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       # taz.de -- Ausländische Filme im russischen Kino: Batman in St. Petersburg
       
       > Offiziell dürfen US-amerikanische Blockbuster nicht mehr in Russland
       > gezeigt werden. Ungenehmigt laufen sie trotzdem auf der großen Leinwand.
       
   IMG Bild: Alles ist wie früher, nach der Arbeit geht man in die Abendvorstellung im Kino um die Ecke: Kino in Moskau
       
       Alles ist wie früher: Nach der Arbeit geht man in die Abendvorstellung im
       Kino um die Ecke. Man kauft die Tickets über die Website, scannt den Code
       am Kinoeingang ein.
       
       Die Werbung für die aktuellen Hollywoodfilme sind in den Shoppingmalls der
       Stadt und auf den Websites der Kinos zu sehen: „Doctor Strange in the
       Multiverse of Madness“, „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“,
       „Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse“, „Bullet Train“ – alle
       diese aktuellen Filme aus US-amerikanischer Produktion stehen auf dem
       Programm. Im großen Saal, mit einem Eimer Popcorn in der Hand, kann man sie
       sehen.
       
       Es gibt da nur ein kleines Problem: Schon im März haben die großen
       Filmfirmen in Hollywood beschlossen, [1][den russischen Markt zu verlassen
       und alle ihre Filme zurückgezogen]. Jetzt fühlt man sich im Kino ein
       bisschen wie ein Straftäter.
       
       Zwar haben die Russen Filmpiraterie nie als schlimmes Vergehen angesehen,
       aber die neuen Methoden, mit denen die Sanktionen umgangen werden, scheinen
       doch ein wenig verwegen zu sein.
       
       Natürlich haben wir schon im Frühling vermutet, dass wir auch künftig
       „Batman“ auf großer Leinwand sehen können. Man fragte sich nur, welcher
       Grad von Einfallsreichtum dazu führen wird. Inzwischen sind interessante
       Lösungen gefunden worden.
       
       Die Kinos zeigen Hollywood-Premieren nicht mehr als eigenständige Produkte,
       sondern als zusätzliches Videomaterial. Nach dieser Logik kann man jetzt
       Tickets für Filme aus einheimischer Produktion erwerben und anschließend
       „kostenlos“ noch einen neuen ausländischen Film sehen, Letzterer natürlich
       mit einer nicht offiziellen – aber sehr anständigen – Synchronisation, die
       irgendwo in der GUS mit russischsprachigen Schauspielern produziert wurde.
       
       Auf diese Weise bekommt ein Kinobesucher für den Preis eines Tickets gleich
       zwei Filme zu sehen – man kann einen halben Tag im Kino verbringen.
       Russische Filme werden so dank des „Hollywood-Bonus“ zu Kassenschlagern,
       und die Kinos können sich trotz schwieriger Zeiten über Wasser halten.
       Dieses Prinzip wird „Zusatzservice“ genannt, auf den Websites der Kinos
       gibt es entsprechende Vermerke.
       
       Ist das legal? Natürlich nicht. Ohne offizielle Genehmigung eines Verleihs
       gilt so eine Vorführung selbst in Russland als Verletzung des geistigen
       Eigentums. Werden Kinos dafür bestraft? Nein.
       
       Eine andere Möglichkeit, ausländische Filme zu zeigen, ist noch beliebter:
       Die offizielle Vorführung wird nicht vom Kino-Unternehmen selbst
       übernommen.
       
       Es vermietet seinen Saal lediglich einer Vorführfirma. So arbeiten jetzt
       mehrere große Kinoketten. Vielleicht hilft ihnen diese Regelung, eine
       Haftung für das Zeigen von Raubkopien in Zukunft zu umgehen.
       
       Aus dem Russischen [2][Gaby Coldewey] 
       
       Finanziert wird das Projekt von der [3][taz Panter Stiftung]. 
       
       Ein Sammelband mit den Texten ist unter dem Titel „Krieg und Frieden. Ein
       Tagebuch“ Anfang September im [4][Verlag edition.fotoTAPETA] erschienen und
       kostet 10 Euro.
       
       20 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rede-von-Wladimir-Putin-in-Wladiwostok/!5876643
   DIR [2] /Gaby-Coldewey/!a23976/
   DIR [3] https://shop.taz.de/product_info.php?products_id=245248
   DIR [4] https://www.edition-fototapeta.eu/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Olga Lizunkova
       
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