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       # taz.de -- „Tatort“ aus Köln: Veraltete Rollenkonzepte
       
       > Die Frau ist das Opfer, der Mann ist der Retter. In „Spur des Blutes“,
       > dem 85. Fall von Ballauf und Schenk bleibt alles Routine.
       
   IMG Bild: Starke Männer unter sich. Zuhälter Mike (Robert Stadlober, Mitte) geht den Ermittlern in die Falle
       
       Das Kanalwasser fließt scheinbar friedlich durch die Landschaft. Die Kamera
       folgt dem Wasserlauf zur Quelle am Kölner Stadtrand. Dort, in der Mitte des
       Sammelbeckens einer Schleuse, treibt die Leiche der 19-jährigen Lara Krohn
       (Charlotte Lorenzen). [1][In der Nacht arbeitete sie noch als
       Prostituierte], am Morgen ist sie tot.
       
       Lara Krohn wurde schwer misshandelt, erwürgt und dann in den Kanal
       geworfen. Die Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy
       Schenk (Dietmar Bär) ermitteln im Mordfall. An der Leiche finden sich
       mehrere fremde DNA-Spuren, die von tatverdächtigen Freiern stammen.
       
       Um den Fall zu lösen, ist das Ermittlerduo von der Laborauswertung dieser
       Spuren abhängig. Zuständig dafür ist Kriminaltechnikerin Natalie Förster
       (Tinka Fürst), doch anstatt zu helfen, behindert sie die Ermittlungen. Eine
       DNA-Probe konfrontiert sie mit ihrer Vergangenheit. Um der eigenen Sache
       auf den Grund zu gehen, verschleppt sie die Ermittlungen gezielt. Denn ohne
       dramatische Backgroundgeschichte kein Tatort.
       
       Frauen kommen hier ohne den positiven Einfluss von Vaterfiguren nicht weit.
       Das Gelingen ihrer Vorhaben hängt von der Gut- oder Böswilligkeit
       männlicher Autoritätsfiguren ab. So auch die Prostituierten Kim (Greta
       Bohacek) und Lara. Sie gehen auf den Strich, weil sie drogensüchtig sind,
       und träumen von einem besseren Leben.
       
       ## Routinierte Kommissare
       
       Dass dies nicht gelingt, liegt auch an ihrem Zuhälter Mike (Robert
       Stadlober). Über kalkuliert portionierte Zuneigung hält er die
       verunsicherte Kim nach Laras Tod gefügig. Zwar sagt sie schlussendlich
       gegen ihn aus, eine selbstbestimmte Gewissensentscheidung ist dies aber
       nicht.
       
       Die Kontrastfolie zum bösen, autoritären Führungsstil Mikes ist das
       Ermittlerduo Ballauf und Schenk. In ihrem mittlerweile fünfundachtzigsten
       Fall ist alles Routine. Nur mit dem launischen Temperament, das Natalie
       Förster auf einmal an den Tag legt, sind sie überfragt. Dass diese dabei
       auch ihre beruflichen Aufgaben vernachlässigt, moderieren sie liebevoll
       weg. Trotz der durch sie verursachten Ermittlungsverzögerungen schaffen sie
       es rechtzeitig zur Stelle zu sein und der in Not geratenen überforderten
       Kriminaltechnikerin beizustehen.
       
       Das Narrativ des männlichen Retters und der Frau als Opfer ist überholt und
       langweilt. Die sehr gute schauspielerische Leistung des Casts macht das
       zwar nicht wett, aber holt zumindest das Beste aus den [2][veralteten
       Rollenkonzepten] heraus.
       
       23 Oct 2022
       
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