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       # taz.de -- Wahlkampf in Niedersachsen: Die AfD hofft auf zwölf Prozent
       
       > Krisengewinnerin: Vor der Landtagswahl in Niedersachsen steigen die
       > Umfragewerte für die AfD und ihren Spitzenkandidat Stefan
       > Marzischewski-Drewes.
       
   IMG Bild: AfD-Spitzenkandidat Stefan Marzischewski-Drewes (l) und Landesvorsitzender Frank Rinck
       
       Die steigende Inflation hebt auch die Umfrageergebnisse der AfD: In
       Niedersachsen könnte die krisengeschüttelte Partei am 9. Oktober wieder in
       den Landtag einziehen. Auf neun Prozent wuchs der Zuspruch für die Partei
       mit ihrem [1][Spitzenkandidaten Stefan Marzischewski-Drewes] zuletzt. Der
       Spitzenkandidat hofft mittlerweile auf 12 Prozent, obwohl sich die
       Landtagsfraktion in der ausklingenden Legislaturperiode auflösen musste und
       der Landesverband zerstritten ist.
       
       Doch im Wahlkampf bemüht sich die AfD, als Vertreterin der einfachen Leute
       zu erscheinen. Ein Slogan auf einem Transparent bringt das auf den Punkt:
       „Unser Leben muss bezahlbar sein“. In der am Dienstag ausgestrahlten
       [2][NDR-Info-Sendung zur Wahl] sagte Marzischewski-Drewes hinsichtlich der
       hohen Inflationsrate, dass eine schnelle Entlastung der Bürger*innen
       geboten sein: Einen Wohngeldzuschuss um 100 Prozent müsste das Land
       finanzieren. „Wir müssen die, die es am härtesten trifft, entlasten.“
       
       Er forderte zugleich, die Atomkraftwerke zu nutzen, um einen Kollaps der
       Wirtschaft zu verhindern. Zudem sprach er sich für eine freiwillige
       Mehrarbeit von Lehrer*innen aus, um dem Personalmangel entgegenzuwirken.
       
       Die Themenagenda der AfD trifft die realen und befürchteten Belastungen der
       Wähler*innen durch den Krieg in der Ukraine. Die Partei greift die
       laufenden Diskussionen in der Politik und im Privaten auf.
       
       Das ist nicht neu: Die AfD war seit der Gründung 2013 immer eine
       Krisengewinnerin. Bis zur Debatte um die deutsche Flüchtlingspolitik waren
       ihre Werte bei Prognosen niedrig. Erst mit der durch viele so
       wahrgenommenen „Flüchtlings- und Asylkrise“ stieg der Zuspruch.
       Parteiintern gilt das Credo: Geht es Deutschland schlecht, geht es der AfD
       gut. Natürlich will niemand diese Hoffnung öffentlich zugeben.
       
       Dumm nur, wenn derlei Äußerungen unbewusst öffentlich stattfinden: [3][Bei
       einem Livestream auf Tik-Tok] sagte der AfD-Bundestagsabgeordnete Harald
       Weyel, dass er auf einen „dramatischen Winter“ mit drastischen Reaktionen
       auf die Energiekrise hofft. Ihm war sichtlich nicht bewusst, dass das
       Mikrofon angeschaltet war. Im Nachhinein will er es natürlich so nicht
       gemeint haben.
       
       Mit den guten Umfrageergebnisse wachsen in der AfD auch die Hoffnungen auf
       neue Jobs in der Landtagsfraktion. Nach parteiinternen Gerüchten möchte der
       [4][Geschäftsführer der Hamburger AfD-Bürgerschaftsfraktion], Thorsten
       Prenzler, nach Hannover wechseln. In Hamburg ermittelt gerade der
       Staatsanwaltschaft gegen ihn. Offenbar geht es um irreguläre Abrechnungen.
       
       Die Anzeige scheint mal wieder aus den eigenen Reihen zu kommen. Prenzler
       ist schon einmal wegen Betrugs verurteilt wurden. Im Zuge des Skandals
       legte er 2005 sein Landtagsmandat für die Niedersachsen-CDU nieder. Für
       Überraschung sorgt auch, dass Prenzler eine Steuerberaterin gebeten habe,
       „vertraulich“ seine Gehaltsabrechnung zu korrigieren: Er sei zwar zwei
       Monate krankgeschrieben gewesen, hätte aber gearbeitet. Das geht aus einer
       E-Mail hervor, die der taz vorliegt.
       
       Ergänzende Darstellung: 
       
       Zu unserer Darstellung „Nach parteiinternen Gerüchten möchte der
       Geschäftsführer der Hamburger AfD-Bürgerschaftsfraktion, Thorsten Prenzler,
       nach Hannover wechseln“ teilt uns Prenzler am 18. 10. 2022 mit, daß er
       keineswegs diese Absicht hat. Zu unserer Aussage, Prenzler „sei zwar zwei
       Monate krankgeschrieben gewesen, hätte aber gearbeitet“ ergänzen wir: „In
       der Email des Prenzler an die Steuerberaterin vom April 2021 heisst es: „Im
       März sowie April haben wir bei Ihnen einen gelben Schein eingereicht. Da
       ich aber … gearbeitet habe, soll ich das normale Gehalt für beide Monate
       kommen. Wir lassen uns auch nicht!!! Die Kosten mit der Einreichung der
       Scheine bei der Krankenkasse erstatten … Wir agieren also so als ob ich gar
       nicht krank gewesen wäre..... 
       
       Die Redaktion
       
       2 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /AfD-Spitzenkandidat-in-Niedersachsen/!5862339
   DIR [2] https://www.ndr.de/nachrichten/info/NDR-Info-Wahl-Das-Triell,triell188.html
   DIR [3] /Vergessen-das-Mikro-auszuschalten/!5876687
   DIR [4] /AfD-Buergerschaftsfraktion-in-Hamburg/!5879856
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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