URI: 
       # taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Wirklich wahr?
       
       > Das Filmmuseum Potsdam würdigt die dänische Stummfilmikone Asta Nielsen.
       > Das Programm des Festival „Film Restored“ hinterfragt den Dokumentarfilm.
       
   IMG Bild: „Little Dieter Needs to Fly“, USA 1997, Regie: Werner Herzog
       
       Die Dänin Asta Nielsen galt als die große Tragödin des Stummfilms. Diesen
       Ruf hatte ihr bereits ihr erster dänischer Film beschert, das Melodram
       „Afgrunden“ („Abgründe“, 1910), in dem Nielsen eine Tochter aus gutem Hause
       spielt, die mit einem dubiosen Artisten und Spieler durchbrennt und im
       Elend endet.
       
       Der Film wurde zu einem Welterfolg, in der Folge entwickelte sich die
       extrem wandlungsfähige Schauspielerin in der Zusammenarbeit mit dem
       Regisseur Urban Gad und dem Produzenten Paul Davidson in Deutschland zum
       ersten weiblichen Topstar. Die Filmreihe „Asta Nielsen ABC. Filme und
       Fragmente“ zeigt vom 15. bis 25. September im Filmmuseum Potsdam insgesamt
       22 Filme der 1881 in Kopenhagen geborenen Mimin, darunter eine Reihe von
       aktuellen Restaurierungen.
       
       Eröffnet wird die Reihe am 15.9. mit dem Doppelprogramm „Abgründe“ und „Der
       Fackelträger“, letzter als Weltpremiere einer aktuell restaurierten Version
       des Dänischen Filminstituts. Thomas Christensen (Det Danske Filminstitut)
       hält eine Einführung, Live-Musik gibt es vom Trio Transformer (15. 9., 19
       Uhr, [1][Filmmuseum Potsdam]).
       
       Archivarische Arbeit, die Fragestellungen rund um die digitale
       Filmrestaurierung stehen im Mittelpunkt des von der Deutschen Kinemathek
       veranstalteten Filmerbe-Festivals „Film Restored“, das sich in seiner
       siebten Ausgabe unter dem Motto „For real?!“ dem Dokumentarischen widmet:
       Wie „authentisch“ ist der Dokumentarfilm eigentlich und welche politischen,
       pädagogischen oder erzählerischen Konzepte und Intentionen kann er
       verfolgen?
       
       Dazu gibt es vom 21. bis 25. September im Kino Arsenal Filmvorführungen,
       Vorträge, Podiumsdiskussionen und Werkstattberichte zu sehen und zu hören.
       Das Festival eröffnet am 21. 9. mit Werner Herzogs „Little Dieter Needs to
       Fly“, einem Film über das Schicksal des US-Deutschen Dieter Dengler, der im
       Vietnamkrieg mit seinem Flugzeug über Laos abgeschossen wurde und aus der
       Kriegsgefangenschaft durch den Dschungel entkommen konnte.
       
       Weitere interessante Themenpunkte des Festivals sind der Umgang mit
       Kolonialfilmen aus dem ehemals belgischen Kongo sowie Fragen zur
       Dokumentarfilmproduktion in der DDR (21. 9., 19 Uhr, [2][Arsenal 1])
       
       Im klassischen Hollywood hätte man über die Vorstellung, dass ein
       sogenanntes Biopic Ähnlichkeit mit dem tatsächlichen Leben der dort
       dargestellten Personen aufweisen sollte, bestenfalls müde gelächelt. Doch
       auch heute, wo man es mit der Wahrheit vielleicht etwas genauer nimmt,
       laufen Leben und Karriere von Menschen aus dem Showgeschäft im Kino immer
       noch nach einem festgelegten Muster ab.
       
       Mühsam ist der Karriereanfang, dann der Durchbruch zum Superstar, falsche
       Entscheidungen und erste Rückschläge zerren an den Nerven, schließlich
       bekommt man selbstbestimmt noch einmal die Kurve. Im Fall von schwarzen
       Sängerinnen ist das alles garniert mit den falschen Männern, zu viel
       Alkohol und dem Einsatz für die Bürgerrechte.
       
       Das alles trifft folglich auch auf Aretha Franklin zu, die 2018 verstorbene
       „Queen of Soul“, die in Liesl Tommys Film „Respect“ porträtiert wird. Was
       sonst noch bleibt: viele gute Musiknummern. Auftritte, Proben,
       Plattenaufnahmen, exzellent gespielt und gesungen von Jennifer Hudson, die
       von Aretha Franklin angeblich noch selbst für die Rolle ausgesucht wurde
       (16. 9., 20 Uhr, [3][Freiluftkino Hasenheide]).
       
       15 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.filmmuseum-potsdam.de/index.php?id=198bc529d9b0162c4856001d907f4db1&year=2022&month=9
   DIR [2] https://www.arsenal-berlin.de/kino/filmreihe/film-restored-2022/
   DIR [3] https://www.freiluftkino-hasenheide.de/filme/respect-21660/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lars Penning
       
       ## TAGS
       
   DIR taz Plan
   DIR Kolumne Frisch gesichtet
   DIR Dokumentarfilm
   DIR Stummfilm
   DIR Jazz
   DIR taz Plan
   DIR Denkmalschutz
   DIR taz Plan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kinotipp der Woche: Im Arbeiterviertel
       
       Das Filmfestival Prenzlauerberginale blickt zurück in die DDR, zurück in
       einen Prenzlauer Berg, der unwiderbringlich verschwunden ist.
       
   DIR Tag des Denkmals in Berlin: Vom Aussterben bedroht
       
       Die Initiative Kulturerbenetz Berlin veröffentlicht anlässlich des Tags des
       Denkmals eine rote Liste mit 70 bedrohten Orten in der Hauptstadt.
       
   DIR Filmempfehlungen für Berlin: Telekinetisches Wunder
       
       Halb gespielt, halb Doku: Rosa von Praunheims „Rex Gildo – Der letzte
       Tanz“. Das Rollberg zeigt derweil den Horror-Klassiker „Carrie“ mit Sissy
       Spacek.