# taz.de -- TV-Duell im Wahlkampf Niedersachsen: Ein klares Unentschieden
> In der NDR-Wahlkampfarena in Hildesheim treffen Stephan Weil (SPD) und
> Bernd Althusmann (CDU) aufeinander. Wer am Ende punktet, ist schwer zu
> sagen.
IMG Bild: Fast verwechselbar: Herausforderer Bernd Althusmann (CDU) und Amtsinhaber Stephan Weil (SPD)
Hildesheim taz | Es ist eine undankbare Kombination: Fünf Jahre lang haben
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und sein Herausforderer Bernd
Althusmann (CDU) miteinander – manchmal auch eher nebeneinander – regiert.
Jetzt stehen sie [1][in der NDR-Wahlkampfarena in Hildesheim] vor der
Verlegenheit einerseits ihre Regierungsbilanz verteidigen zu müssen und
gleichzeitig zu sagen, was sie allein viel besser können.
So richtig Zoff gibt es dabei nur an zwei Stellen: Mit [2][seinem groß
angekündigten, landeseigenen Rettungspaket für Betriebe und soziale
Einrichtungen], die unter den hohen Energiepreisen leiden, scheint der
SPD-Ministerpräsident den Herausforderer kalt erwischt zu haben. „Unseriöse
Wahlkampfversprechen“, nennt Althusmann das, die mit dem Koalitionspartner
auch nicht abgesprochen waren.
Weil wirft der CDU vor, sich gegen einen Nachtragshaushalt noch in dieser
Legislaturperiode gesperrt zu haben, weil sie lieber mit dem Finger auf die
Ampel in Berlin zeigt. Auch beim Preisdeckel für Gas und Strom vertreten
beide unterschiedliche Modelle.
[3][Beim Thema Bildung ist es andersherum:] 5.000 neue Lehrer in den
kommenden Jahren und eine 100prozentige Unterrichtsgarantie verspricht
Althusmann. Was wiederum Weil unseriös findet, weil diese Lehrkräfte ja gar
nicht vorhanden seien.
## Streit um die AKWs
In den zu treffenden Maßnahmen sind sie sich mit ein paar Nuancen hingegen
wieder einig: Mehr Studienplätze, mehr nicht-pädagogisches Personal, mehr
Digitalisierung sollen es richten, eine Anpassung aller Lehrergehälter auf
A13 soll die Abwanderung der kostbaren Kräfte in andere Bundesländer und an
andere Schulformen verhindern.
[4][Dissens gibt es sonst noch bei den Atomkraftwerken] und der
Landeswohnungsbaugesellschaft: Weil verteidigt die Entscheidung das AKW
Emsland in Lingen abzuschalten, Niedersachsen beziehe ja kaum russisches
Gas, sondern norwegisches und niederländisches, sei auch in den anderen
Bereichen der Energieversorgung besser aufgestellt als beispielsweise
Bayern. Althusmann widerspricht, man brauche alle drei Atomkraftwerke am
Netz, weil immer noch zu viel Gas verstromt werde.
Weil will die Landeswohnungsbaugesellschaft revitalisieren, die die
schwarz-gelbe Regierungskoalition 2005 verkauft hatte. Althusmann
argumentiert, damit schaffe man nur wieder einen bürokratischen Wasserkopf,
aber keine neuen Wohnungen.
Bei anderen Fragestellungen wie Fachkräftemangel, Stellenwert der
Berufsausbildung, Pflege und Gesundheitswesen liegen die Kandidaten nicht
so weit auseinander.
Beide geben sich staatstragend, argumentieren mit einer Mischung aus
Zahlenhuberei („haben x Millionen in den Haushalt eingestellt“) und
Wahlkampfanekdoten (Weil: „Ich habe kürzlich in einer Backstube
mitgearbeitet“, Althusmann: „Ich war mit dem Straßenmagazin Asphalt
unterwegs“, beide: „ich bin viel im Land/in Einrichtungen/in Schulen
unterwegs“).
Nach 75 Minuten ist das Duell aus und das Publikum sieht müde aus. Nach der
entscheidenden Wende bei der Wahlentscheidung fühlt sich das nicht an. Aber
noch ist alles drin für beide Kandidaten. [5][In den letzten Umfragen lag
die SPD nur vier Prozentpunkte vor der CDU.] Weil setzt weiter alles auf
Rot-Grün, aber viel wird auch davon abhängen, ob die FDP die
Fünf-Prozent-Hürde überspringt. Das Rennen bleibt spannender als das
TV-Duell.
28 Sep 2022
## LINKS
DIR [1] https://www.ndr.de/nachrichten/info/NDR-Info-Wahl-Das-Duell,wahlduell142.html
DIR [2] /Kritik-am-Entlastungspaket/!5879491
DIR [3] /Landtagswahl-in-Niedersachsen/!5879872
DIR [4] /Debatte-ueber-Atomkraft/!5878256
DIR [5] /Landtagswahl-in-Niedersachsen/!t5359125
## AUTOREN
DIR Nadine Conti
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