platzieren.
       
       Neben dem Energiegeld von 300 Euro für jeden in Berlin ruft er nach einem
       Energiegipfel, der in einen dauerhaften Energierat münden soll. Darin soll
       die Berliner und Brandenburger Politik mit Vertretern der Energieversorger,
       der Wohnungswirtschaft, der Unternehmerschaft und deren
       Verbraucherzentralen zusammen sitzen. Ziel: ein genaues Lagebild als Basis
       für gemeinsame Maßnahmen gegen Energieknappheit.
       
       ## CDU will den Energiepreisdeckel
       
       Daneben fordert Wegner mehrere Gesetzesänderungen, die es einfacher machen
       und beschleunigen, beispielsweise ein Dach mit Solaranlagen auszurüsten.
       Der CDU-Chef, im vergangenen Jahr [3][großer Gegner eines Mietendeckels],
       kann beim Thema Energiepreise einer Deckelung durchaus viel abgewinnen:
       Dann müssten die Energiekunden nur den Durchschnittspreis des vergangenen
       Jahres zahlen, alles käme aus dem Bundeshaushalt. Außerdem verlangt Wegner
       eine Mehrwertsteuersenkung.
       
       Finanzsenator Daniel Wesener von den Grünen hatte am Dienstag klipp und
       klar gemacht, dass aus Sicht seiner Verwaltung von einem Gewinn gar keine
       Rede sein kann. Zwar weist die Zwischenbilanz des Landeshaushalts
       tatsächlich als Plus jene 2,3 Milliarden aus, die Wegner genau auch Saleh
       zumindest teilweise „an die Bürger zurück geben“ will.
       
       Doch laut Wesener muss man sich dieses Geld wie ein Portemonnaie
       vorstellen, das mittags deshalb noch voll ist, weil der für den Vormittag
       vorgesehene Einkauf ausfiel und nun nachzuholen ist. Denn das
       Abgeordnetenhaus hat den Haushalt für 2022/23 [4][erst Ende Juni]
       beschlossen: Große, geplante Investitionen lagen bis dahin auf Eis.
       Außerdem rechnen Experten mit einbrechenden Steuereinnahmen. „Mit Glück“,
       so Wesener, erreiche man am Jahresende einen ausgeglichenen Haushalt.
       
       25 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
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   DIR [3] /Wenn-der-Mietendeckel-scheitert/!5659068
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   DIR Stefan Alberti
       
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