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       # taz.de -- Italienisch-russische Freundschaft: Bunga-Bunga mit Wladimir
       
       > Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni steht fest an der Seite der
       > Ukraine. Ihre Koalitionäre sind hingegen eng mit dem Kremlchef
       > verbandelt.
       
   IMG Bild: Mit Matteo Salvini und Silvio Berlusconi hat Regierungschefin Meloni zwei Putin-Freunde im Kabinett
       
       Rom taz | „Du bist nicht allein!“, rief Giorgia Meloni, kaum war sie
       [1][als neue Ministerpräsidentin Italiens vereidigt], dem ukrainischen
       Präsidenten auf Twitter zu. Italien, so Meloni, werde „immer an der Seite
       des mutigen ukrainischen Volkes stehen, das für seine Freiheit und für
       einen gerechten Frieden kämpft“.
       
       Es sind nicht bloß Worte. Seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar trug Meloni,
       trug ihre Partei Fratelli d’Italia auch aus der Opposition heraus alle
       Entscheidungen der damaligen Regierung unter Mario Draghi mit, ob es nun um
       die Russlandsanktionen oder um die Waffenlieferungen an die Ukraine ging.
       
       Doch hat Meloni jetzt mit zwei Männern eine Koalition gebildet, die die
       Dinge etwas anders sehen. Matteo Salvinis Lega schloss im Jahr 2017 ein
       Freundschaftsabkommen mit der Putin-Partei Einiges Russland, Salvini selbst
       zeigte sich immer wieder mit Putin-T-Shirts. Und ein Putin-Freund im
       wahrsten Sinne des Wortes ist Silvio Berlusconi.
       
       Wie unverwüstlich die Freundschaft auch heute noch ist, zeigte Berlusconi
       erst vor wenigen Tagen, als die Bildung der Regierung Meloni gerade im
       Gange war. Auf einer Fraktionssitzung seiner Forza Italia berichtete
       Berlusconi den Abgeordneten, zu seinem Geburtstag am 29. September habe er
       von Wladimir eine Kiste mit 20 Flaschen Wodka erhalten, dazu einen „sehr
       süßen Brief“. Putin habe ihm versichert, dass er nicht nur zu dessen „fünf
       wahren Freunden“ zähle, sondern auf dieser Liste gar den Platz Nummer eins
       innehabe.
       
       ## Glückwünsche aus Brüssel bleiben nicht aus
       
       Während aus der Europäischen Kommission verlautete, Putins Wodkalieferung
       an Berlusconi stelle einen Verstoß gegen die über Russland verhängten
       Sanktionen dar, [2][reagierte Meloni furios]. Wer die Bündnistreue zu Nato
       und EU nicht unterschreibe, könne „nicht der neuen Regierung angehören,
       auch um den Preis, die Regierung nicht zu bilden“.
       
       Jetzt steht die Regierung – und sie ist im Ukrainekrieg völlig auf Melonis
       Kurs. Zwar wurde mit Antonio Tajani ein Mann aus Berlusconis Forza Italia
       Außenminister, doch Tajani stellte sich umgehend an die Seite der
       Ministerpräsidentin, nicht seines Parteichefs, mit den Worten, „es gibt
       keinen Frieden ohne Gerechtigkeit, und Gerechtigkeit heißt Freiheit der
       Ukraine“.
       
       Angesichts der klaren Positionierung blieben die Glückwünsche aus Brüssel
       nicht aus. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ließ wissen, sie sei
       „bereit und glücklich, mit der neuen Regierung konstruktiv
       zusammenzuarbeiten“, und die Präsidentin des Europäischen Parlaments,
       Roberta Metsola, wünschte „gute Arbeit!“ Gemeinsam, so Metsola, müssten
       Italien und Europa „unseren Bürgern helfen und die Ukraine unterstützen,
       weiterhin geeint und geschlossen“. Auch Olaf Scholz mochte im
       Glückwunschreigen nicht fehlen. Der Kanzler teilte mit, er freue sich
       darauf, „weiterhin eng mit Italien in der EU, Nato und G7
       zusammenzuarbeiten“.
       
       23 Oct 2022
       
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