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       # taz.de -- Sportstadion in Berlin: Erst mal auf Eis gelegt
       
       > Der Bezirk Mitte wird seine Eisfreifläche im November noch nicht öffnen.
       > Grund sind Energiesparmaßnahmen. Eine dauerhafte Schließung sei nicht
       > geplant.
       
   IMG Bild: Auch im Winter gönnt sich so mancher ein Eis: Das Erika-Hess-Stadion in Mitte
       
       Berlin taz | Der Bezirk Mitte prüft den weiteren Betrieb des
       Erika-Hess-Eislaufstadions. Grund sind Energiesparmaßnahmen. Am Dienstag
       hat das Bezirksamt beschlossen, die Vereisung der Außenflächen neben dem
       Stadion, die normalerweise für Hobbyläufer ab November erfolgt, um einen
       Monat, also auf Anfang Dezember, zu verschieben – und „gegebenenfalls auch
       um einen weiteren Monat“.
       
       Außerdem bedürfe der „grundsätzliche Umgang mit den Eisflächen im Bezirk
       einer gesamtstädtischen Betrachtung und Beurteilung“, heißt es in dem
       Beschluss des Bezirksamtes. Dazu ermittle man derzeit „den Bedarf der
       verschiedenen Nutzergruppen der Eisflächen“.
       
       Berlin hat vier Hallenstandorte für Eissport. Im Sportforum
       Hohenschönhausen trainiert die Elite des Leistungssports. Daneben gibt es
       an der Landsberger Allee eine landeseigene Eishalle, in Charlottenburg eine
       bezirkliche und eben das Erika-Hess-Eisstadion, das der Bezirk Mitte
       betreibt. Hier trainieren vor allem Amateur- und Nachwuchssportler im
       Eishockey, Eiskunstlauf und Eisstockschließen.
       
       ## 800 Sportler betroffen
       
       Nach Angaben von Reinhard Ketterer, dem Vizepräsidenten des Berliner
       Eissportverbandes mit rund 4.000 Mitgliedern, sind das insgesamt mehr als
       800 Sportler. Außerdem werden in dem Stadion fast jedes Wochenende
       Amateurspiele im Eishockey ausgetragen, für die es keine Ersatzhalle gäbe.
       Eiskunstläufer führen hier regelmäßig lokale Meisterschaften aller
       Kategorien, nationale und internationale Lehrgänge sowie etwa alle fünf
       Jahre Deutsche Meisterschaften durch.
       
       „Anfang August, die Eismeister waren gerade dabei, nach der Sommerpause das
       Eis neu aufzubauen, ordnete der Bezirk an, den Prozess sofort zu stoppen“,
       sagt der Eissportfunktionär. Es sei den Berlinern nicht vermittelbar, so
       viel Energie in eine Eishalle zu stecken.
       
       Unter Eissportlern herrschte daraufhin Panik, einige fürchteten die
       komplette Schließung der Halle. Nach Protesten des Eislaufverbandes und des
       Berliner Landessportbundes wurde der Eisaufbau dann doch fortgesetzt.
       Ketterer: „Es konnten das geplante Training und die geplanten Lehrgänge für
       Eishockey und Eiskunstlauf stattfinden. Aber es hieß, dass eine politische
       Entscheidung kommen werde. Eine spätere Öffnung der Außenfläche stehe
       ebenso zur Disposition wie der Betrieb der Halle überhaupt.“
       
       Gegenüber der taz gibt das Bezirksamt teilweise Entwarnung. Es sie nicht
       vorgesehen, das Erika-Hess-Stadion komplett außer Betrieb zu nehmen. Dafür
       bedürfe es der Abstimmung mit dem Senat.
       
       ## Zwischennutzung als Impfzentrum
       
       Vor gut einem Jahr war das Erika-Hess-Eisstadion schon einmal vom Eis
       befreit: Die riesige Halle [1][wurde als Impfzentrum genutzt]. Ketterer:
       „Das war für den Eissport eine schwierige Zeit, aber eben nur temporär.“
       
       Da wegen der Coronaregeln ohnehin nur Kadersportler trainieren durften,
       konnte die fehlende Eishalle kompensiert werden, sagt er. „Für die
       Nachwuchsarbeit war das aber natürlich ein Einbruch.“ Würde die Halle
       dauerhaft schließen, wäre die Arbeit mit dem Nachwuchs im Berliner Eissport
       nicht mehr möglich.
       
       Oliver Weiß vom Landessportbund sagt: „Der Sport muss und wird beim
       Energiesparen seinen Beitrag leisten. Die Schließung von Sportstätten darf
       aber nicht die prioritäre Leitlinie sein und werden.“ Die Coronapandemie
       hätte die Folgen von Bewegungsmangel und geschlossenen Sportstätten
       deutlich gezeigt. „Sport muss weiterlaufen, denn hier geht es auch um
       Gesundheit, Bildung und Gemeinschaft.“
       
       ## Energetische Sanierung gefordert
       
       Gegen Energiesparen hat Ketterer vom Eislaufverband nichts einzuwenden.
       „Man kann Eishallen energetisch sanieren, wie es in Hohenschönhausen und an
       vielen Orten weltweit geschehen ist.“ Er berichtet, dass im Schweizer
       Luzern eine Eishalle, die vergleichbar groß wie das Erika-Hess-Stadion in
       Berlin ist, durch energetische Sanierung nur noch die jährliche
       Energiemenge von 160 Haushalten pro Jahr verbraucht.
       
       Die Energiemenge, die das Erika-Hess-Stadion nach Angaben vom Bezirksamt
       Mitte verbraucht, entspricht hingegen der von 660 Haushalten. In Luzern
       ist, anders als in Berlin, die Freifläche überdacht und vor Wind geschützt.
       An energetischen Sanierungsarbeiten gab es in der Berliner Eishalle nach
       Angaben des Bezirkes bisher nur die Verbesserung der Beleuchtung.
       
       Und man könne Photovoltaikanlagen auf dem Dach oder neben der Halle zur
       Energiegewinnung nutzen, schlägt Ketterer weiter vor. Solche Anlagen gibt
       es bereits in Düsseldorf, Köln und Pfaffenhofen, in Chemnitz laufen
       Vorbereitungen. So eine Anlage will die zuständige Stadträtin Stefanie
       Remlinger (Grüne) tatsächlich prüfen. Sollte die Installation auf dem Dach
       aus statischen Gründen nicht möglich sein, gäbe es, so Ketterer, genug
       Freiflächen rund um die Halle, die sich sogar noch effektiver zur
       Energiegewinnung nutzen ließen.
       
       1 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
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