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       # taz.de -- Dürre auf Iberischer Halbinsel: Wasser wird zum Zankapfel
       
       > Auf der Iberischen Halbinsel herrscht Dürre. Nun wollen spanische
       > Landwirte das Wasser ihrer Flüsse nicht mehr mit den Portugiesen teilen.
       
   IMG Bild: Zu wenig Niederschlag: Stausee von Yesa im Norden Spaniens
       
       Madrid taz | Die Iberische Halbinsel sitzt auf dem Trockenen. Spanien
       verzeichnet mit einem Niederschlag von gerade einmal 473 Liter pro
       Quadratmeter eines der [1][regenärmsten Jahre]. Normal wären 635 Liter. Nun
       droht ein internationaler Konflikt. Denn der [2][Großteil des Wassers beim
       westlichen Nachbarland Portugal] stammt aus vier großen Flüssen, und diese
       entspringen alle in Spanien.
       
       Die Abflussmenge zum Nachbarn ist per internationalem Abkommen geregelt.
       Doch jetzt kündigte das Ministerium für den Ökologischen Umbau in Madrid
       an, dass dieses nicht mehr eingehalten werden kann. „Trotz der
       unternommenen Anstrengungen ist zu erwarten, dass Spanien nicht in der Lage
       sein wird, die für die Flüsse Tajo und Duero festgelegten jährlichen
       Wassermengen zu liefern“, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums. Die
       Rede ist von 10 Prozent weniger Wasser als im Abkommen von 1998 vereinbart.
       
       Es ist ganz einfach: Wo es nichts gibt, ist nichts zu holen. Am Duero –
       oder Douro, wie er in Portugal heißt – sind einige Stauseen so gut wie
       leer. Insgesamt verzeichnet das gesamte Speichersystem entlang des Flusses,
       der in der portugiesischen Stadt Porto in den Atlantik fließt, noch 30
       Prozent der Gesamtkapazität. Im Zehnjahresschnitt waren es Ende September
       über 50 Prozent. Am Tajo – oder Tejo – der in Lissabon ins Meeer fließt,
       sieht es nicht besser aus. Dort befinden sich 35,9 Prozent des
       Gesamtvolumens in den spanischen Stauseen, im Zehnjahresschnitt waren es 46
       Prozent.
       
       In der nordspanischen Provinz León, am Mittellauf des Dueros, gingen Mitte
       September angesichts der Wassernot erstmals Landwirte auf die Straße, um zu
       fordern, dass den Nachbarn der Hahn abgedreht wird. „Wasserkrieg“ titelt
       die Presse auf beiden Seiten der Grenze. Die konservative spanische
       Opposition der Partido Popular (PP) unterstützt den Unmut. Schließlich
       stehen im Mai Regional- und Kommunalwahlen an.
       
       ## Wassermangel lässt Energiepreise steigen
       
       Schon jetzt öffnet Spanien die Schleusen der Stauseen immer weniger.
       Während es hauptsächlich um die Bewässerung in der Landwirtschaft geht,
       steht für Portugal die Stromproduktion auf dem Spiel. Während in Spanien
       19,5 Prozent der Gesamtkapazität der Stromerzeugung aus Wasserkraftwerken
       besteht, sind es in Portugal 37 Prozent. Der Wassermangel lässt die
       Energiepreise in die Höhe schnellen, da Gaskraftwerke den Fehlbetrag zu
       wesentlich höheren Kosten decken. Hinzu kommt, dass eine niedrigere
       Durchflussmenge die Ökosysteme entlang der Flüsse bedroht.
       
       Der portugiesische Umweltminister Duarte Cordeiro versucht die Gemüter zu
       beruhigen: „Es gibt keinen Krieg ums Wasser. Wir, Portugal und Spanien,
       arbeiten stetig zusammen“, erklärt er. Doch die Trockenheit wird zur Probe
       für die guten Beziehungen zwischen der spanischen Linkskoalition unter
       Pedro Sánchez und der Regierung in Portugal unter dem Sozialisten António
       Costa.
       
       Zwar sieht das Abkommen von 1998, das 2008 überarbeitet wurde,
       Ausnahmesituationen vor, doch gibt es kein Protokoll, wie denn nun zu
       verfahren sei. Die Umweltministerien beider Länder wollen jetzt einen
       Notplan ausarbeiten. In einem gemeinsamen Kommuniqué erkennt Portugal an,
       dass von Spanien nicht die übliche Wassermenge zu erwarten ist. „Die
       Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich in geringeren Niederschlags- und
       Fließmengen, was die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen
       erheblich behindert“, heißt es in der Vereinbarung.
       
       Beide Seiten haben „ein Treffen auf höchstem Niveau“ vereinbart, um noch in
       diesem Herbst festzulegen, wie mit der Notlange umgegangen werden soll.
       
       4 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Spanien-leidet-unter-Wassermangel/!586601/
   DIR [2] /Versorgung-in-Spanien-und-Portugal/!5582362
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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