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       # taz.de -- Schulwegsicherheit in Berlin: Weniger Autos, freier Schulweg
       
       > Bei einer Aktion vor einer Kreuzberger Schule fordern
       > Veranstalter*innen autofreie Schulzonen. Hintergrund ist die oft
       > gefährliche Verkehrslage.
       
   IMG Bild: Nicht selten ist der Weg durch den Straßenverkehr gefährlich für Schulkinder
       
       Berlin taz | „Papa ist ein Held. Er bringt mich zur Schule. Ohne Auto!“ So
       steht es auf einem Banner, das den Zaun am Eingang der
       Adolf-Glaßbrenner-Schule in Kreuzberg schmückt. Auf der Straße wuseln
       Kinder zwischen Betreuer*innen umher. Das geht, weil dieser Donnerstag
       mal ein Tag ist, an dem sie sich nicht auf den zwei Meter breiten Gehweg
       beschränken müssen.
       
       Denn an diesem Donnerstag ist internationaler autofreier Tag. Und während
       dabei auch der ÖPNV kostenlos ist und verschiedene Straßen in Berlin am
       Nachmittag zu temporären Spielstraßen erklärt werden, beteiligen sich
       einige Grundschulen an „Schulzonen-Aktionen“. Wie die in Kreuzberg. Bei der
       Aktion soll auf das Problem von unsicheren Schulwegen aufmerksam gemacht
       werden – gefordert werden autofreie Schulzonen. Ein kleiner Kreis um den
       Schuleingang soll zumindest für einen Teil des Tages autofrei werden.
       „Wollen wir dem Auto oder den Kindern Platz einräumen? Beide nebeneinander
       gehen nicht“, sagt Ragnhild Sørensen von der Initiative Changing Cities,
       die die Aktion mit koordiniert.
       
       Die Aktion ist auch eine angemeldete Demonstration. Ein Stück der
       Hagelberger Straße rund um die Schule ist durch die Polizei abgesperrt, vor
       der Schule geht es hoch her. Luftballons schweben herum, Kinder bemalen den
       Boden mit Straßenkreide, Erwachsene schenken Kaffee aus. Ein nettes
       Straßenfest mit ernstem Hintergrund.
       
       Anne Gensior ist Mitglied in der Verkehrs-Arbeitsgruppe an der Grundschule
       und erklärt den Ablauf der Aktion. Vor der Schule sind einzelne Stationen
       aufgebaut, die die Kinder nacheinander ablaufen können. An einer dürfen sie
       ihre Wünsche an die Politik aufschreiben, an einer anderen geht es darum,
       sich zu überlegen, wie der Platz genutzt werden könnte, der entstünde, wenn
       keine Autos mehr auf der Straße fahren. An wieder einer anderen Station
       liegen viele mit Büroklammern verschlossene Zettel auf dem Boden. Mit
       selbst gebastelten, mit Magneten versehenen Angeln können die Kinder
       einzelne Zettel angeln. „Erwachsene sind wichtiger als Kinder. Oder?“,
       liest ein Kind vor und schüttelt heftig den Kopf. Nein, stimmt nicht,
       pflichten alle bei.
       
       Mit der Aktion möchte man darauf verweisen, dass sich auf politischer Ebene
       zu wenig tut, wenn es darum geht, Schulwege für Kinder sicherer zu
       gestalten, so Changing Cities. Ein Anfang wären zum Beispiel die
       Schulzonen. „Auch Ampelschaltungen müssen länger werden, zum Beispiel an
       der Yorckstraße. Kinder kommen gar nicht schnell genug rüber“, sagt Anne
       Gensior.
       
       Ein besonders großes Problem sehen Gensior und Oliver Hartmann von der
       Initiative Viktoria-Kiezblock bei Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur
       Schule fahren. Diese Elterntaxis würden oft eine Gefahr für Kinder
       darstellen. Die Mutter eines Schülers an der benachbarten
       Charlotte-Salomon-Grundschule widersprich: Oft hätten Eltern gar keine
       anderen Möglichkeiten, als ihre Kinder mit dem Auto zu bringen – besonders
       wenn sie weiter weg wohnten oder arbeiteten.
       
       Wenigstens einen Einblick in eine autofreie Welt aber gibt es an dem
       Vormittag für die Erst- bis Drittklässler*innen der Glaßbrenner-Schule.
       „Wir wünschen uns, eine solche Aktion von nun an jährlich zu machen“, sagt
       Gensior. Und sie kommt an. Die Kinder hätten Spaß und würden gut mitmachen,
       bestätigt eine Lehrerin.
       
       22 Sep 2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Max Leyendecker
       
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