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       # taz.de -- Social-Media-Kampagne gegen Baerbock: „Desinformation von der Stange“
       
       > Außenministerin Baerbock versichert der Ukraine ihre Unterstützung,
       > unabhängig von der öffentlichen Meinung. Es folgt eine Schmutzkampagne.
       
   IMG Bild: Annalena Baerbock: ein Opfer prorussischer Desinformation
       
       Berlin taz | Wer Anschauungsmaterial darüber sehen möchte, wie einfach
       [1][Desinformation] verfängt, sollte sich ein Video mit Außenministerin
       [2][Annalena Baerbock] (Grüne) anschauen, das gerade im Netz für Furore
       sorgt. Es geht um eine Stelle, in der sie der Ukraine ihre bereits
       versprochene Unterstützung noch einmal bekräftigt – unabhängig von der
       Meinung ihrer Wähler:innen („no matter what my German voters think“).
       Umgehend schossen sich Linke und radikale Rechte auf Baerbock ein.
       
       Sahra [3][Wagenknecht] (Linkspartei) twitterte: „Eine Außenministerin, die
       erklärtermaßen nicht die Interessen der deutschen Wähler, sondern der
       Ukraine vertritt (…), ist nicht nur eine eklatante Fehlbesetzung, sondern
       eine Gefahr für unser Land.“ Die linke Bundestagsabgeordnete Sevim
       [4][Dagdelen] kritisierte auf dem Kurznachrichtendienst, Baerbock sei ein
       „Totalausfall“.
       
       In radikal rechten Accounts brach eine Schmutzkampagne gegen Baerbock los,
       AfD-Chefin [5][Alice Weidel] forderte ihren Rücktritt. Auch aus der CDU kam
       Kritik, aber andere. Außenpolitiker Norbert Röttgen schrieb auf Twitter von
       „Schein-Heroismus“, weil die Mehrheit der Deutschen zur Unterstützung der
       Ukraine bereit sei. „Demokratische Politiker müssen versuchen, die Anderen
       mit guten Argumenten zu überzeugen und nicht mit Basta.“
       
       ## Baerbock äußert sich eigentlich ganz anders
       
       Das Video wurde im Netz tausendfach geklickt, der Hashtag
       #BaerbockRuecktritt trendete bei Twitter. Die Zitate sind aus einem
       Beitrag, den Baerbock am Mittwoch bei einem Panel in Prag gehalten hat.
       Doch Baerbock sagt eben nicht, wie ihr unterstellt wird, dass ihr die
       deutschen Wähler:innen egal sind. Im Gegenteil: Sie warnt vor einer
       Spaltung der westlichen Demokratien, versichert den Menschen in Deutschland
       ihre Solidarität und spricht von der Notwendigkeit von Entlastungen
       angesichts hoher Energiepreise. Nur all das taucht in dem kurzen,
       geschnittenen Clip nicht auf.
       
       Nach Darstellung des Auswärtigen Amts wurde die Kritik an Baerbocks
       Äußerung durch [6][prorussische Desinformation] befeuert. „Der Klassiker:
       Sinnenstellend zusammengeschnittenes Video, geboostert von prorussischen
       Accounts und schon ist das Cyber-Instant-Gericht fertig, Desinformation von
       der Stange“, schrieb der Ministeriumsbeauftragte für strategische
       Kommunikation, Peter Ptassek, am Donnerstag auf Twitter. „Ob wir uns so
       billig spalten lassen? Glaube ich nicht.“ Sein Tweet wurde vom offiziellen
       Twitterkanal des Auswärtigen Amts weiterverbreitet.
       
       Unterstützung für Baerbock gab es aber auch aus der Opposition. „WENN, dann
       war der einzige Fehler, es so offen zu kommunizieren“, schrieb etwa die
       CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler auf Twitter. „Aber dass wir als
       Abgeordnete & als Politiker uns allen voran von unserem Gewissen & unseren
       Überzeugungen leiten lassen, die vielleicht auch mal gegen die Meinung der
       Mehrheit sind, darf kein Fehler sein.“ Zu Baerbocks Einlassung gehöre Mut,
       so Güler. „Mehr davon. Alles andere nennt man auch ‚Opportunismus‘.“
       
       2 Sep 2022
       
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