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       # taz.de -- Schweizer Endlagerfrage: Strahlender Müll
       
       > Darauf, wo die Schweiz ihre radioaktiven Abfälle lagert, hat Deutschland
       > keinen Einfluss. Für das nahegelegene Hohentengen ist das Pech.
       
   IMG Bild: Das schweizerische AKW Leibstadt im Februar 2017. Der Müll soll kurz vor Deutschland endlagern
       
       Bedauerlicherweise liegt Bayern von Stadel im Kanton Zürich 130 Kilometer
       weg: Wahrscheinlich ist das zu weit, um Ministerpräsident Markus Söder
       (CSU) zu beeindrucken und seine Begeisterung für eine Laufzeitverlängerung
       zu dämpfen. Nach Hohentengen in Baden-Württemberg hingegen braucht man
       vom designierten Schweizer Endlagerstandort Nördlich Lägern jedoch nur eine
       Stunde zu Fuß.
       
       Dort ist man nicht froh über die Ankündigung der Nationalen
       Endlagersuch-Genossenschaft (Nagra), den Atommüll gleich auf der anderen
       Rheinseite für die nächsten 200.000 Jahre in Ton einzuschließen. Für die
       Gegend ist das schlimm. Auch erschüttert das Erdbeben gleich nebenan
       [1][die optimistische Einschätzung der Nagra in Bezug auf die Tektonik],
       und ob sie alle rechtlichen oder plebiszitären Hürden nimmt, wird erst in
       zehn Jahren feststehen.
       
       Dadurch, dass die professionellen Endlagensucher*innen den jetzt für
       ideal befundenen Standort 2015 für ungeeignet erklärt und erst auf Druck
       der Atomaufsichtsbehörde wieder ins Verfahren [2][zurückgeholt hatten],
       ergeben sich möglicherweise juristische Hebel und ganz sicher Zweifel an
       der sachlichen Motivation, ihn jetzt doch zu wählen.
       
       Das erinnert daran, dass es um ein Problem geht, für das es keine gute
       Lösung gibt. Von den schlechten hatte die Schweiz, das Verfahren
       betreffend, mit einer – so die Idee – unabhängigen Genossenschaft schon vor
       50 Jahren die beste gefunden. Man hält am Grundsatz fest, selbst
       produzierten Müll zu Hause zu verklappen. Und dass man bei der Frage des
       Wirtsgesteins auf Opalinuston-Standorte verfallen ist, scheint geologisch
       [3][nachvollziehbar].
       
       Bedeutet: Es kann fachlich gute Argumente gegen Nordlich Lägern geben. Die
       Nähe zu Deutschland gehört nicht dazu. Denn keiner der nach den benannten
       Kriterien plausiblen Standorte läge in nennenswert größerer Entfernung zur
       Grenze. Darauf Rücksicht zu nehmen, wie [4][deutsche Bürgerinitiativen von
       der Schweiz fordern], ist blanker Nationalismus: Kein Land hat einen
       Anspruch auf einen Sicherheitskorridor zum Nachbarn.
       
       11 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://nagra.ch/nagra-schlaegt-noerdlich-laegern-vor/
   DIR [2] https://www.bote.ch/nachrichten/bilderundvideos/videos/ensi-entscheid-direktor-hans-wanner-nimmt-stellung-sts-10075
   DIR [3] https://www.gfz-potsdam.de/presse/meldungen/detailansicht/wie-maechtig-sollte-ton-als-wirtsgestein-fuer-ein-endlager-sein
   DIR [4] https://www.mitwelt.org/atom-muell-info-schweiz-nagra.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Schirrmeister
       
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