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       # taz.de -- Parteitag der Berliner Linken: Von Krisen und Wagenknechten
       
       > Eigentlich will Berlins Linke am Samstag über Sozialpolitik in
       > Krisenzeiten reden. Doch ein zentrales Thema dürfte der jüngste
       > Wagenknecht-Eklat sein.
       
   IMG Bild: Bald wohl keine Solochefin mehr: Katina Schubert, Vorsitzende der Berliner Linkspartei
       
       Berlin taz | Wenn am Samstag die Berliner Linke zum Landesparteitag
       zusammen kommt, wird sie mehr Beachtung finden als sonst. Nicht, weil
       wichtige Wahlen anstehen und auch nicht unbedingt aufgrund der vielen
       aktuellen Krisen. Vielmehr ist das Treffen der 175 Delegierten das erste
       auf Bundes- oder Landesebene nach dem [1][jüngsten Eklat von
       Parteisonderling Sahra Wagenknecht]. Vor knapp zwei Wochen hatte sie im
       Bundestag von einem „Wirtschaftskrieg gegen Russland“ gesprochen, den die
       Ampelregierung „vom Zaun gebrochen“ habe – und damit [2][weite Teile der
       Partei in Schockzustand] versetzt.
       
       Kaum ein linker Landesverband ist so weit von Wagenknechts reaktionären
       Positionen entfernt wie der Berliner. Er gilt seit vielen Jahren als
       reformorientiert, regiert seit 2002 die meiste Zeit mit. Aber auch in der
       Berliner Linken würden Wagenknechts Positionen Unterstützung erfahren und
       gebe es Sympathien für „Querdenken“, sagt Parteichefin [3][Katina
       Schubert].
       
       Daher betont sie beim Vorgespräch am Mittwoch vor der Presse, dass Putin
       einen „brutalen völkerechtswidrigen Angriffskrieg“ führe und wendet sich
       gegen die Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream II. Einen
       Parteiausschluss Wagenknechts hält Schubert indes für den falschen, weil
       „aussichtslosen“ Weg.
       
       Am Samstag wird man dann genau hinhören, wenn erstmals nach dem Eklat im
       Bundestag Bundesparteichef Martin Schirdewan einen offiziellen Auftritt vor
       der Partei hat. Und auch Ulrich Schneider ist als Gast eingeladen: Der
       Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes war
       vor wenigen Tagen [4][aus Protest wegen Wagenknecht aus der Partei
       ausgetreten].
       
       Katina Schubert fordert derweil – wie das eine Parteiführung gerne tut,
       wenn Inhalte von internen Debatten verdrängt werden – die Konzentration auf
       die eigentlichen Anliegen der Linkspartei, vor allem die Bewältigung der
       „vielen sich überlagernden Krisen“. Es müsse jetzt darum gehen, „alle
       Berliner*innen gesund über den Winter zu bringen“; dafür zu sorgen,
       dass niemand im Kalten und Dunklen sitze, und auch Kultur und Unternehmen
       zu unterstützen.
       
       ## Die Überschrift des Leitantrags: Leave NoOne behind!
       
       Überschrieben ist der Leitantrag für den Parteitag mit „Niemanden
       zurücklassen“ – ein Slogan bislang [5][vor allem für Unterstützung für
       Geflüchtete]. Für Schubert ist er der „Inbegriff von Solidarität“: Geholfen
       werden müsse nun endlich auch jenen, die wenig bis nichts haben, was von
       der Ampelkoalition bisher nicht gewollt sei.
       
       Zudem müsse die Energieversorgung in öffentliche Hände kommen; daher
       fordert die Linke die Rekommunalisierung der Gasag, auch wenn Gas nicht der
       Energieträger der Zukunft sei. Bei Uniper, dem vom Bund verstaatlichten
       Gasversorger, müsse darauf geachtet werden, dass er auch in Staatshand
       bleibe, sollte er wieder Gewinne machen.
       
       ## Ab 2023 mit Doppelspitze
       
       Für die Parteichefin selbst wird das Treffen voraussichtlich eine deutliche
       Veränderung bringen: Nachdem der Kreisverband Steglitz-Zehlendorf eine
       Doppelspitze an der Parteiführung per Antrag eingefordert hatte, übernahm
       der Parteivorstand diese Position – schließlich sei der Berliner
       Landesverband einer der letzten linken ohne Doppelspitze.
       
       Schubert selbst findet diese „völlig in Ordnung“, bei vielen Treffen auch
       innerhalb der Berliner Koalition käme die Konkurrenz längst zu zweit,
       während sie alleine dastehe. Kommt der Antrag mit einer
       Zwei-Drittel-Mehrheit durch, wird beim nächsten Parteitag im Februar 2023
       mindestens eine neue Parteivorsitzende gewählt.
       
       21 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
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