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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Russland verdient weiter Milliarden
       
       > Russland verdient mehr durch Energieexporte, als es für den Krieg
       > ausgibt. Die IAEA bezeichnet den Zustand am AKW Saporischschja als
       > unhaltbar.
       
   IMG Bild: Der Export läuft: Ein LNG-Tanker an der russischen Pazifikküste
       
       ## „Unhaltbarer“ Zustand am AKW Saporischschja
       
       Angesichts anhaltender kriegerischer Auseinandersetzungen nahe dem von
       russischen Truppen besetzten ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja hat
       die UN-Atomenergiebehörde (IAEA) die Situation vor Ort als „unhaltbar“
       bezeichnet. In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht zur Lage rund um
       das größte Atomkraftwerk Europas forderte die IAEA die Einrichtung einer
       „Sicherheitszone“. Das 52-seitige Papier folgt auf eine am vergangenen
       Donnerstag begonnene Inspektion des AKW durch eine IAEA-Mission. (afp)
       
       ## Wichtiger russischer Zeitung wird Lizenz entzogen
       
       Russland hat einem von der wichtigsten unabhängigen Zeitung im Land
       herausgegebenen Magazin die Lizenz entzogen. Ein Gericht in Moskau habe am
       Dienstag die Lizenz der Nowaja Rasskas-Gaseta widerrufen, teilte das Medium
       in den Online-Netzwerken mit. Am Vortag hatten die russischen Behörden der
       Zeitung bereits die Drucklizenz aberkannt und damit international Kritik
       ausgelöst. Ohne Lizenz darf keines der beiden Angebote mehr gedruckt
       werden.
       
       Die Entscheidung folgt auf eine Beschwerde der russischen
       Medienaufsichtsbehörde. Nach ihren Angaben ist zwischen der Registrierung
       des Magazinnamens im Jahr 2009 und dem Erscheinen einer ersten Ausgabe im
       Juli 2022 zu viel Zeit vergangen. Die Behörde habe nicht angegeben, warum
       sie so lange
       
       damit gewartet habe, ihre Beschwerde einzulegen, gab die Nowaja Gaseta an.
       
       [1][Die Nowaja Gaseta hatte bereits im März im Zuge der Kampagne gegen
       Kritiker der russischen Militärintervention in der Ukraine ihre
       Veröffentlichung in Print sowie online eingestellt.] Unabhängige russische
       Medien sind seit Jahren großem Druck ausgesetzt. (afp)
       
       ## Russland verdient Milliarden durch Energieexporte
       
       Russland verdient mit dem Export von Öl, Gas und Kohle an Deutschland und
       andere Länder weiter Milliarden. In den ersten sechs Monaten des russischen
       Angriffskriegs gegen die Ukraine habe Russland mit den Ausfuhren fossiler
       Energieträger aufgrund der stark gestiegenen Preise Einnahmen in Höhe von
       158 Milliarden Euro erwirtschaftet, schrieb die unabhängige und in Finnland
       ansässige Forschungsorganisation Centre for Research on Energy and Clean
       Air (Crea) in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht.
       
       Das ist demnach mehr, als Russland schätzungsweise für den Ukraine-Krieg
       ausgibt: Diese Kriegskosten werden von Crea auf etwa 100 Milliarden Euro
       geschätzt. Der Export fossiler Brennstoffe habe mit etwa 43 Milliarden Euro
       zum russischen Staatshaushalt beigetragen und somit geholfen,
       Kriegsverbrechen in der Ukraine zu finanzieren.
       
       Die EU habe ihre fossilen Einfuhren aus Russland in den vergangenen sechs
       Monaten deutlich verringert, merkten die Forscher an. Dennoch importierte
       sie russische Energie mit einem Wert von schätzungsweise 85 Milliarden
       Euro. Hauptabnehmer unter den EU-Staaten blieb dabei Deutschland: Die
       Bundesrepublik importierte nach Crea-Angaben in dem analysierten Zeitraum
       russische Energieträger für insgesamt 19 Milliarden Euro – weltweit gab nur
       China (34,9 Mrd. Euro) mehr Geld für russische Energie aus. Auf Platz drei
       folgten die Niederlande mit Ausgaben in Höhe von 11,1 Milliarden Euro.
       
       Der Bericht umfasst die sechs Monate zwischen dem 24. Februar – dem Tag des
       russischen Einmarsches in die Ukraine – und dem 24. August. Die
       Organisation hat die Analyse auf Basis von Daten aus dem Pipeline- und
       Schiffshandel zusammengestellt. (dpa)
       
       ## Erdogan: Sanktionen sind Schuld an Energiekrise
       
       Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die gegen Russland
       verhängten Sanktionen des Westens für die Energiekrise in Europa
       verantwortlich gemacht. Die europäischen Länder würden „ernten, was sie
       gesät haben“, sagte Erdogan am Dienstag in Ankara.
       
