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       # taz.de -- Konfrontation in der Ägäis: Gefährlicher Theaterdonner
       
       > Der griechisch-türkische Konflikt in der Ägäis ist alt. Die aktuelle
       > Eskalation hat vor allem Wahlkampfgründe, ist allerdings brandgefährlich.
       
   IMG Bild: Blick auf den Horizont: In der Ägäis vor Lesbos bauen sich die griechisch-türkischen Spannungen auf
       
       Im Schatten des Krieges in der Ukraine entwickelt sich in der Ägäis eine
       weitere Krise, die, wenn es schlecht läuft, das Potenzial zu einer
       bewaffneten [1][Auseinandersetzung zwischen den Nato-Partnern Griechenland
       und der Türkei] hat. Am Samstag hat die griechische Küstenwache auf einen
       türkischen Frachter geschossen und der türkische Präsident Erdoğan droht
       unverhohlen mit einem Angriff auf griechische Inseln vor der türkischen
       Küste.
       
       Die Konflikte zwischen der Türkei und Griechenland [2][in der Ägäis] und im
       Mittelmeer sind Jahrzehnte alt. Es geht um Hoheitsgewässer und den
       dazugehörigen Luftraum über den Inseln und dem Festland. Es geht um
       Festlandssockel und Schürfrechte für Öl und Gas, und es geht um die Rechte
       der türkischen Minderheit auf Zypern. In diesen Konflikten, die tatsächlich
       schwer zu lösen sind, gibt es immer wieder Phasen, in denen es zu
       Annäherungen kommt und Phasen der Eskalation, die bis kurz vor bewaffnete
       Einsätze gehen. Vor ein paar Jahren war es anlässlich von
       Explorationsfahrten türkischer Spezialschiffen in angeblich griechischen
       Hoheitsgewässern fast zu einem Schusswechsel zwischen Kriegsschiffen der
       beiden Nationen gekommen, die anschließenden Verhandlungen platzten im
       Frühsommer dieses Jahres, weil Griechenland unbedingt verhindern will, dass
       die USA der Türkei Flugzeuge zur Modernisierung ihrer Luftwaffe verkaufen.
       Seitdem dreht sich wieder die Eskalationsspirale.
       
       Das hat auch ganz banale Gründe. Sowohl in Griechenland als auch [3][in der
       Türkei wird nächstes Jahr gewählt]. Beide Regierungen stehen unter Druck
       und die Anstachelung von Nationalismus gehört in beiden Ländern zum
       Standardrepertoire für Wahlkämpfe. Doch das ist brandgefährlich. Was
       womöglich als Theaterdonner gedacht ist, kann in der angespannten
       Atmosphäre leicht aus dem Ruder laufen. Ein Schusswechsel kann eskalieren,
       weil niemand das Gesicht verlieren will und sich beide Seiten gerade stark
       fühlen. Es wird höchste Zeit, dass EU und USA beiden Seiten klarmachen,
       dass das Letzte, was die Welt jetzt brauchen kann, ein weiterer Krieg ist.
       
       11 Sep 2022
       
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   DIR Jürgen Gottschlich
       
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