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       # taz.de -- Umstrittene Energieabgabe: Die Gasumlage kippt
       
       > Die Bundesregierung will in Kürze eine Lösung präsentieren, um die hohen
       > Gaskosten zu senken. Um die Finanzierung wird noch gerungen.
       
   IMG Bild: Frühere Fans der Gasumlage: Finanzminister Lindner (FDP) und Wirtschaftminister Habeck (Grüne)
       
       Berlin taz | Die [1][umstrittene Gasumlage] steht vor dem Aus. Stattdessen
       können Kund:innen auf eine Preisbremse hoffen. Ob die Umlage vor der
       Einführung am kommenden Samstag abgeschafft wird, konnte die
       Bundesregierung am Montag nicht beantworten. „Es wird unter Hochdruck an
       einer Gesamtlösung gearbeitet“, sagte der stellvertretende
       Regierungssprecher Wolfgang Büchner.
       
       Unklar ist, was mit der geplanten Mehrwertsteuersenkung auf Gas geschieht
       und wie die Preisbremse aussehen wird. Diese Fragen seien Teil der
       Gesamtlösung, so Büchner. Wann die steht, ist offen. „Ich hoffe, in wenigen
       Tagen“, sagte er.
       
       Die Gasumlage soll nach jetzigem Stand am 1. Oktober eingeführt werden.
       Millionen von Gaskund:innen haben schon entsprechende Mitteilungen von
       ihren Versorgern bekommen. Privathaushalte und Unternehmen sollen 2,4 Cent
       pro Kilowattstunde Gas zusätzlich zahlen. Mit den eingenommenen 34
       Milliarden Euro sollten die Energiekonzerne Uniper, VNG und die
       Gazprom-Germania-Nachfolgerin Sefe gerettet werden. Sie sind in Not
       geraten, weil sie zu enormen Preisen Ersatz für ausbleibende russische
       Lieferungen kaufen müssen, um Verträge zu erfüllen.
       
       Weil die Unternehmen bereits oder bald in staatlicher Hand sind, hat
       Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechtliche Bedenken gegen
       die Umlage, die als Sondersteuer gewertet werden könnte. Das sieht
       Bundesfinanzminister Christian Lindern (FDP) zwar anders.
       
       [2][Doch auch er will die Umlage mit Hinweis auf die hohe Kostenbelastung
       für Kund:innen stoppen.] Außerdem will er eine Preisbremse einführen.
       Hintergrund dürften die immer lauter werdenden Stimmen aus der Industrie
       sein, die nach staatlichen Maßnahmen zur Preisbegrenzung rufen. Auch die
       SPD will die Umlage nicht mehr. Eine Strompreisbremse hat die Regierung
       bereits beschlossen, aber noch nicht auf den Weg gebracht. Sie wartet
       Entscheidungen dazu auf EU-Ebene ab.
       
       ## Gaspreise sollen sinken
       
       Ohne Gasumlage muss das Geld für die Rettung anders aufgebracht werden.
       [3][Die Regierungsparteien] ringen heftig um die Finanzierung. Die Grünen
       wollen Mittel aus dem Bundeshaushalt bereitstellen. Das würde bedeuten,
       dass die Schuldenbremse gelockert werden müsste. Das will Lindner bislang
       nicht. Er könnte darauf bestehen, Mittel aus dem Klimafonds zu nehmen, den
       die Ampel auflegen will – was die Grünen strikt ablehnen. Die SPD plädiert
       für die Einrichtung eines Sondervermögens. Die Grünen würden das wohl
       mittragen. Das Sondervermögen hätte den Vorteil, dass das erforderliche
       Geld noch in diesem Jahr aufgenommen werden könnte, sagte SPD-Chefin Saskia
       Esken. Wegen der Coronakrise ist die Schuldenbremse in diesem Jahr noch
       ausgesetzt.
       
       In der Bundesregierung herrsche Einigkeit darüber, dass die Gaspreise
       sinken müssten, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. In
       rund einem Dutzend europäischer Länder gibt es bereits staatliche
       Preisdeckel. Dabei bekommen Kund:innen für einen bestimmten Verbrauch
       einen subventionierten Preis. Überschreiten sie dieses Budget, wird der
       hohe Marktpreis fällig.
       
       Ob Kund:innen die Gasumlage zunächst zahlen müssen, ist offen. Sie tritt
       zwar am 1. Oktober in Kraft, Habeck hat aber vor Kurzem die Fälligkeit auf
       den 31. Oktober geschoben.
       
       26 Sep 2022
       
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