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       # taz.de -- Antrag für Grünen-Parteitag: KGE will von den Reichen nehmen
       
       > Eine Gruppe um Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt fordert
       > eine Vermögensabgabe. Die einmalige Steuer soll Krisenkosten abfedern.
       
   IMG Bild: Katrin Göring-Eckardt fordert Reichensteuer
       
       Berlin taz | In einer flügelübergreifenden Initiative fordern
       Grünen-Abgeordnete eine einmalige Vermögensabgabe für Reiche. Mit den
       Einnahmen wollen sie die Folgen von Klimakrise und Krieg abfedern. „Auch
       Menschen mit sehr hohen Vermögen sollen etwas abgeben“, heißt es in einem
       Antrag der Gruppe um Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt für
       den Parteitag Mitte Oktober. Eine „verfassungsfeste Vermögensabgabe“ sei
       dafür das richtige Instrument.
       
       „Sie würde vornehmlich dem Abbau von krisenbedingten Schulden dienen sowie
       Mehrausgaben decken können“, heißt es in dem Antrag, der der taz vorliegt,
       weiter. Trotz „notwendiger Freibeträge wie für Familienbetriebe“ würde eine
       solche Abgabe demnach „Spielräume für dringend benötigte Projekte und
       Investitionen“ schaffen.
       
       Die Forderung bezieht sich als Änderungsvorschlag auf den Leitantrag des
       Bundesvorstands, in dem dieser fordert, in der Krise „Verteilungsfragen zu
       stellen und Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten abzubauen“. Konkret nennt
       der Vorstand aber nur Übergewinnsteuern für Unternehmen; neue Steuern auf
       Einkommen oder Vermögen reicher Privatpersonen tauchen dagegen nicht auf.
       
       Nachdem die Grünen im Bundestagswahlkampf 2013 mit einem linken
       Steuerkonzept gescheitert waren, hielten sie sich [1][mit entsprechenden
       Forderungen lange zurück]. Im Wahlprogramm für 2021 forderten die Grünen
       zwar wie SPD und Linkspartei eine Vermögenssteuer, in den
       Koalitionsverhandlungen fiel die aus Rücksicht auf die FDP aber schnell
       wieder unter den Tisch.
       
       Dass sie die Debatte jetzt neu eröffnen, begründen die grünen
       Antragssteller*innen mit der Gleichzeitigkeit mehrerer Krisen. „Unsere
       Zeit ist geprägt von multiplen Krisen. Wir erleben neue und andere
       Herausforderungen, als wir uns vor einem Jahr noch vorgestellt hatten. So
       entsteht ein Handlungszwang, der auch im Koalitionsvertrag nicht
       vorhersehbar war“, sagt die Bundestagsabgeordnete Emilia Fester, die den
       Antrag gemeinsam mit Göring-Eckardt sowie Fraktionsvize Andreas Audretsch
       und dem Parlamentarischen Geschäftsführer Till Steffen vorbereitet hat.
       
       ## Spezielle Konstellation
       
       Speziell ist die lagerübergreifende Initiative, weil die Besteuerung von
       Vermögen früher zwischen Realos und Parteilinken umstritten war. „Die
       Folgen der Krisen sind ungleich verteilt“, sagt jetzt die ehemalige
       Fraktionschefin Göring-Eckardt, die dem Realo-Flügel angehört. Während rund
       40 Prozent der Menschen kaum oder gar keine Ersparnisse hätten und von den
       Krisenfolgen existenziell betroffen seien, verfügten wenige über sehr hohe
       Vermögen. „Diese können Belastungen ausgleichen und haben zudem ausreichend
       Möglichkeiten, zu helfen, die Krisenfolgen gerechter zu verteilen.“
       
       Der Parteilinke Audretsch sagt: „Alle müssen ihren Fähigkeiten entsprechend
       einen Beitrag leisten. Das gilt auch für Menschen mit sehr hohen Vermögen,
       wie Multimillionäre und Milliardäre.“ Eine einmalige Vermögensabgabe sei
       der richtige Schritt, um „mit mehr Gerechtigkeit die großen Krisen unserer
       Zeit zu bewältigen.“
       
       Eine Vermögensabgabe hatte im Sommer [2][auch die Parlamentarische Linke
       innerhalb der SPD-Fraktion] gefordert. In einem Beschlusspapier forderte
       die Gruppe schon im August eine einmalige Abgabe zur Krisenbewältigung.
       Auch aus der Linksfraktion gab es in den vergangenen Monaten immer wieder
       entsprechende Forderungen. Die FDP lehnt neue Steuern dagegen grundsätzlich
       ab.
       
       30 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Vermoegensteuer-Politik-der-Gruenen/!5750815
   DIR [2] /SPD-Politiker-zur-Vermoegensabgabe/!5873313
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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