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       # taz.de -- Sexistischer Waschzettel: Viel Baumwolle, noch mehr Sexismus
       
       > Der Pflegehinweis in einer neuen Markenhose empfiehlt: „Give it to your
       > mom. It's her job.“ Geht's noch?
       
   IMG Bild: Mann und Frau in der Waschmittelwerbung von 1958, als die Rollen noch klar verteilt waren
       
       Mein vierjähriger Sohn konfrontiert mich immer wieder mit gängigen
       Klischees: Rennautos, Feuerwehrkostüm, keine Mädchen zum Geburtstag. Dabei
       versuchen mein Mann und ich anderes vorzuleben: Er, Sozialarbeiter in
       Teilzeit, Hobbykoch, und ich, vollzeitarbeitend, verantwortlich für Finanz-
       und Versicherungsfragen, teilten uns die Elternzeit mehr als paritätisch:
       ich sechs Monate, er acht.
       
       Zu unseren ersten Wünschen für unseren Sohn zählte eine Puppe und auch,
       wenn wir ihn nicht in „Mädchenkleidung“ angezogen haben, so doch ohne Dino-
       und Automuster, farbenfroh. Für einen Jungen. Seit der Krabbelgruppe
       begegnen uns aber die üblichen Stereotype: „Die flirten ja richtig, dabei
       hat sie (6 Monate) ja schon einen Freund.“ Und die pink-weiß-gestreifte
       Hose wurde schnell kategorisiert mit: „Das ist doch ausgewaschenes Rot.“
       Ich hielt es nicht mehr aus.
       
       Konterte, seine Geschlechtsmerkmale seien männlich, aber ob er ein Junge
       sei, wüssten wir ja noch gar nicht. So weit, so schlagfertig. Als nun
       neulich mein Mann die neue Markenhose wusch, sprang ihm der Waschzettel ins
       Auge: [1][Give it to your mom – it’s her job!] Das sind: 80 Prozent
       Baumwolle, 20 Prozent Polyester und 100 Prozent Sexismus. Keep away from
       fire? Fällt uns schwer und liegt nur am Preis. Designed in Denmark eben.
       
       Spätestens in der Krippe hat unser Sohn verstanden, dass Jungen Autos
       lieben und auch mal ruppig sein dürfen oder müssen? Nur manchmal, da wird
       die Puppe im Buggy geschoben, wird der Erdbeerschlafanzug übergestreift,
       werden die rosa Gummistiefel selbstbewusst getragen. Wir wünschen uns mehr
       dieser vermeintlich mutigen Entscheidungen für unseren Sohn! Wir wünschen
       uns, dass dies zukünftig keinen Artikel mehr wert ist!
       
       Und ganz zart wächst die Hoffnung, dass es tatsächlich Wirklichkeit werden
       könnte. Denn unter den heutigen Teenagern ist LGBTQI+ keine sperrige
       Abkürzung, kommt eine [2][Geschlechtsangleichung] tatsächlich im
       Freundeskreis vor, ist die beste Freundin eben [3][lesbisch]. Was soll’s?
       Also wacht auf, Modelabels dieser Welt!
       
       22 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://die-besten-100.de/bilder/schilder/2058/Give+it+to+your+MOM+-+its+her+job.html
   DIR [2] /Transgender/!t5523976
   DIR [3] /lesbisch/!t5009724
       
       ## AUTOREN
       
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