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       # taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukraine-Krieg +++: Mehr als 700 Festnahmen in Russland
       
       > Bei Protesten in Russland gegen die Teilmobilmachung wurden am Samstag
       > über 700 Menschen festgenommen. Selenski fordert Russen zum Aufgeben auf.
       
   IMG Bild: Gegen die Mobilmachung: Proteste am 24. September in Moskau
       
       ## Selenski fordert russische Kämpfer zum Aufgeben auf
       
       Nach neuen Protesten gegen die in Russland laufende Teilmobilmachung für
       den Krieg in der Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski
       Moskaus Kämpfer zum Aufgeben aufgefordert. Es sei besser, die Einberufung
       zum Dienst abzulehnen, als auf fremder Erde als Kriegsverbrecher zu
       sterben, sagte Selenski in seiner am Samstagabend veröffentlichten
       Videobotschaft in russischer Sprache. Zugleich bot er an, dass sich
       russische Soldaten freiwillig in Kriegsgefangenschaft begeben könnten. Dort
       würden sie zivilisiert behandelt.
       
       Der Staatschef wandte sich damit schon zum zweiten Mal in dieser Woche auf
       Russisch an die Nachbarn – gegen die „verbrecherische Mobilisierung“.
       [1][Mit Blick auf die hohen Strafen für Fahnenflüchtige in Russland, die
       Kremlchef Wladimir Putin am Samstag in Kraft setzte], sagte Selenski, dass
       niemand erfahren werde, unter welchen Umständen die Soldaten aufgeben.
       „Wenn Ihr Angst habt zurückzukehren und keinen Gefangenenaustausch wollt,
       dann werden wir einen Weg finden, auch das sicherzustellen.“
       
       Kremlchef Putin will rund 300.000 Reservisten einziehen lassen, um nach den
       Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine die dort noch besetzten
       Gebiete zu halten. Putin hatte deshalb am Mittwoch – sieben Monate nach dem
       Einmarsch in die Ukraine – eine Teilmobilmachung angeordnet. Bei vielen
       Russen löste das Panik aus. Bei Protesten in Dutzenden Städten in Russland
       wurden seit Mittwoch mehr als 2.000 Menschen festgenommen. (dpa)
       
       ## Ukraine meldet russische Raketen- und Luftangriffe, Russland meldet
       ukrainischen Angriff auf Hotel in Cherson
       
       Russische Streitkräfte haben nach Angaben des ukrainischen Militärs binnen
       24 Stunden Dutzende Raketen- und Luftangriffe auf zivile und militärische
       Ziele ausgführt. [2][Betroffen gewesen seien unter anderem 35 Siedlungen.]
       Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA wiederum meldete zuvor
       unter Berufung auf nicht näher identifizierte Informanten, ukrainische
       Truppen hätten Getreidespeicher und Lagerhallen für Düngemittel beschossen.
       Zudem meldete die RIA die Bombardierung eines Hotels in der Stadt Cherson
       durch ukrainische Truppen. Zwei Menschen seien getötet worden. Die Stadt im
       Süden der Ukraine ist bereits seit kurz nach dem Beginn der Invasion von
       russischen Truppen besetzt. Weder die Angaben der einen noch der anderen
       Seite ließen sich unabhängig überprüfen. (rtr)
       
       ## Mehr als 700 Festnahmen bei Protesten gegen Putins Krieg in Russland
       
       Am Samstag wurden bei neuen Protesten in Russland gegen die
       Teilmobilmachung mehr als 700 Menschen festgenommen. Das
       Menschenrechtsportal ovd.info berichtete am Abend in Moskau von landesweit
       747 Festnahmen in 32 Städten. Es handele sich nur um die namentlich
       bekannten Männer und Frauen, in Gewahrsam könnten noch deutlich mehr
       Menschen sein, hieß es. Allein für die russische Hauptstadt Moskau wurden
       mindestens 380 Festnahmen angegeben – und für St. Petersburg 125.
       
       Die russische Polizei ging teils brutal gegen Teilnehmer der von den
       Behörden verbotenen Anti-Kriegs-Proteste vor. Aus St. Petersburg wurden in
       sozialen Netzwerken Videos veröffentlicht, die zeigten, wie Männer in
       Kampfuniform und mit Helm auf Demonstranten einknüppelten. Das Portal
       ovd.info berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, dass die
       Sicherheitskräfte Elektroschocker eingesetzt hätten. (dpa)
       
       ## Lawrow: Der Westen will die Welt spalten und Russland „zerstückeln“
       
       Unterdessen nutzte Russlands Außenminister Sergej Lawrow seinen Auftritt
       bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung am Samstag in New York für
       einen zornigen Rundumschlag gegen den Westen. Kritik am Krieg gegen die
       Ukraine und an den Scheinreferenden in besetzten Gebieten wies er zurück.
       Lawrow warf dem Westen vor, die Welt spalten und sein Land zerstören zu
       wollen. Mit Blick auf die USA, die EU und ihre Verbündeten sagte er: „Es
       ist ihnen nicht mal mehr peinlich, offen zu erklären, dass es nicht nur die
       Absicht gibt, unserem Land eine militärische Niederlage zuzufügen, sondern
       Russland zu zerstören, zu zerstückeln.“
       
       Westliche Staaten haben Russland mit harten Sanktionen belegt und grenzten
       sich von dessen Führung ab, nachdem Moskaus Truppen Ende Februar das
       Nachbarland Ukraine überfallen hatten. Mit Blick auf westliche
       Militärhilfen für die Ukraine warf Lawrow insbesondere den USA vor, die
       Ukraine lediglich als „Material im Kampf gegen Russland“ zu benutzen.
       
       Kritik an den nun laufenden Scheinreferenden in mehreren besetzten
       ostukrainischen Gebieten wies Moskaus Chefdiplomat zurück. Der
       „Wutausbruch“ des Westens sei unbegründet, sagte er. Die Bewohner der
       Regionen nähmen nur „ihr Land mit, in dem ihre Vorfahren seit Hunderten von
       Jahren leben“. Seit Freitag wird in den vier russisch besetzten Gebieten
       Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja in Scheinreferenden über einen
       Beitritt zu Russland abgestimmt. UN-Generalsekretär António Guterres hatte
       eine mögliche Annexion der Gebiete zuletzt als Verletzung des Völkerrechts
       bezeichnet.
       
       Einmal mehr kritisierte Lawrow auch westliche Waffenlieferungen an die
       angegriffene Ukraine. Die USA, die Nato und die EU könnten vor diesem
       Hintergrund nicht behaupten, an dem „Konflikt“ unbeteiligt zu sein. Bei
       einer Pressekonferenz im Anschluss machte er deutlich: „Das gesamte Gebiet
       der Russischen Föderation, das in der russischen Verfassung festgelegt ist
       und noch zusätzlich festgelegt werden kann, steht auf jeden Fall unter dem
       vollen Schutz des Staates.“ (dpa)
       
       25 Sep 2022
       
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