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       # taz.de -- Karlsruhe überprüft Klage: AfD hofft auf Stiftungsmillionen
       
       > Das Bundesverfassungsgericht verhandelt über die AfD-Klage auf
       > Gleichbehandlung. Die Partei fordert Stiftungsgelder aus dem
       > Bundeshaushalt.
       
   IMG Bild: Erika Steinbach (AfD), Vorsitzende der Desiderius-Erasmus-Stiftung, im Bundesverfassungsgericht
       
       Karlsruhe taz | Die AfD fordert Gleichbehandlung und Millionen für die
       [1][parteinahe Desiderius-Erasmus-Stiftung]. Doch bisher bekommt die
       Stiftung keinen Cent vom Staat. Am Dienstag verhandelte das
       Bundesverfassungsgericht über die Organklage der AfD.
       
       Zunächst klagte die AfD nur auf Stiftungsmittel für die Jahre 2018 und
       2019. Rechtsprofessorin Sophie Schönberger, die in Karlsruhe den Bundestag
       vertrat, lehnte das ab: „Die AfD argumentiert zwar mit Gleichbehandlung,
       verlangt jedoch eine Sonderbehandlung. Noch nie wurde eine Stiftung
       finanziert, wenn die Partei erstmals im Bundestag vertreten war.“ Der
       AfD-Vertreter Ulrich Vosgerau hielt dagegen: „Es ist falsch, nur auf die
       Bundestagswahlergebnisse zu schauen. In den Ländern ist die AfD schon viel
       länger in den Parlamenten.“
       
       Doch inzwischen hat sich die Lage geändert. Die AfD ist auch 2021 in den
       Bundestag gewählt worden. Allerdings stellte Anwalt Vosgerau erst eine
       Woche vor der mündlichen Verhandlung den Antrag, dass die AfD auch im Jahr
       2022 Gelder für eine parteinahe Stiftung verlangt. Die Vertreter von
       Bundestag und Bundesregierung zeigten sich empört über das chaotische
       Vorgehen der AfD.
       
       Tatsächlich hat die AfD-nahe [2][Desiderius-Erasmus-Stiftung] auch 2022
       kein Geld aus dem Bundeshaushalt bekommen. Diesmal argumentierte die
       Mehrheit mit der ungesicherten Verfassungstreue der AfD. In einem
       „Haushaltsvermerk“ heißt es, dass parteinahe Stiftungen nur finanziert
       werden, „wenn sie jederzeit die Gewähr bieten“, für die freiheitlich
       demokratische Grundordnung einzutreten.
       
       ## Sechs parteinahe Stiftungen bekommen Geld
       
       AfD-Vertreter Vosgerau bezeichnete den Haushaltsvermerk als „offensichtlich
       verfassungswidrig“. Die AfD sei nicht verboten, also dürfe sie auch nicht
       schlechter behandelt werden als die anderen Parteien. Rechtsprofessor
       Joachim Wieland, der zweite Vertreter des Bundestags, argumentierte dagegen
       mit der wehrhaften Demokratie: „Geld des Staates darf nicht gegen den Staat
       verwendet werden.“
       
       Derzeit bekommen sechs parteinahe Stiftungen Geld aus dem Bundeshaushalt.
       Im Jahr 2019 waren es insgesamt 660 Millionen Euro. Zwei Drittel des Geldes
       fließen in Auslandsprojekte, insbesondere in die weltweite Förderung von
       Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Zivilgesellschaft.
       
       Bis zu einem Viertel der Stiftungsgelder erhalten mehr oder weniger
       parteinahe Stipendiaten*. Etwa zwanzig Prozent der Staatsgelder fließen als
       „Globalzuschüsse“ an die Stiftungen, die damit politische Bildung,
       Forschung und Politikberatung finanzieren.
       
       Die Karlsruher Verhandlung sollte bis Dienstagabend oder Mittwochvormittag
       andauern. Das Urteil wird erst in einigen Monaten verkündet. Gut möglich,
       dass das Bundesverfassungsgericht ein formelles Gesetz für parteinahe
       Stiftungen fordert, das es bisher nicht gibt. Darin müsste dann zum
       Beispiel geregelt werden, wer wofür Geld bekommen kann und welchen
       Stiftungen Geld verweigert werden darf.
       
       * Hier stand zunächst, in der Verhandlung sei bekannt geworden, dass
       AfD-Politikerin Alice Weidel von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung
       (FES) gefördert worden sei. Dies bezog sich auf eine Äußerung der
       FES-Geschäftsführerin Sabine Fandrych in der Verhandlung, die unabhängig
       voneinander auch von Spiegel und Junger Freiheit aufgegriffen wurde.
       Fandrych sagte später, sie sei von allen drei Medien falsch verstanden
       worden. Tatsächlich habe sie gesagt, dass Alice Weidel „dem Vernehmen nach
       durch die Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert wurde“. Die
       Friedrich-Ebert-Stiftung betont, dass Alice Weidel jedenfalls nie
       Stipendiatin der FES war.
       
       25 Oct 2022
       
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