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       # taz.de -- Israelisch-libanesische Seegrenze: Ein Gewinn für beide Seiten
       
       > Die libanesisch-israelische Einigung über die maritime Grenze sorgt für
       > mehr Stabilität in der Region. Wäre da nur nicht Benjamin Netanjahu.
       
   IMG Bild: Das Meer bei Rosh Hanikra, Israel, nahe der Grenze zum Libanon
       
       Endlich kommen einmal gute Nachrichten aus dem Nahen Osten. Israel und
       Libanon sehen ihre Forderungen erfüllt und zeigen sich zufrieden mit der
       beiderseitigen Einigung über den maritimen Grenzverlauf und die Förderung
       der Gasvorkommnisse im Mittelmeer. Alles andere hätte für beide Seiten
       katastrophale Konsequenzen haben können. Die schiitisch-libanesische
       Hisbollah verfügt über zigtausende Raketen, die jeden Winkel in Israel
       erreichen können.
       
       Eine erneute militärische Auseinandersetzung an der
       israelisch-libanesischen Grenze würde alle bisherigen Kriege in den
       Schatten stellen. Die gute Nachricht, dass die Einigung erneutes
       Blutvergießen unwahrscheinlicher macht und vielleicht eine weitere
       diplomatische Annäherung der beiden Nachbarstaaten folgen wird, ist eine
       Sache. Der wirtschaftliche Profit für beide Staaten kommt noch dazu. Nun
       ist ein weiteres Hindernis geräumt auf dem Weg zur Gasförderung.
       
       [1][Der Markt ist günstig], und besonders der von Armut und
       Arbeitslosigkeit gebeutelte Libanon ist wie selten zuvor auf Devisen
       angewiesen. Jede Einigung zwischen den Regierungen in Beirut und Jerusalem
       bedeutet zugleich eine Schwächung der Hisbollah und damit der Rolle des
       Iran, der die schiitischen Extremisten mit Geld, Know-how und Waffen
       versorgt. Das Weiße Haus stuft die libanesische „Partei Gottes“ als
       Terrororganisation ein. Ihr Gegner ist zuallererst Israel.
       
       Nur recht wäre es, wenn [2][die Einigung] dem israelischen Regierungschef
       Yair Lapid Punkte einbringt für die am 1. November stattfindenden
       Parlamentswahlen. Von einer „historischen Errungenschaft“ sprach Lapid und
       übertrieb damit nicht. Noch könnte ihm allerdings sein Gegenkandidat
       Benjamin Netanjahu in die Quere kommen.
       
       Der [3][Likud-Chef hält nichts von der Einigung] mit Beirut und fühlt sich,
       sollte er die Wahlen für sich entscheiden, auch nicht daran gebunden. Doch
       Netanjahu ist bekannt für großartige Ankündigungen, von denen nach dem
       Wahlkampf nichts übrig bleibt. Er wird den Eklat mit Washington und einen
       möglichen weiteren Krieg mit der Hisbollah kaum riskieren.
       
       12 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /EU-und-die-Gaskrise/!5864366
   DIR [2] https://www.timesofisrael.com/security-cabinet-convenes-to-debate-lebanon-maritime-border-deal/
   DIR [3] https://www.israelhayom.com/2022/10/02/netanyahu-says-emerging-gas-deal-with-lebanon-may-not-be-binding/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Knaul
       
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