       Putin setze alle seine Mittel und Waffen ein. „Erdgas ist leider eine
       davon“, sagte der türkische Staatschef. Er gehe davon aus, dass Europa in
       diesem Winter „ernsthafte Probleme“ haben werde. Für sein Land hingegen
       gelte dies nicht. (afp)
       
       ## Kreml: Truss nicht besser als Johnson
       
       Der Kreml sieht unter der neuen britischen Premierministerin Liz Truss
       wenig Hoffnung auf eine Verbesserung der völlig unterkühlten
       russisch-britischen Beziehungen. „Den Äußerungen von Frau Truss nach zu
       urteilen (…) können wir mit hoher Sicherheit davon ausgehen, dass keine
       Änderungen zu erwarten sind“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag
       bei einem Wirtschaftsforum in Hafenstadt Wladiwostok am Pazifik der
       Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Die Frage, ob Russlands Präsident
       Wladimir Putin der bisherigen britischen Außenministerin zu ihrem neuen Amt
       gratulieren werde, beantwortete Peskow nicht. Truss war am Montag nach
       einem wochenlangen parteiinternen Auswahlprozess zur neuen Chefin der
       Konservativen Partei in Großbritannien und damit auch zur nächsten
       Regierungschefin gewählt worden. (dpa)
       
       ## Ukraine meldet Zerstörung russischer Depots
       
       Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben vier russische
       Munitionsdepots in der Region Cherson zerstört. Auch würden Brücken über
       den Dnepr unter Beschuss genommen, teilt das Südkommando der ukrainischen
       Streitkräfte mit. Nachdem zunächst wenig über den Verlauf der ukrainischen
       Gegenoffensive im Süden der Ukraine bekanntgeworden war, meldeten die
       Behörden zuletzt
       
       Fortschritte im Norden der Region Cherson. Ein online veröffentlichtes Foto
       zeigt eine ukrainische Flagge, die auf einem Gebäude in dem Ort
       Wyssokopillja wehen soll. Der ukrainische Präsident Wolodimi Selenski sagt
       dem Sender ABC News, die Ukraine gehe Schritt für Schritt gegen die
       Besetzung ihres Territoriums vor. Der Konflikt könne jetzt nicht
       eingefroren werden, die Ukraine hole sich ihre Gebiete zurück. „Es ist nur
       eine Frage der Zeit.“ (rtr)
       
       ## Russland kauft Waffen von Nordkorea
       
       Russland bezieht wegen der westlichen Sanktionen offenbar
       Artillerie-Munition und Granaten aus Nordkorea. Das berichtet die Zeitung
       „Times“ unter Berufung auf kürzliche freigegebene Informationen des
       US-Geheimdienstes. Die Käufe zeigten, dass die Sanktionen zu greifen
       begännen und die Fähigkeit Russlands einschränkten, seine Invasion in der
       Ukraine aufrechtzuerhalten, zitiert das Blatt zwei US-Regierungsvertreter.
       Die Ukraine hat an mehreren Orten eine Gegenoffensive gestartet und zuvor
       russische Munitionslager zerstört. (rtr)
       
       ## Selenski sieht AKW bedroht
       
       Das besetzte AKW Saporischschja steht nach den Worten des ukrainischen
       Präsidenten Wolodimir Selenski durch die erneute Unterbrechung der
       Stromzufuhr zum zweiten Mal „nur einen Schritt von einer
       Strahlenkatastrophe entfernt“. Russischer Beschuss sie dafür
       verantwortlich, sagt er. Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO)
       hatte erklärt, die Notstromleitung sei gekappt worden, um ein Feuer zu
       löschen. „Der Beschuss des Kraftwerks zeigt, dass sich der terroristische
       Staat nicht darum kümmert, was die IAEO sagen wird und was die
       internationale Gemeinschaft entscheiden wird“, sagt Selenski in Anspielung
       auf Russland. Das Gelände des Kraftwerks wurde in den vergangenen Monaten
       regelmäßig beschossen, wobei die Regierungen in Kiew und Moskau sich
       gegenseitig die Schuld zuschoben. (rtr)
       
       Russland verbietet Schauspielern die Einreise 
       
       Als Reaktion auf Sanktionen der USA hat Russland 25 US-Bürgern die Einreise
       verboten, darunter die Hollywood-Stars Ben Stiller und Sean Penn. Das
       russische Außenministerium erklärte am Montag, damit reagiere Moskau auf
       die „nicht endenden“ US-Sanktionen gegen russische Bürger. Russland hat
       bereits mehr als tausend US-Bürgern die Einreise untersagt.
       
       Außer Penn und Stiller, die sich im Ukraine-Konflikt auf Seiten Kiews
       stellten und sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski
       trafen, stehen auch US-Politiker auf der schwarzen Liste. Für sie gelte ein
       „dauerhaftes“ Einreiseverbot, erklärte das Außenministerium in Moskau.
       
       Die „feindseligen Aktionen“ der US-Regierung, die die „bilateralen
       Beziehungen“ und die Konfrontation verstärkten, würden weiterhin vehement
       zurückgewiesen. (afp)
       
       6 Sep 2022
       
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