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       # taz.de -- Trauer um Queen Elizabeth II.: „Sie gab uns Hoffnung“
       
       > Vor dem Königsschloss Windsor nehmen Trauernde von der Queen Abschied. Zu
       > König Charles III. äußern sie sich zuversichtlich.
       
   IMG Bild: Trauer um die Queen vor dem Buckingham Palast
       
       Windsor taz | Ein beständiger Menschenstrom aus der ganzen Umgebung ist in
       Bewegung. Am altehrwürdigen Schloss Windsor weht die Flagge auf Halbmast.
       Chris Edge, 44, ist aus Aylesbury eine Stunde entfernt gekommen. „[1][Queen
       Elizabeth] war immer im Hintergrund meines Lebens präsent“, sagt er. „Meine
       Tochter ist in der Marine, sie dient der Queen. Sie ist eine Person für die
       uns die Welt bewundert.“ Seinen bunten Blumenstrauß will er nun vor das Tor
       legen.
       
       Vor dem Cambridge Gate tun ihm das viele Menschen gleich, so viele, dass
       ein zweigeteiltes Blumenmeer entstanden ist, bewacht vom Sicherheitsmann
       Nic Senion. Der 41jährige lebt eigentlich in der südenglischen Hafenstadt
       Portsmouth. „Als ich hörte, dass man Sicherheitspersonal in Windsor für
       unsere verstorbene Herrscherin brauchte, musste man mich nicht zweimal
       fragen“, erklärt er. „Ich diente im Militär und da war alles, was wir
       taten, für den Souverän.“
       
       Senion hat noch andere Gründe, die Königin zu lieben. „Meine Mutter stammt
       aus Belize. Die Queen und das, wofür sie stand, also das Commonwealth, sind
       der Grund weshalb mein Vater meine Mutter heiratete und ich in diesem Land
       aufwuchs und diesem Land diente.“ Gleich für sieben Tage hat er sich dem
       Dienst hier am Windsor Castle verschrieben, das sei selbstverständlich,
       betont er.
       
       Die Tore zur St. John the Baptist Kirche nicht weit entfernt stehen weit
       offen. Manche sitzen andächtig und nachdenklich auf den Bänken und beten,
       andere zünden Kerzen an oder tragen sich ins Kondolenzbuch ein.
       
       ## „Wir liebten sie“
       
       Josie und Rodney Combs, beide Mitte 70, kamen aus dem benachbarten Marlow
       nach Windsor. Als vor zwanzig Jahren die Queen Mother starb, standen sie
       die ganze Nacht vor der Westminster Hall in London an, wo sie aufgebahrt
       war, um ihr persönlich zu danken. Auch die verstorbene Queen wird dort
       kommende Woche aufgebahrt. „Diesmal schaffen wir das aufgrund unseres Alter
       nicht mehr, deshalb kamen wir hierher, um wenigstens Blumen niederzulegen,“
       bedauert Josie.
       
       Für das Ehepaar ist der tiefe christliche Glaube der Königin und ihre
       Aufopferung für ihren Dienst wichtig gewesen. „Sie gab uns Hoffnung und
       zeigte immer auf den rechten Weg und sie hielt sich an alle ihre
       Versprechen und Regeln“, sind sich die beiden einig.
       
       Trotz ihrer Trauer sind die beiden Alten voller Zuversicht, was König
       Charles betrifft. „Er konnte sich lange vorbereiten und es wird in Ordnung
       sein. Die Monarchie wird bleiben“, ist sich Rodney sicher und fügt hinzu,
       dass sie beide als Kinder noch King George VI erlebten und dass Charles
       III. nun der dritte Monarch ihres Lebens sein wird.
       
       Auch Rahila Akhtar, 49 und ihre Tochter Aishah, 22, aus Windsor, haben
       Blumen am Cambridge Gate niedergelegt. Sie glauben auch, dass alles unter
       Charles gut weitergehen wird. Als die taz Mutter Rahilah, sie ist eine
       Laborbiologin, nach der Queen fragt, kommen ihr die Tränen.
       
       Sie war eine starke Frau, voller Würde, wirklich eine hervorragende
       Königin, der das Wohlergehen der Menschen am Herzen lag, sagt sie. Oft
       haben die beide die Queen im Park vorbeifahren gesehen, und Aishah ging
       sogar mit Prinzessin Louise in die Schule, der ältesten Tochter Prinz
       Edwards.
       
       Pilotin Pamela McNeillie, 36, lebt ebenfalls in Windsor, aber stammt aus
       Schottland. Sie hat heute ihre zweijährige Tochter Olivia zum Cambridge
       Gate gebracht, wo die Kleine einen Blumenstrauß niederlegt. „Sie wird sich
       wahrscheinlich nicht daran erinnern, aber es war mir wichtig, dass sie an
       diesen Moment der Geschichte teilhat“, sagt sie. Was die Queen für sie war?
       „Wir liebten sie“, sagt sie. „Sie war eine beständige Präsenz in unseren
       Leben.“ Und da, unerwartet und plötzlich, kommen auch ihr die Tränen.
       
       Gegen Freitagmittag ertönten an verschiedenen Orten in Großbritannien 96
       Salutschüsse für die Queen und Kirchenglocken läuteten im ganzen Land. Am
       Freitagabend hatte der neue König Charles III. eine vorher aufgenommene
       Fernsehansprache gehalten, als Teil eines Gedenkgottesdienstes in der St.
       Pauls Cathedral, der live im Fernsehen übertragen wurde. Die Rede hat in
       Großbritannien viel Lob und Begeisterung ausgelöst, kommentiert die Zeitung
       „The Times“ in ihrer Samstagsausgabe. Charles III. hatte sichtlich bewegt
       das Versprechen seiner am Donnerstag gestorbenen Mutter Elizabeth II. zum
       lebenslangen Dienst am Volk erneuert.
       
       Charles hat inzwischen eine 17-tägige Trauerzeit ausgerufen, die bis zum
       siebten Tag nach der Bestattung seiner Mutter anhalten wird; die
       Einzelheiten davon sind noch nicht bekannt. Am Samstag um 10 Uhr Ortszeit
       wird Charles offiziell als König ins Amt eingeführt.
       
       10 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
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   DIR Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
       
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