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       # taz.de -- Krebsrisiko: Obst mit extra giftigen Pestiziden
       
       > Besonders gefährliche Mittel kommen in zusehends mehr Äpfeln und Birnen
       > vor. Das ermöglichen Regeln, an denen die Chemie-Industrie mitgewirkt
       > hat.
       
   IMG Bild: Nicht immer gesund: Obst
       
       Berlin taz | Immer mehr Obst ist mit [1][Pestiziden] belastet, die die
       Europäische Union wegen besonders gravierender Gesundheits- oder
       Umweltrisiken eigentlich verbieten will. Fanden sich 2011 noch in 17
       Prozent aller EU-weit von den Behörden untersuchten Äpfeln als
       „Substitutionskandidaten“ eingestufte Ackergifte, waren es 2020 bereits 34
       Prozent. Der Anteil der belasteten Birnen stieg von 26 auf 49 Prozent, der
       kontaminierter Pflaumen von 21 auf 29 Prozent. Das geht aus einer
       [2][Analyse] von Daten aus dem amtlichen, wegen seiner hohen Probenzahl als
       [3][repräsentativ] geltenden Mehrjahreskontrollprogramm der EU hervor.
       Veröffentlichen wollte sie das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) Europa an
       diesem Dienstag.
       
       Zwar lägen nur 3 Prozent der Proben über den erlaubten Höchstwerten,
       schrieb eine PAN-Sprecherin der taz. Aber der Organisation zufolge sind
       viele der Substanzen verdächtig, das Hormonsystem zu schädigen. Für solche
       Stoffe könne kein sicherer Grenzwert definiert werden.
       
       Derzeit sind laut EU-Kommission [4][53 Pestizid-Inhaltsstoffe] zugelassen,
       die für Mensch und/oder Umwelt gefährlich sind und deshalb ersetzt werden
       sollen. Sie können den Behörden zufolge zum Beispiel Krebs verursachen oder
       Föten schädigen. Deshalb dürfen Mitgliedstaaten Pestizide mit solchen
       Stoffen gemäß einer [5][EU-Verordnung] nur zulassen, wenn weniger
       gefährliche chemische oder nicht chemische Alternativen fehlen.
       
       ## Öko-Alternativen nicht geprüft
       
       Doch nach PAN-Recherchen kommen die Behörden fast immer zu dem Schluss,
       dass es keinen geeigneten Ersatz gebe und das Pestizid mit dem riskanten
       Stoff erlaubt werden müsse. Denn eine [6][Leitlinie der EU] verlange eine
       automatische Zulassung, wenn nicht „ausreichend“ chemische Mittel zur
       Verfügung stehen – nicht chemische Alternativen würden dann gar nicht erst
       geprüft.
       
       Für skandalös halten die UmweltschützerInnen das auch, weil die EU diese
       Regel ausdrücklich von der Pflanzenschutzorganisation für Europa und den
       Mittelmeerraum, EPPO, übernommen hat. In deren Arbeitsgemeinschaften ist
       die Chemie-Industrie laut PAN stark vertreten. Sie hätten keine
       Transparenzregeln wie die EU-Behörden. Die UmweltschützerInnen fordern, die
       Leitlinie zu ändern.
       
       27 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwerpunkt-Pestizide/!t5008935
   DIR [2] https://www.pan-europe.info/resources/reports/2022/09/pesticide-paradise-how-industry-and-officials-protected-most-toxic
   DIR [3] https://multimedia.efsa.europa.eu/pesticides-report-2020/
   DIR [4] https://ec.europa.eu/food/plant/pesticides/eu-pesticides-database/active-substances/index.cfm?event=search.as&t=3&s=3&s=1&a_from=&a_to=&e_from=&e_to=&additionalfilter__class_p1=&additionalfilter__class_p2=&string_tox_1=&string_tox_1=&string_tox_2=&string_tox_2=&string_tox_3=&string_tox_3=&string_tox_4=&string_tox_4=
   DIR [5] https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ%3AL%3A2009%3A309%3A0001%3A0050%3Ade%3APDF
   DIR [6] https://food.ec.europa.eu/system/files/2016-10/pesticides_aas_guidance_comparative_assessment_substitution_rev_1107-2009.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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