URI: 
       # taz.de -- Zur Mobilmachung in Russland: Zeichen der Schwäche
       
       > Putin wollte Stärke demonstrieren. Die Ukraine und viele ihrer
       > Unterstützerstaaten reagieren selbstbewusst auf die russische
       > Teilmobilisierung.
       
   IMG Bild: Wollte den Starken markieren: Russlands Präsident Putin
       
       Berlin taz/dpa/rtr | Russlands Präsident Wladimir Putin wollte mit der
       Ankündigung einer Teilmobilisierung ein Zeichen der eigenen Stärke setzen,
       aber außerhalb Russlands legt man ihm seine Vorhaben eher als Schwäche aus.
       
       Mychailo Podoljak, ukrainischer Präsidentenberater, etwa schreibt, es sei
       „ein absolut vorhersehbarer Aufruf, der eher wie ein Versuch aussieht, das
       eigene Versagen zu rechtfertigen“, wie die Nachrichtenagentur Reuters
       zitiert. „Der Krieg verläuft eindeutig nicht nach Russlands Szenario und
       erforderte daher von Putin extrem unpopuläre Entscheidungen zur
       Mobilisierung und zur starken Einschränkung der Rechte der Bevölkerung.“
       
       Diese Lesart wird auch von wichtigen Unterstützerländern geteilt. Bridget
       Brink, US-Botschafterin in Kiew, schrieb auf Twitter,
       „[1][Scheinreferenden] und Mobilmachungen sind Zeichen der Schwäche, des
       russischen Versagens“, der britische Verteidigungsminister Ben Wallace
       wertet Putins Ankündigung als Hinweis, dass „seine Invasion scheitert“.
       
       In der unmittelbaren Nachbarschaft Russlands ist der Tonfall weniger
       jubilierend. Finnlands Verteidigungsminister Antti Kaikkonen erklärt, sein
       Land beobachte die Situation im benachbarten Russland nach der
       [2][angeordneten Teilmobilmachung] genau: „Was die Umgebung Finnlands
       betrifft, so kann ich sagen, dass die militärische Lage stabil und ruhig
       ist. Unsere Verteidigungskräfte sind gut vorbereitet und die Situation wird
       genau überwacht.“
       
       ## Keine Zuflucht für fliehende Russen
       
       Litauens Verteidigungsminister Arvydas Anušauskas schreibt auf Facebook,
       sein Land, das an die russische Exklave Kaliningrad grenzt, habe die
       Bereitschaft der schnellen Eingreiftruppe seiner Armee erhöht, „um jegliche
       Provokationen von russischer Seite zu verhindern“. Edgars Rinkēvičs,
       Außenminister Lettlands, schreibt auf Twitter, man werde als Nachbarland
       Russen, die vor der Teilmobilmachung fliehen, keine Zuflucht gewähren.
       
       Auch Wladimir Putins Äußerungen zum Einsatz von Atomwaffen riefen
       Reaktionen hervor. Die EU-Kommission wirft Russlands Präsidenten ein sehr
       gefährliches Spiel mit [3][Nuklearwaffen] vor. Die internationale
       Gemeinschaft müsse Druck auf ihn ausüben, damit er „dieses rücksichtslose
       Verhalten einstellt“, sagte ein Sprecher der EU-Kommission.
       
       Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki reagierte mit einer erneuten
       Forderung nach mehr Hilfe für Kiew von den westlichen Verbündeten, „damit
       die Nato die Ukraine noch stärker unterstützt, damit sie sich selbst
       verteidigen kann“.
       
       21 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Russland-beruft-Volksabstimmung-ein/!5883002
   DIR [2] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!5883128
   DIR [3] /Politologe-ueber-Putins-Psychospiele/!5878266
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Salter
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Russland
   DIR Mobilmachung
   DIR Kolumne Krieg und Frieden
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Isjum
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Teilmobilmachung in Russland: Patrioten werden zu Pazifisten
       
       Putin hat eine Teilmobilmachung für 300.000 Reservisten angeordnet.
       Plötzlich positionieren sich die Menschen in Russland zum Krieg.
       
   DIR Debatte über Waffenlieferungen: Ampel lässt Union abblitzen
       
       CDU und CSU beantragen im Bundestag, mehr schwere Waffen an die Ukraine zu
       liefern. Die Ampel verweist auf aktuelle Zusagen von Nato-Partnern.
       
   DIR Teilmobilmachung in Russland: Katapultiert in die Realität
       
       Russlands Machthaber Putin will Angst verbreiten. Es ist eine
       Verzweiflungstat – und eine Chance für die Ukraine.
       
   DIR Russland beruft Volksabstimmung ein: Putin sucht Anschluss
       
       Ab Freitag werden die besetzten Teile der Ost- und Südukraine per
       Referendum Teil von Russland. Die Ukraine erkennt darin „Angst vor der
       Niederlage“.
       
   DIR Massengräber in Isjum: Das Grauen hat System
       
       Es sollte dem Westen endlich eine Lehre sein: Putin eskaliert Konflikte,
       wenn er sich in einer Position der Stärke sieht.