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       # taz.de -- Hamburger Tafeln in der Krise: Wo der Staat versagt
       
       > Die Tafeln starten eine große Spendenaktion. So gut das auch ist, wird
       > dadurch vor allem eins klar: Der Staat kümmert sich nicht.
       
   IMG Bild: Helfen, wo sich der Staat wegduckt: Ehrenamtliche der Hamburger Tafel
       
       Um des Ansturms an Bedürftigen Herr zu werden, versuchen die Hamburger
       Tafeln mit einer großen Aktion Privatleute zum Spenden zu animieren. Damit
       zeigen sie auch, wie groß das Versagen der Politik ist.
       
       Für die Daseinsvorsorge ist nämlich eigentlich der Staat zuständig. Das mag
       manch eine*r schon vergessen haben, denn die Ideologie des Neoliberalismus
       ist nicht erst seit dem Antritt von Christian Lindner als Finanzminister
       tief in die Gesellschaft eingesickert. [1][Wer es sich nicht leisten kann
       Essen zu kaufen], der soll gefälligst mehr arbeiten, oder auf Almosen von
       finanziell besser gestellten Menschen hoffen. Zu lange haben sich die
       politisch Verantwortlichen auf der Arbeit der Tafeln ausgeruht. Nun, da es
       wegen des Kriegs in der Ukraine weniger Spender*innen und mehr
       Bedürftige gibt, wird der Fehler im System offensichtlich.
       
       Der Staat möchte möglichst wenig Hilfe für arme Menschen leisten: Die
       Sozialhilfe reicht, erst recht mit der derzeitigen Inflation, nicht für ein
       würdevolles Leben. Und der neue Mindestlohn sorgt dafür, dass viele
       zukünftige Rentner*innen garantiert in Armut leben werden. Die
       Auslagerung der Versorgung mit Lebensmitteln an die Tafeln passt da nur ins
       Bild.
       
       [2][Unlängst warnte die Landesarmutskonferenz vor einer „Vertafelung der
       Gesellschaft“.] Dabei ist die schon lange eingetroffen. Wer an
       Grundversorgung mit Lebensmitteln denkt, denkt an die Tafeln. Das ist ein
       Beleg für die gute Arbeit der vielen Ehrenamtlichen – und für die
       Verachtung, die manche Politiker*innen offensichtlich für arme
       Menschen empfinden. Sie sind es einfach nicht wert, Steuergelder
       auszugeben. Sollte die Debatte um eine „staatliche Tafel“ in den
       politischen Mainstream gelangen, so würde es wohl kaum verwundern, wenn
       Christian Lindner wieder von „Gratismentalität“ spricht.
       
       27 Sep 2022
       
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