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       # taz.de -- FDP bei der Niedersachsen-Wahl: Dauerzustand Zittern
       
       > Am Sonntag wird in Niedersachsen gewählt. Bei den Liberalen ist unklar,
       > ob sie den Wiedereinzug in den Landtag schaffen.
       
   IMG Bild: Stefan Birkner, der Spitzenkandidat der FDP in Niedersachsen zu Beginn seiner Wahlkampagne
       
       BERLIN taz | Etwas angestrengt lächelt FDP-Politiker Stefan Birkner am
       Freitag im ZDF-Morgenmagazin in die Kamera. Verwunderlich ist das nicht.
       Birkner ist Spitzenkandidat der FDP in Niedersachsen, wo am kommenden
       Sonntag gewählt wird. Und für die Liberalen ist das eine echte
       Zitterpartie. Laut Umfragen bewegen sie sich in der 5-Prozent-Todeszone.
       Zum Vergleich: 2017 erreichte die FDP 7,5 Prozent. Ob sie diesmal den
       Einzug in den Landtag schafft, ist ungewiss.
       
       „Wir sind in schwierigen Zeiten“ erklärt Birkner in ruhigem Tonfall und
       spricht dann lieber über die Bundespolitik als über die eigene
       Landespolitik. Für die FDP sei es eine „Herausforderung“, die eigene Linie
       im Ampelbündnis mit SPD und Grünen herauszuarbeiten. Die Verantwortung für
       die schlechten Umfragewerte will er zwar nicht [1][einfach auf die
       Bundespolitik] schieben, aber er sehe im Landtagswahlkampf „dass es kaum um
       landespolitische Themen geht. Wir reden über die aktuellen Krisen.“ Dennoch
       ist er vage zuversichtlich. Birkners Ziel bleibt: Mitregieren.
       
       Schmieren die Liberalen am Sonntag ab, dann reiht sich das in eine Serie
       von Niederlagen in diesem Jahr ein: Erst verpassten die Freien Demokraten
       den [2][Einzug in den saarländischen Landtag], bei den Landtagswahlen in
       [3][Schleswig Holstein] und Nordrhein-Westfalen büßten sie ein und
       [4][verloren die Regierungsbeteiligungen]. Auch im Bund sind die
       Umfragewerte der FDP nicht allzu rosig.
       
       FDP setzt auf Atomkraft 
       
       Stefan Birkner ist seit 2011 Landesvorsitzender der FDP, seit 2017 zudem
       Fraktionsvorsitzender im Landtag. Im jetzigen Wahlkampf setzt der
       49-Jährige Jurist auf klassisch liberale Themen: Digitalisierung,
       Wirtschaft, weniger Steuern. Auf Plakaten mit Birkner steht zudem:
       „Atomkraft: Wer FDP wählt, wählt sichere Stromversorgung.“
       
       Birkner fordert den Weiterbetrieb der drei Atomkraftwerke, inklusive des
       niedersächsischen AKWs Emsland – wohl wissend, dass das nicht auf
       Landesebene entschieden wird. Die FDP setzt damit aber bewusst einen
       Kontrapunkt zu den Grünen, die das partout nicht wollen.
       Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bereitet derzeit den
       [5][Weiterbetrieb der Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim vor.]
       
       Birkner hat langjährige Erfahrung beim Thema Umwelt: Von 2008 bis 2012 war
       er Staatssekretär im niedersächsischen Umweltministerium, danach war er für
       [6][rund ein Jahr Umweltminister.] Und ein kleines Detail am Rande: Birkner
       ist Schwippschwager des grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.
       
       2021 wirkte Stefan Birkner am Koalitionsvertrag der Ampel im Bund mit und
       verhandelte den Bereich Umwelt- und Naturschutz. Auf Landesebene nach der
       Wahl 2017 lehnte er jedoch ein Ampelbündnis mit SPD und Grünen ab.
       
       Normalerweise spielen bei Landtagswahlen lokale Themen eine große Rolle –
       das ist in diesem Jahr etwas anders. Energiesicherheit und Energiepreise
       bestimmen die Debatten. Das Ergebnis der Landtagswahlen in Niedersachsen
       ist deshalb nicht nur für die Landes-FDP relevant. Fahren die Liberalen
       erneut eine Niederlage ein, wird das wohl auch die künftige Rolle im
       Ampel-Bündnis beeinflussen.
       
       7 Oct 2022
       
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