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       # taz.de -- Gebietsgewinne in der Region Charkiw: Fest in ukrainischer Hand
       
       > Isjum ist eine der Städte, die zuletzt befreit wurden. Das ukrainische
       > Selbstbewusstsein steigt, doch der Schrecken nimmt kein Ende.
       
   IMG Bild: Der ukrainische Präsident besucht die befreite Kleinstadt Isjum am 14.09.2022
       
       Langsam zieht ein ukrainischer Soldat die blau-gelbe Nationalflagge am
       Fahnenmast nach oben. Der Hintergrund ist gespenstisch: ein mehrstöckiges
       Haus mit schwarzen Rußflecken und gähnenden Fensteröffnungen, in denen mal,
       in friedlicheren Zeiten, Fensterglas die Einwohner vor den Unbilden der
       Natur geschützt hatte.
       
       Während die ukrainische Nationalhymne erklingt, halten sich wenige Meter
       weiter Präsident Wolodimir Selenski und Andrij Jermak, Chef der
       Präsidialadministration, die Hand auf das Herz. Der Ort heißt Isjum, und
       die Präsenz des Präsidenten heißt vor allem eins: die Kleinstadt Isjum im
       Gebiet Charkiw, noch vor wenigen Tagen von den russischen Truppen besetzt,
       ist fest in ukrainischer Hand.
       
       Angesichts der [1][jüngsten Gebietsgewinne im Gebiet Charkiw] wächst die
       Zuversicht, die Besatzer [2][vertreiben zu können], steigt das ukrainische
       Selbstbewusstsein.
       
       „Der Mythos von der Unbesiegbarkeit der russischen Armee ist in der ganzen
       Welt gebrochen worden, was einen völligen Perspektivwechsel hin zu einer
       Kiew-zentrierten Sichtweise bedeutet“, freut sich Alexej Arestovich,
       Berater des Chefs der Präsidialadministration, auf gordonua.com. Nun sähen
       sich auch Skeptiker gezwungen, die Situation neu zu bewerten. Bald werde
       die Ukraine „der wichtigste Sicherheitsgeber in Osteuropa sein“. Doch
       angesichts zahlreicher Berichte über [3][grausame
       Menschenrechtsverletzungen] in den ehemals von Russland besetzten Gebieten
       gibt es für Freude über die Rückeroberungen kein Platz.
       
       ## Berichte über Folter
       
       „Butscha ist überall in der Ukraine, wo gekämpft wird“, zitiert der
       Telegram-Kanal „Trucha“ Anton Geraschtschenko, Berater des ukrainischen
       Innenministers. „Mehr als tausend Menschen sind durch den Beschuss in der
       Region Charkiw gestorben. Was schmerzt mehr – bei einer Schießerei auf der
       Straße in Butscha zu sterben, wenn ein Panzer auf einen fahrradfahrenden
       Großvater schießt, oder durch russische Raketen, die auf die Bewohner von
       Charkiw niederprasseln?“ Und der ukrainische Dienst von BBC berichtet von
       Interviews mit Bewohnern ehemals russisch besetzter Ortschaften, die
       Folterungen und Morde durch russische Soldaten bezeugen.
       
       So berichtet ein Zeuge mit dem Namen Artjom gegenüber dem BBC aus der Stadt
       Balaklija in der Region Charkiw, dass er mehr als 40 Tage Gefangener der
       Russen war und auch mit Elektroschocks gefoltert worden sei. Balaklija war
       bis zum 8. September besetzt. Die Russen hätten extra während der
       Folterungen das laute Belüftungssystem ausgeschaltet, damit in den
       benachbarten Zellen zu hören sei, wie andere Gefangene vor Schmerz und
       Angst schrien. Auch Frauen seien gefoltert worden.
       
       In der Nacht zum Mittwoch kamen Menschen durch russische Luftangriffe ums
       Leben. In Mikolajew sind zwei Menschen getötet worden, drei weitere wurden
       verletzt, zitiert der Telegram-Kanal „Trucha“ Bürgermeister Senkewitsch. In
       Bachmut sind nach Angaben des Gouverneurs Pawel Kirilenko fünf Menschen
       durch Raketen getötet worden.
       
       Auch in den „Volksrepubliken“ gibt es Opfer zu beklagen. Vier Personen sind
       in der Ortschaft Golmowsk bei Horliwka durch Beschuss getötet worden, in
       Perewalsk, das von der „Volksrepublik Luhansk“ kontrolliert wird, ist ein
       15-jähriger Junge getötet worden, berichtet strana.news auf seinem
       Telegram-Kanal.
       
       14 Sep 2022
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Clasen
       
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