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       # taz.de -- Kohlepolitik in NRW: Wo bleibt die CO2-Minderung?
       
       > NRW will acht Jahre früher aus der Kohle aussteigen. Zugleich sollen
       > Braunkohlekraftwerke länger laufen. Wie man das nennt? Eine unschöne
       > Mogelei.
       
   IMG Bild: Bitteres Menetekel: RWE-Tagebau Garzweiler bei Lützerath
       
       Nordrhein-Westfalen will den Kohleausstieg um [1][acht Jahre auf 2030
       vorziehen]. Das ist eine sehr gute Nachricht. Je schneller die Kohle
       Geschichte ist, umso besser. Aber die zeitliche Koppelung der Verkündung
       dieser Entscheidung an eine weitere ist ausgesprochen ernüchternd: Mit dem
       vorgezogenen Ausstieg teilten die beiden grünen
       Wirtschaftsminister:innen Robert Habeck und Mona Neubaur mit, dass in
       NRW zwei Braunkohlekraftwerke bis 2024 weiterlaufen sollen. Dass
       ausgerechnet das Dorf Lützerath weichen muss, das Symbol des Widerstands
       gegen den Mega-Erderhitzer Braunkohle, erscheint wie das bittere Menetekel
       einer klimaignoranten Politik.
       
       Was aussieht wie ein Kompensationsgeschäft – Weiterbetrieb gegen früheren
       Ausstieg –, ist keins. Grüne und CDU in NRW hatten sich bereits auf das
       Vorziehen des Kohleausstiegs [2][in ihrem Koalitionsvertrag vom
       vergangenen Juni] verständigt. Die Forderung der Grünen nach einem
       vorgezogenen Kohlestopp stammt aus der Zeit vor der Energiekrise. Sie ist
       Teil ihrer Klimapolitik vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Jetzt
       so zu tun, als käme der frühere Ausstieg, um die zusätzlichen
       CO2-Emissionen durch die länger laufenden Braunkohlekraftwerke
       auszugleichen, ist eine unschöne Mogelei.
       
       Richtig ist, dass es keine Kompensation für den vermehrten CO2-Ausstoß
       gibt. Und das gilt nicht nur für die beiden länger laufenden
       Braunkohlekraftwerke in NRW, sondern auch die Anlagen, die entgegen
       ursprünglichen Plänen weiterlaufen oder wieder ans Netz gehen. Diese
       Anlagen zur Sicherung der Energieversorgung einzusetzen, ist wahrscheinlich
       unumgänglich. Es erhöht die Aussichten, dass die Bürger:innen, ohne zu
       frieren und gut mit Strom versorgt, über den Winter kommen – wenn alle mit
       Bedacht Energie einsetzen und so viel wie möglich sparen.
       
       Es sieht so aus, als ob es für die Versorgungskrise einen Plan gibt. Für
       eine andere, [3][die Klimakrise, gibt es ihn aber nicht]. Denn die
       Bundesregierung sorgt eben nicht dafür, dass der notwendige zusätzliche
       CO2-Ausstoß kompensiert wird. Gerade das muss sie aber in die Wege leiten,
       und zwar sofort. Jede Tonne C02, die wegen Putin hierzulande zusätzlich
       ausgestoßen wird, muss an anderer Stelle weniger emittiert werden. Sehr
       schnell umsetzbare Möglichkeiten dazu gibt es, zum Beispiel im Verkehr. Mit
       dem Aussetzen von Inlandsflügen, der Einführung eines Tempolimits für
       Autobahnen oder einem neuen sehr günstigen bundesweiten ÖPNV-Ticket wäre
       viel gewonnen. Doch mit der FDP [4][in der Bundesregierung] ist eine echte
       Klimapolitik kaum zu machen.
       
       4 Oct 2022
       
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