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       # taz.de -- Steinmeier-Reise nach Kiew: Neue Normalität
       
       > Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat es nach Monaten in die
       > Ukraine geschafft. Seine Solidarität mit dem Land ist weder
       > Versöhnungskitsch noch Bußgang.
       
   IMG Bild: Eine Frau berichtet Steinmeier von ihrer Geiselhaft in Jahidne
       
       Nach einem sehr langen Anlauf ist Frank-Walter Steinmeier [1][doch noch in
       Kiew angekommen]. Erst hatte ihn der ukrainische Präsident Wolodimir
       Selenski [2][undiplomatisch ausgeladen], dann passierte lang nichts, und
       vor ein paar Tagen wurde die Reise wegen Sicherheitsbedenken verschoben.
       Steinmeiers Botschaft lautet nun: „Wir werden die Ukraine weiterhin
       unterstützen – wirtschaftlich, politisch und auch militärisch.“ Dass er
       militärisch erwähnt, soll signalisieren, dass die Charmeoffensive ernst
       gemeint ist.
       
       Steinmeier hat als Außenminister den Versuch verantwortet, mit dem Minsker
       Abkommen den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine einzuhegen. Er hat,
       wie sehr viele, nach der Annexion der Krim 2014 eisern an Nord Stream 2
       festgehalten. Der Versuch von Berlin und Paris, den Krieg nach 2014 mit
       Kompromissen zu befrieden, ist seit dem 24. Februar Asche. Aber wäre es
       2014 nicht fahrlässig gewesen, die Möglichkeit der Diplomatie ungenutzt
       verstreichen zu lassen?
       
       Steinmeier hat seine Rolle [3][vor einem halben Jahr einigermaßen
       selbstkritisch kommentiert]. Deutschland hat seitdem zahlreiche schwere
       Waffen an Kiew geliefert. Angesichts der massiven russischen Angriffe auf
       zivile Ziele ist das deutsche Flugabwehrsystem Iris-T für die Ukraine
       besonders wichtig. Insofern ist der Besuch des Bundespräsidenten, mag er
       spät kommen, ein richtiges Zeichen. Er symbolisiert, dass nach all den mit
       viel Affekten aufgeladenen Irritationen zwischen Berlin und Kiew eine neuen
       Normalität existiert.
       
       Die Ukraine braucht Berlin. Frontalattacken gegen Steinmeier fährt derzeit
       nur noch Bild, die eine rechtspopulistisch anmutende Kampagne gegen den
       Bundespräsidenten angezettelt hat. Umgekehrt ist Steinmeiers Versicherung,
       dass Kiew sich auf Berlin verlassen kann, kein freundliches Versprechen,
       sondern Ausdruck dessen, was der Fall ist. Deutschland unterstützt, außer
       der AfD und Teilen der Linkspartei, die Ukraine – trotz der Drohungen aus
       Moskau, den Krieg zu eskalieren. Deshalb ist diese Reise weder
       Versöhnungskitsch noch Bußgang. Sie spiegelt die politische Wirklichkeit
       wider.
       
       25 Oct 2022
       
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   DIR Stefan Reinecke
       
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