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       # taz.de -- Bundesweite Solarpflicht: Alles hängt am Handwerk
       
       > Die Solarpflicht wird es nicht bringen. Der Flaschenhals der Energiewende
       > ist nicht mangelnder Bürgerwille, sondern der Fachkräftemangel im
       > Handwerk.
       
   IMG Bild: Es fehlen die Handwerker
       
       Eine Solarpflicht auf Bundesebene, braucht man die wirklich? Schließlich
       sollte es nicht nötig sein, bei den aktuellen Energiepreisen noch irgend
       jemanden zu seinem Wohl in Form billigeren Stroms zu zwingen. Doch in der
       Politik scheint man offenbar zu denken: doppelt hält besser. Eine
       Baupflicht und das ökonomische Interesse der Bürger – damit muss die
       [1][Energiewende] einfach zum Selbstläufer werden.
       
       Wenn die Welt nur so einfach wäre. Denn es ist nicht der fehlende Wille der
       Bürger, dem durch eine Baupflicht nachgeholfen werden müsste. Vielmehr
       hängt die Energiewende schlicht daran, dass irgendwer die [2][Solarmodule
       auf die Dächer] schrauben muss. Die fehlenden Handwerker sind der
       Flaschenhals des erhofften Solarbooms.
       
       Aber so funktioniert Politik: Mit einer Baupflicht für Photovoltaik lässt
       sich mehr Applaus ernten als etwa mit einem milliardenschweren
       Förderprogramm für die [3][Berufsschulen des Handwerks]. Schon vor Monaten
       hatten die Handwerksverbände an die Politik appelliert: Nur mit einer
       „großen Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive“ sei die Energiewende im
       Gebäudesektor überhaupt umsetzbar.
       
       Niemand, der gerade einen Handwerker braucht, kann daran zweifeln. Deswegen
       muss die Politik endlich die berufliche Ausbildung stärken, was durchaus
       auch zulasten der akademischen Ausbildung gehen darf. Nämlich jener Fächer,
       die in der freien Wirtschaft nur geringe Perspektiven bieten.
       
       Vor allem ist es auch eine gesellschaftliche Frage: Das Handwerk muss
       wieder den Stellenwert erhalten, der ihm gebührt. Das beginnt damit, dass
       man junge Menschen auch zur praktischen Arbeit motiviert. Daran aber fehlt
       es in Familien und Schulen. Dass in weiterführenden Schulen eine
       zusätzliche Fremdsprache oft als wichtiger erachtet wird als Erfahrungen an
       Drehbank und Fräse, ist kein adäquater Umgang mit den Herausforderungen der
       Zukunft. Und schon gar nicht mit den Notwendigkeiten der Energiewende.
       
       16 Sep 2022
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bernward Janzing
       
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