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       # taz.de -- Corona, Krieg und Energiekrise: Voll die Krise
       
       > Überall nur Hiobsbotschaften in der Welt – und jetzt verbreiten Berliner
       > Clubbetreiber auch noch Angst vor einer neuen Maskenpflicht. Muss das
       > sein?
       
   IMG Bild: Solche Maskeraden sind und bleiben natürlich absolut tanzbodentauglich
       
       Draußen scheint die Sonne, wie eigentlich immer in diesem trotz allem recht
       entspannten Sommer, aber abends braucht man inzwischen schon wieder einen
       Pulli und fühlt sich so bereits ein wenig ein in die kommenden Monate, die
       ja bekanntlich die schrecklichsten seit Menschengedenken werden.
       
       Dabei dachte man ja eben noch, schlimmer als während der Corona-Lockdowns
       könne es kaum kommen. Doch jetzt drohen endlos steigende Gaspreise, noch
       mehr Inflation – und die Pandemie, das glaubt inzwischen nicht mehr bloß
       Karl Lauterbach, wird bald auch wieder wüten. Dazu wird mit einem
       sogenannten Wutwinter gedroht, mal von der AfD, dann der Linkspartei und
       manchmal auch von beiden unisono, und so genau kriegt man das inhaltlich
       teilweise ja auch nicht mehr auseinanderdividiert, was in diesen beiden
       Parteien so von sich gegeben wird.
       
       Wenn man sich dann noch anschaut, wie gerade das königliche Oberhaupt einer
       ziemlich dubios erscheinenden britischen Clanfamilie zu Grabe getragen wird
       und auch hierzulande alle ganz ergriffen sind von diesen bizarren Ritualen
       rund um eine völlig aus der Zeit gefallenen Institution wie der Monarchie,
       würde es einen nicht wundern, wenn bei den angekündigten Wutwinterdemos
       demnächst nicht bloß verstrahlte Reichsbürger auftauchen würden, sondern
       auch Royalisten.
       
       Königin Sahra I. Wagenknecht würden dann bestimmt so einige ganz gut
       finden. Und die so Umschmeichelte sich selbst auch. Dann wäre sie
       einigermaßen auf Augenhöhe mit Moskau, wo sich der Herrscher im Kreml
       wahrscheinlich schon länger mit der Idee beschäftigt, sich nun auch
       offiziell zum Zaren ernennen zu lassen.
       
       Aber als ob all diese Schreckensvisionen nicht reichen würden, verkündet
       nun noch die Berliner Clubkultur, dass sie schreckliche Angst vor dem habe,
       was bald kommt. Noch wird in den Clubs zwar relativ sorgenfrei getanzt,
       aber was ist, wenn das [1][Covid-19-Schutzgesetz ab Oktober] umgesetzt
       wird, fragt der Branchenverband, die Clubcommission. Und warnt vorsorglich
       vor dem Horror Maskenpflicht in den Clubs.
       
       Und dann? Wieder ab in den Lockdown, jetzt aber in der schlecht geheizten
       Bude, ärmer denn je, und auch die Clubs müssten wieder schließen (freilich
       ohne insolvent zu sein, wovon [2][zumindest Robert Habeck weiß, dass das
       möglich ist])?
       
       Zumindest ich glaube nicht, dass diese Maskenpflicht in Berlin kommt,
       wenigstens solange die Inzidenzen nicht derart steigen wie aktuell die
       Preise für Sonnenblumenöl oder Klopapier – und Mutationen des Virus
       auftauchen, die selbst unseren Gesundheitsminister vor Schreck erblassen
       lassen. Ich denke, die Berliner Politik wird auch weiter so umsichtig
       umgehen mit den Clubs, wie sie es bisher getan hat. Dafür wird schon
       [3][Kultursenator Klaus Lederer] sorgen, Schutzherr und gewissermaßen König
       der Berliner Clubkultur.
       
       Verstörender als diese düsteren Zukunftsszenarien finde ich sowieso die
       Beschreibungen der aktuellen Gegenwart. Die Berliner Zeitung hat vor Kurzem
       mal zusammengetragen, warum Partys jetzt schon, wo es sie wenigstens noch
       gibt, das pure Grauen seien. In den Clubs erwarteten einen überteuerte
       Eintrittspreise, Needle Spiking, Affenpocken und Po-Grapscher. Das klingt
       nicht gerade nach dem utopischen Zustand der „Safe Spaces“, den die Clubs
       erklärtermaßen selbst anstreben. Im Club gewesen – und nun kein Geld mehr,
       Einstiche am Arm, völlig fertig von der sexuellen Belästigung und jetzt
       auch noch Affenpocken. So klingt nicht unbedingt eine gute Werbung für das
       Berliner Nachtleben.
       
       Und ich frage mich: Ist nun das Szenario schlimmer, dass die Feierläden
       bald wieder dichtmachen müssen oder dass sie aktuell geöffnet sind?
       
       14 Sep 2022
       
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