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       # taz.de -- Polizei empört sich über Ausstellung: Kein Rassismus bei der GdP
       
       > Die Gewerkschaft der Polizei kritisiert die Grüne Jugend Braunschweig
       > wegen einer Ausstellung über rassistische Polizeigewalt.
       
   IMG Bild: Die GdP ist sich sicher, dass es eine Studie über Rassismus innerhalb der Polizei nicht braucht
       
       Hamburg taz | Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat die Grüne Jugend
       Niedersachsen wegen der Ausstellung „Echte Freiheit statt Repression“ in
       Braunschweig attackiert. Darin geht es um rassistische Polizeigewalt und
       deren Opfer.
       
       Der grüne Nachwuchs, findet die GdP, reproduziere nicht nur „Klischees über
       strukturellen Rassismus in der Polizei“, sondern stelle auch die „Arbeit
       des Rechtsstaates als Ganzes infrage“. Ganz nach dem Vorbild der
       konkurrierenden Deutschen Polizeigewerkschaft (DpolG) mit dem lauten,
       häufig durch rechtspopulistische Äußerungen auffallenden Vorsitzenden
       Rainer Wendt, stellt sich nun auch die GdP gegen jegliche Kritik an
       Polizeigewalt und [1][Rassismus innerhalb des Apparats].
       
       Dass sich die Gewerkschaft damit nicht nur lächerlich, sondern auch
       unglaubwürdig macht, ist hier nicht zentral. Vielmehr zeigt nun auch die
       etwas fortschrittlichere Vertretung der deutschen Ordnungsmacht mit ihrer
       realitätsfernen Behauptung, es gebe in der Polizei weder Racial Profiling
       noch strukturellen Rassismus, dass sie für dieses tödliche Problem kein
       Bewusstsein hat.
       
       Die Grüne Jugend fordert im Zuge ihrer Ausstellung auf dem
       Herzogin-Anna-Amalia-Platz höchste Standards der Transparenz für die
       Polizei. Dass jene sich „mangels erkennbarer Grundlage“ gegen eine
       [2][Studie zu Rassismus innerhalb ihrer Reihen] verwehrt, ist entlarvend.
       
       ## Betroffene werden nicht ernst genommen
       
       Schwache Argumente übergeht die GdP mit pauschalen Vorwürfen gegen die
       Grüne Jugend, deren Forderungen „unsachgemäß“ seien. Den „diffamierenden
       Anschuldigungen“, wie die stellvertretende GdP-Landesvorsitzende
       Niedersachsens, Andrea Timmermann, sich ausdrückte, wird mit eigenen
       Diffamierungen begegnet.
       
       Das Vertrauen der Bürger:innen zu erringen, dessen sich die GdP vor
       allem bei Menschen mit Migrationshintergrund rühmt, wird mit einer solchen
       Haltung nicht gelingen. Laut dem Integrationsbarometer des
       Sachverständigenrates für Integration und Migration ist gerade das durch
       Diskriminierungserfahrungen gestört. Die Gewerkschaft macht mit ihren
       Äußerungen deutlich, dass sie die von Rassismus durch Polizist:innen
       Betroffenen nicht ernst nimmt.
       
       Zum Fall des 2021 in Delmenhorst nach einem Aufenthalt in Polizeigewahrsam
       gestorbenen jesidischen Geflüchteten Qosay Khalaf fiel der GdP lediglich
       ein, eine [3][Entschuldigung vom Flüchtlingsrat] wegen Gewaltvorwürfen zu
       fordern. Sie stellt in ihrer Pressemitteilung darüber hinaus klar: Solange
       Polizist:innen nicht wegen Mordes verurteilt werden, ist für sie auch
       kein Rassismus belegt. Anscheinend hat bisher kein Gewerkschaftsmitglied
       die Ausstellung besucht.
       
       Die Polizei scheint panische Angst vor Selbstkritik zu haben. Rassistische
       Strukturen, ein Problem mit Gewalt – all das darf es nicht geben. Deshalb
       wird versucht, jede kritische Wortmeldung zu verhindern, sei es nun eine
       wissenschaftliche Studie oder eben eine Ausstellung, die Schicksale von
       Betroffenen zeigt.
       
       16 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rassismus-bei-Sicherheitsbehoerden/!5868214
   DIR [2] /Umfrage-zu-Einstellung-und-Motivation/!5866222
   DIR [3] https://www.nds-fluerat.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Fründt
       
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