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       # taz.de -- Vorwurf des „Sozialtourismus“: Starke Kritik an Merz-Aussage
       
       > Der CDU-Chef hat mit seinem Vorwurf an ukrainische Geflüchtete in
       > Deutschland Empörung ausgelöst. Innenministerin Faeser nennt die Aussage
       > „schäbig“.
       
   IMG Bild: Macht gerne von sich reden – zum Beispiel mit populistischen Aussagen: CDU-Chef Friedrich Merz
       
       Berlin dpa/afp | Die populistische Aussage von CDU-Chef Friedrich Merz über
       einen „Sozialtourismus“ ukrainischer Flüchtlinge nach Deutschland hat bei
       den Grünen Empörung ausgelöst. „Wie passt es eigentlich mit der viel
       beschworenen Solidarität der Union mit der Ukraine zusammen, dass Friedrich
       Merz im Kontext von Menschen, die vor diesem furchtbaren Angriffskrieg
       fliehen, von „Sozialtourismus“ spricht?“, fragte die [1][Vorsitzende
       Ricarda Lang am Dienstagmorgen auf Twitter.] Fraktionschefin Britta
       Haßelmann schrieb dort: „Sich durch die Abwertung anderer Menschen
       profilieren zu wollen, ist ein Instrument, zu dem Rechtspopulisten
       regelmäßig greifen. Das weiß auch Friedrich Merz. Ihm scheint jedes Mittel
       recht zur Eigenprofilierung.“
       
       Merz hatte Bild TV am Montagabend gesagt: „Wir erleben mittlerweile einen
       Sozialtourismus dieser Flüchtlinge: nach Deutschland, zurück in die
       Ukraine, nach Deutschland, zurück in die Ukraine.“ Der Hintergrund laut
       Merz: Anfangs hatten Ukraine-Flüchtlinge Anspruch auf Versorgung nach dem
       Asylbewerberleistungsgesetz – seit Juni erhalten sie Grundsicherung, also
       die gleichen Leistungen wie etwa Hartz-IV-Empfänger, und sind damit besser
       gestellt.
       
       Noch größere Probleme erwartet Merz nach eigenen Worten mit
       [2][Flüchtlingen aus Russland], „wenn die Bundesregierung das täte, was die
       Bundesinnenministerin vorgeschlagen hat, nämlich hier jetzt praktisch allen
       Verweigerern des Kriegsdienstes, der Mobilisierung in Russland Zugang zur
       Bundesrepublik Deutschland zu verschaffen“. Die Union sei „strikt dagegen“.
       
       ## Kritik von Faeser und Melnyk
       
       Auch [3][Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)] kritisierte Friedrich
       Merz stark. Bei Twitter schrieb sie: „Stimmungsmache auf dem Rücken
       ukrainischer Frauen und Kinder, die vor Putins Bomben und Panzern geflohen
       sind, ist schäbig“. „Sozialtourismus“ sei 2013 „Unwort des Jahres“ gewesen.
       Es sei „auch 2022 jedes Demokraten unwürdig“.
       
       Empört auf die Äußerungen reagierte auch der scheidende ukrainische
       Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk: „Woher kommt dieser Unsinn über
       angeblichen ‚Sozialtourismus‘ von ukrainischen Kriegsflüchtlingen?“,
       schrieb Melnyk auf Twitter an Merz gerichtet. „Sie haben das Recht, ihre
       Heimat jederzeit zu besuchen. Woher dieser billige Populismus?“
       
       Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr hat die Aussage von
       CDU-Chef Friedrich Merz über „Sozialtourismus“ von Ukraine-Flüchtlingen als
       „absolut deplatziert“ bezeichnet. Dürr sagte am Dienstag der Deutschen
       Presse-Agentur: „Die Menschen aus der Ukraine kommen zu uns, weil sie vor
       Putins brutalem Krieg fliehen. Viele von ihnen haben alles verloren und
       bangen um ihre Angehörigen.“
       
       Nach der starken Kritik von vielen Menschen ruderte CDU-Chef Friedrich Merz
       zurück. Auf Twitter schrieb er am Dienstag: „Ich bedaure die Verwendung des
       Wortes ‚Sozialtourismus‘. Und weiter: „Das war eine unzutreffende
       Beschreibung eines in Einzelfällen zu beobachtenden Problems.“
       
       27 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/Ricarda_Lang/status/1574487550617698305?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Etweet
   DIR [2] /Asyl-fuer-russische-Kriegsverweigerer/!5880144
   DIR [3] /Ampel-legt-Gesetzentwurf-vor/!5883526
       
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