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       # taz.de -- Energiekrise trifft Unternehmen: Habeck verspricht Hilfe für Firmen
       
       > Der Wirtschaftsminister hat einen Rettungsschirm angekündigt. Er will in
       > der Energiekrise insbesondere kleine und mittlere Firmen unterstützen.
       
   IMG Bild: Robert Habeck
       
       Berlin dpa/rtr | Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat den
       deutschen Unternehmen in der Energiekrise umfassende Hilfe zugesagt. „Wir
       werden einen breiten Rettungsschirm aufspannen“, sagte er am Donnerstag im
       Bundestag. Im Fokus habe er besonders kleine und mittlere Firmen. Dafür
       werde das Energiekosten-Dämpfungsprogramm für die Industrie auch für diese
       Firmen geöffnet. Das Kriterium der Handelsbezogenheit, etwa der Konkurrenz
       mit ausländischen Firmen, soll dafür entfallen. Der Energiekostenanteil am
       Produkt oder dem Umsatz werde aber auch hier gelten.
       
       Das Programm werde zeitlich befristet. „Wir werden die deutschen
       Unternehmen schützen.“ Im Oktober werde man zudem ein Programm Gas gegen
       Geld für die Firmen auflegen. Wer den Verbrauch reduziere, werde finanziell
       entschädigt.
       
       Habeck nannte die [1][EU-Pläne für eine Strompreisbremse] als im Kern im
       Einklang mit deutschen Vorstellungen. Vorgesehen ist darin, den Preis für
       die Haushalt zu dämpfen. Auch beim Gaspreis müsse man etwas tun, das sei
       aber komplizierter. Das wichtigste sei aber, dass man die
       Preis-Manipulation durch Russlands Präsident Wladimir Putin beende. Die
       EU-Energieminister beraten am Freitag.
       
       Auf die harsche Kritik der Union an ihm antwortete Habeck mit einem
       Gegenangriff. Der „Sound der Selbstkritiklosigkeit“, der sich [2][in der
       Generaldebatte] am Vortag gezeigt habe, erfordere eine Antwort, sagte der
       Grünen-Politiker am Donnerstag im Bundestag bei der Debatte über den
       Haushalt seines Ministeriums.
       
       CDU-Chef Friedrich Merz hatte unter anderem Habecks Plan, zwei der drei
       letzten Atomkraftwerke im kommenden Jahr in eine Reserve zu schicken, als
       „Irrsinn“ bezeichnet. Habeck hielt ihm entgegen: „Lieber Herr Merz,
       sechzehn Jahre lang hat die Union dieses Land regiert und viele
       Bundesländer. Sechzehn Jahre energiepolitisches Versagen. Und wir räumen in
       wenigen Monaten auf, was sie in sechzehn Jahren verbockt, verhindert und
       zerstört haben.“
       
       ## Familienunternehmer erwarten „riesige Insolvenzwelle“
       
       Die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP habe vom ersten Tag an einen
       klaren Kurs gehalten und den Ausbau der erneuerbaren Energien und die
       Energieeffizienz vorangetrieben und gleichzeitig die Krise bekämpft. Habeck
       hielt der Union „Oppositionsgeklingel und Möchtegernwirtschaftspolitik“
       vor.
       
       Familienunternehmer-Präsident Reinhold von Eben-Worlée hatte zuvor vor dem
       Hintergrund der steigenden Energiepreise vor einer „riesigen
       Insolvenzwelle“ im Mittelstand und dem Verlust Zehntausender Arbeitsplätze
       gewarnt. „Eine riesige Insolvenzwelle ist bereits im Gang, und sie wird
       noch viel größer werden. Zehntausende Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel“,
       sagte Eben-Worlée der Rheinischen Post. „Das hat die Bundesregierung noch
       gar nicht richtig verstanden. Das war bei Corona anders.“
       
       Die Regierung müsse alles tun, damit die Energieversorgung zu bezahlbaren
       Preisen auch für Unternehmen über den Winter sichergestellt ist.
       „Deutschland hat jetzt wegen des russischen Gas-Stopps die höchsten
       Energiepreise der Welt. Sie sind um das Achtfache höher als in den USA. Das
       kann unsere Industrie, das können unsere Betriebe nicht mehr aushalten.“
       Alle sechs Atomkraftwerke, bei denen das technisch noch möglich sei,
       müssten für einige Jahre länger am Netz bleiben. „Wir brauchen auch ab
       sofort die Preisbremsen am Strommarkt.“ Das dritte Entlastungspaket helfe
       der Wirtschaft nicht, „da stehen nur vage Ankündigungen drin.“
       
       8 Sep 2022
       
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