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       # taz.de -- Kiezversammlung in Kreuzberg: Der Kampf kann weitergehen
       
       > Im So36 fand am Dienstag die 13. Kiezversammlung statt. Altbekannte
       > Initiativen zeigen dabei neuen Mut.
       
   IMG Bild: Protest-Hochburg Kreuzberg
       
       Berlin taz | „Stoppt Eigenbedarfskündigungen“, [1][„Wer hat, der gibt“],
       Die Reichen müssen zahlen“, lauten einige der Parolen auf den
       Transparenten, die am Dienstagabend an den Wänden des Veranstaltungsraums
       S036 in Berlin-Kreuzberg hängen. Dort haben linke Stadtteilgruppen zur 13.
       Kiezversammlung eingeladen.
       
       Seit 2017 gibt es in unregelmäßigen Abständen diese linken
       Stadtteiltreffen, auf denen sich MieterInnen und Gewerbetreibende gemeinsam
       gegen Gentrifizierung und Verdrängung wehren. Über Monate wurde gegen die
       Verdrängung des Gemischtwarenladens mit Revolutionsbedarf M99, den
       Buchladen Kisch und Co. und die linke Kneipe Meuterei gestritten.
       Initiativen wie [2][Bizim Kiez] und [3][Kotti und Co.] hatten viel Zulauf.
       Doch der Corona-Lockdown hat den Stadtteilaktivismus ausgebremst. Auch der
       von der Justiz gekippte Mietendeckel führte zu Enttäuschungen.
       
       Und trotzdem: Die AktivistInnen haben keineswegs an Kampfesmut verloren,
       wie sich am Dienstag zeigt. Etwa 80 Menschen sind gekommen. Die meisten
       sind allerdings schon länger in linken Initiativen aktiv. In Kurzbeiträgen
       stellen sich KlimaaktivistInnen, die Initiative Perspektive
       Selbstverwaltung, das Kreuzberger Kiezteam der Initiative Deutsche Wohnen
       und Co. Enteignen vor. In vielen Reden wird betont, dass man sich nicht auf
       Parteien, Staat und Justiz verlassen kann, sondern nur auf die eigene Kraft
       vertrauen darf.
       
       Neuen Mut haben auch die Mitglieder des im März 2021 [4][geräumten
       Kneipenkollektivs Meuterei] gefasst. Sie organisieren am kommenden Samstag
       von 14 bis 22 Uhr in der Reichenberger Straße ein Fest, mit dem sie
       deutlich machen wollen, dass sie nicht aufgegeben haben.
       
       Ebenfalls am Samstag soll um 14 Uhr auf einer Kundgebung am Kotti für ein
       0-Euro-Ticket für Bus und Bahn und einen Deckel auf Preise für Gas und
       Grundnahrungsmittel demonstriert werden. Es ist ein Warm-up für die große
       linke Bündnisdemonstration gegen die Krise, die für den 12. November
       geplant ist.
       
       Auffällig ist am Dienstag auch, dass über die Krise eher abstrakt
       diskutiert wird. Allerdings nur, bis eine Bewohnerin des Hausprojekts
       [5][Lausitzer Straße 10/11] das Wort ergreift. Das Projekt wurde nach
       jahrelangen Verhandlungen durch einen Erbpachtvertrag langfristig gerettet.
       In der nächsten Zeit, betont die Bewohnerin, müsse Geld für die dringend
       notwendige Renovierung aufgetrieben werden, die sich durch Krise und
       Inflation enorm verteure. Auch zwei VertreterInnen der
       Erwerbsloseninitiative Basta berichten über ihre Probleme, Miete, Strom und
       Gas zu bezahlen.
       
       Die Versammlung endet nach knapp 90 Minuten mit einem Spaziergang zum Neuen
       Kreuzberger Zentrum (NKZ). Dort wird ein Transparent mit der Aufschrift
       „Polizeiwache ist nicht“ angebracht. Am 30. September soll es dann am Kotti
       von 16 bis 19 Uhr eine Kundgebung gegen die geplante Polizeiwache am Kotti
       geben. Der heiße Herbst in Kreuzberg kann beginnen.
       
       21 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Wer-hat-der-gibt/!t5715088
   DIR [2] /Bizim-Kiez-Demo-gegen-Heimstaden-und-Co/!5725816
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   DIR [4] /Linke-Kneipe-in-Kreuzberg/!5761358
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       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Nowak
       
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