URI: 
       # taz.de -- CDU nach der Wahl in Niedersachsen: Führungslos und abgekämpft
       
       > Niedersachsens Landeschef Bernd Althusmann ist nach der vergeigten Wahl
       > zurückgetreten, dito der Fraktionschef. Zeit für neue Köpfe.
       
   IMG Bild: Nachdenklich auf dem Weg zur Wahlparty: Bernd Althusmann nach den Prognosen
       
       Hannover taz | Er sieht abgekämpft aus, wie er so unter einem Pavillon vor
       der Wahlparty-Location der CDU in Hannover steht. Ob er der taz noch ein
       kurzes Statement geben wolle? Es ist kurz nach 22 Uhr. Bernd Althusmann
       zögert eine Sekunde, dann rafft er die Schultern und [1][streift sich noch
       einmal den Spitzenkandidaten über]. „Wir sollten weniger zurückblicken als
       nach vorne“, sagt er. Die CDU habe in Niedersachsen gut regiert, aber gegen
       den Amtsbonus von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sei es schwierig zu
       punkten.
       
       Für Althusmann ist [2][die Wahlniederlage auch eine persönliche.] Unter
       seiner Führung hat die CDU das schlechteste Ergebnis seit 1955 eingefahren:
       28,1 Prozent der Stimmen. Eine halbe Stunde nachdem die ersten
       Hochrechnungen über die Bildschirme flimmerten, hat sich Althusmann einen
       Weg durch seine Anhänger:innen gebahnt. Auf einer kleinen Bühne im
       Fraktionssaal der CDU ist er vors Mikro getreten und hat seinen Rücktritt
       als Landesvorsitzender erklärt.
       
       ## Zeit für einen Wechsel
       
       „Für mich ist das eine Sache der Konsequenz“, sagt er ein paar Stunden
       später. Es sei Zeit für einen Führungswechsel, nachdem er [3][erneut gegen
       Weil verloren] habe. Abgeordneter wolle er bleiben, aber nicht in führender
       Position. „Das sollen jetzt neue Persönlichkeiten übernehmen, die wir ja
       haben.“ Auch der bisherige Fraktionschef Dirk Toepffer hatte am frühen
       Abend angekündigt, dass er seinen Posten räumen wolle. Wer den Job
       übernimmt, klärt sich am Dienstag. Über den Landesvorsitz soll nach den
       Herbstferien ein Parteitag entscheiden.
       
       Mit ein wenig Verspätung trifft auch Reinhold Hilbers auf der CDU-Party
       ein. Der bisherige Finanzminister ist diesen Job nun los, hat aber sein
       Direktmandat gewonnen und in seinem Wahlkreis Grafschaft Bentheim die
       Ergebnisse abgewartet. Entsprechend zwiegespalten blickt der 58-Jährige auf
       den Abend. „Oft genug erklären sich nach der Wahl alle zum Sieger“, sagt
       er. Es sei Althusmann hoch anzurechnen, dass er die Niederlage gleich
       eingestanden und die Konsequenzen gezogen habe. Im Hintergrund spricht
       Stephan Weil auf einer Leinwand in ein orangefarbenes ZDF-Mikro. Irgendwer
       möchte sich den strahlenden Wahlsieger hier nicht mehr länger mit anschauen
       und wechselt stattdessen auf ein Standbild des CDU Wahlkampfmottos:
       #weiterspringen.
       
       Geklappt hat das nicht. Die CDU ist mit ihrem Anti-Ampel-Wahlkampf zu kurz
       gesprungen. Hans-Volker Mann stand wochenlang an Wahlkampfständen in
       Hannover, um seine Kandidatin Sabrina Kahmann zu unterstützen. Er ist vor
       50 Jahren in die Junge Union eingetreten, vor 48 Jahren in die CDU. Und er
       sieht großen Reformbedarf in seiner Partei: „Wir brauchen junge, frische
       Köpfe, und wenn die weiblich sind, kann das auch nicht schaden“, sagt er.
       Dazu gehöre, dass junge Frauen Wahlkreise bekämen, die sicher seien. „Der
       Proporz nach Regionen darf nicht wichtiger sein als die Frauenförderung.“
       
       Dabei hatte Althusmann dafür gesorgt, dass die Landesliste bis Platz 62 von
       86 paritätisch besetzt war – ein Novum in Niedersachsen. 13 der 20 Sitze,
       die die CDU über die Liste gewonnen hat, gingen so an Frauen. Doch die
       Mehrzahl der Sitze bekommen die Konservativen weiterhin durch
       Direktmandate. Bei dieser Wahl waren es 27, nur zwei davon gingen an
       Frauen, 25 an Männer – mit 32 zu 15 also noch immer ein deutlicher
       Männerüberhang.
       
       Kandidatin Kahmann hat es nicht geschafft. Sie verlor in ihrem Wahlkreis
       Hannover-Ricklingen gegen Stefan Politze von der SPD. Auch die 33-Jährige
       wünscht sich eine Veränderung: „Wir müssen uns anders aufstellen. Wenn wir
       Volkspartei bleiben wollen, müssen wir der Jugend zuhören.“ Und die frei
       gewordenen Spitzenjobs? „Ich würde mich freuen, wenn es eine Frau macht“,
       sagt Kahmann.
       
       10 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Spitzenkandidaten-bei-der-Landtagswahl/!5882698
   DIR [2] /Die-CDU-bei-der-Niedersachsenwahl/!5886277
   DIR [3] /Die-SPD-bei-der-Niedersachsenwahl/!5886272
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andrea Maestro
       
       ## TAGS
       
   DIR Landtagswahl in Niedersachsen
   DIR Landtag Niedersachsen
   DIR CDU Niedersachsen
   DIR Bernd Althusmann
   DIR Rücktritt
   DIR Frauenförderung
   DIR GNS
   DIR Landtagswahl in Niedersachsen
   DIR Landtagswahl in Niedersachsen
   DIR Landtagswahl in Niedersachsen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Ergebnisse der Niedersachsenwahl: Grüne und AfD verdoppeln Sitzzahl
       
       Wer hat wie wo gewählt in Niedersachsen? Die Wahlergebnisse im Land und in
       den Wahlkreisen und die Wählerwanderung in Grafiken.
       
   DIR AfD bei der Niedersachsenwahl: Es rechtsruckt wieder
       
       Die AfD gewinnt in der Krise: Erstmals seit 2018 ist sie bei einer
       Landtagswahl im Westen zweistellig – dank zögernder Ampel und fehlender
       Linken.
       
   DIR Die CDU bei der Niedersachsenwahl: Aus für Althusmann, Dämpfer für Merz
       
       Ausgeträumt: Die CDU bleibt hinter der SPD und wird wohl aus der
       Landesregierung fliegen. Althusmann (CDU) tritt zurück.