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       # taz.de -- Filmempfehlungen für Berlin: Jenseits der roten Teppiche
       
       > Ein Porträt von Erika und Ulrich Gregor, die Anfang der 70er das Arsenal
       > mitbegründeteten, 24 Stunden Horrorfilme und UFA-Filmnächte mit
       > Live-Musik.
       
   IMG Bild: Arsenal-Geschichte: Ulrich und Erika Gregor in „Komm mit mir in das Cinema. Die Gregors“ (2022)
       
       Als sich kongenial ergänzendes Paar waren Erika und Ulrich Gregor eine
       Institution der Berliner Kinoszene: Sie waren 1971 die
       Mitbegründer:innen des Internationalen Forums des jungen Films, das
       sie zunächst als Gegenveranstaltung, dann als Ergänzung der Berlinale noch
       bis ins Jahr 2000 leiteten und mit ihrer Kenntnis und ihrem Enthusiasmus
       für das Kino jenseits der roten Teppiche prägten. Gespräche mit den
       Filmemacher:innen auf der Bühne des Delphi-Kinos waren dabei ebenso
       wichtig wie die sagenhaft umfangreichen Informationsblätter, die zu jedem
       Film herausgegeben wurden.
       
       Im Alltag noch wichtiger war das [1][Kino Arsenal], das die von den Gregors
       mitbegründeten Freunde der Deutschen Kinemathek seit 1970 in der
       Welserstraße betrieben und das mit seinem Programm einen (Film-)Blick in
       alle Welt anbot, historisch wie zeitgemäß aktuell.
       
       Die Dokumentarfilmerin Alice Agneskirchner hat mit „Komm mit mir in das
       Cinema – Die Gregors“ jetzt ein dokumentarisches Porträt von Erika und
       Ulrich Gregor geschaffen, das durch Interviews, Archivmaterial und
       insgesamt vierzig Filmausschnitte Leben und Schaffen des Paares mit der
       Zeitgeschichte und der Wirkungsgeschichte bestimmter Filme verknüpft, die
       von den Gregors angeschoben und mitbestimmt wurde. Die Vorführung im Kino
       Arsenal (wo sonst?) ist die Vorpremiere zum regulären Kinostart, als Gäste
       sind neben Erika und Ulrich Gregor auch Regisseurin Alice Agneskirchner und
       die Produzentin Sandra Ehlermann anwesend (31.8., 19 Uhr, [2][Arsenal 1]).
       
       An Freunde einer doch recht anderen Art von Kino richtet sich das
       [3][„Berlin 24 Hour Horror-A-Thon“], ein Filmprogramm mit acht
       Horrorfilmen, darunter „Der Exorzist“, Kathryn Bigelows Vampirfilm „Near
       Dark“, George A. Romeros großer Zombieklassiker „Dawn of the Dead“ sowie
       „Nekromantik“ von Berlins Splatter-Spezialisten Jörg Buttgereit. Da wird
       dann reichlich in Eingeweiden gewühlt, und weil einige der Filme eine lange
       Geschichte von Zensureingriffen aufzuweisen haben, dreht sich auch das
       Gespräch der anwesenden Gäste um dieses Thema: Ken Foree, einer der
       Hauptdarsteller aus „Dawn of the Dead“ diskutiert dabei mit Jörg
       Buttgereit, moderiert wird das Gespräch von David DMP Moore (26.8., 18 Uhr,
       [4][Babylon Mitte]).
       
       ## Vom Stummfilm zur Tonfilmoperette
       
       Denkt man an Lilian Harvey und Willy Fritsch dann steht einem natürlich
       immer das vielbeschworene „Traumpaar“ der Tonfilmoperetten (die eher
       Musicals waren) aus den 1930er Jahren vor Augen. Doch Harvey und Fritsch
       waren das erste Mal tatsächlich bereits in einem Stummfilm gemeinsam auf
       der Leinwand zu sehen und zwar in „Die keusche Susanne“, einer flotten
       Komödie, die Regisseur Richard Eichberg 1926 nach Vorlage einer populären
       Operette von Jean Gilbert inszenierte.
       
       Allerdings ist Harvey nicht die titelgebende Susanne, sondern deren adlige
       Konkurrentin Jacqueline um die Gunst des feschen René (Fritsch). Susanne,
       die in einem Doppelleben das brave Mädchen in der heimischen Provinz mimt,
       während sie in Paris ausgelassen auf den Tischen tanzt, wird verkörpert von
       Ruth Weyher, die einer interessierten Öffentlichkeit heute nicht mehr so
       präsent ist – sie beendete ihre Karriere mit Ende der Stummfilmzeit. Zu
       sehen ist der selten gespielte Film bei den UFA-Filmnächten mit Live-Musik
       vom Silent Light Ensemble (26.8., 21 Uhr, [5][Kolonnadenhof] der Alten
       Nationalgalerie).
       
       26 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.arsenal-berlin.de/
   DIR [2] https://www.arsenal-berlin.de/
   DIR [3] https://babylonberlin.eu/film/4409-the-berlin-24-hour-horror-a-thon-vip
   DIR [4] https://babylonberlin.eu/
   DIR [5] https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/museumsinsel-berlin/museumsgebaeude/kolonnadenhof/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lars Penning
       
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