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       # taz.de -- Bericht von Save the Children: 78 Millionen gehen nicht zur Schule
       
       > Die globale Lebensmittelkrise gefährdet das Recht auf Bildung, so eine
       > Studie. Kinder, die nicht zur Schule gehen, leiden häufiger unter Hunger
       > und Gewalt.
       
   IMG Bild: Afghanistan, August 2022: das neunjährige Mädchen arbeitet in einer Ziegelfabrik am Rande von Kabul
       
       Berlin taz | Hunger, [1][Krieg] und [2][Wetterextreme] gefährden die
       Bildung von Millionen von Kindern. Davor warnt die Hilfsorganisation Save
       the Children in einem Bericht, der vergangene Woche vorgestellt worden ist.
       Schätzungsweise 78 Millionen Kinder weltweit können aktuell nicht in die
       Schule gehen. Bewaffnete Konflikte, [3][aber auch Dürren] oder
       Überschwemmungen zwingen ganze Familien zur Flucht.
       
       Auch Lebensmittelknappheit und steigende Lebensmittelpreise beschneiden in
       vielen Ländern den Zugang zu Bildung, schreiben die Autor:innen. So müssten
       Kinder oft mithelfen, das Einkommen der Familie aufzubessern, oder seien
       aufgrund der [4][mangelnden Ernährung] zu schwach, um jeden Tag den
       Fußmarsch zur Schule und zurück zu bewältigen.
       
       Besonders gefährdet, keine angemessene Bildung zu erhalten, sind [5][Kinder
       aktuell in Afghanistan], im Sudan, in Mali und Somalia. Sieben der zehn am
       stärksten betroffenen Länder liegen in Afrika – in allen
       Top-10-Risikoländern ist die Versorgungslage mit Lebensmitteln kritisch. In
       Afghanistan, Somalia, im Sudan, in Jemen und der Zentralafrikanischen
       Republik befinden sich mehr als 20 Prozent der Bevölkerung in einer
       Hungerskrise.
       
       ## Recht auf Bildung in extremer Gefahr
       
       Für den Bericht hat Save the Children nach eigenen Angaben die
       Bildungssysteme von 182 Staaten untersucht. Berücksichtigt wurden unter
       anderem die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen, der Anteil
       binnenvertriebener Minderjähriger, die Häufigkeit von Attacken gegen
       Schulen, die Verfügbarkeit von Internet zu Hause, die Impfquote gegen das
       Coronavirus sowie die Quote der Kinder im Grundschulalter, die nicht zur
       Schule gehen. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich zwar einige Länder wie
       Kolumbien verbessert, was die Autor:innen vor allem mit dem besseren
       Zugang der Bevölkerung zu [6][Covid-Impfstoffen] erklären. Insgesamt ist
       das Recht auf Bildung aber nach wie vor in mehr als 30 Ländern in
       „extremer“ oder „hoher“ Gefahr.
       
       Mit dramatischen Folgen für die Betroffenen, warnen die Autor:innen. Denn
       Kinder, [7][die nicht zur Schule gehen], leiden deutlich häufiger unter
       Hunger, Gewalt, Missbrauch, Kinderarbeit und Frühverheiratung. Das trifft
       insbesondere Mädchen sowie Kinder in Kriegsgebieten und in
       Flüchtlingslagern. Im September erst hatte das Flüchtlingshilfswerk der
       [8][Vereinten Nationen (UNHCR)] in seinem jährlichen Bildungsreport
       festgestellt, dass Flüchtlingskinder bei der Schulbildung nach wie vor
       drastisch benachteiligt werden.
       
       UN-Generalsekretär António Guterres sprach kürzlich zum Auftakt der
       Generaldebatte der Vereinten Nationen Ende in New York von einer globalen
       „Bildungskrise“ und forderte die Weltgemeinschaft auf, dieser Krise die
       volle Aufmerksamkeit zu schenken. Laut UN waren im Jahr 2021 wegen der
       Pandemie 244 Millionen Kinder und Jugendliche nicht in der Schule.
       
       Von all den heute 10-Jährigen auf der Welt können Schätzungen zufolge
       gerade mal 36 Prozent eine einfache Geschichte lesen. Das heißt im
       Umkehrschluss, dass im schlimmsten Fall mehr als 800 Millionen Kinder in
       ein paar Jahren die Schule ohne wirkliche Ausbildung verlassen werden.
       „Anstatt Chancen zu ermöglichen“, sagte Guterres in New York, „zementiere
       Bildung mittlerweile die Ungleichheit.“ Die Reichen hätten Zugang zu den
       besten Ressourcen, Schulen und Hochschulen, während die Armen gegen riesige
       Widerstände ankämpfen müssen, um die Bildung zu erhalten, die ihr Leben
       verbessern kann.
       
       Zusammen mit dem UN-Sonderbeauftragten für Globale Bildung, Gordon Brown,
       kündigte Guterres an, ab dem kommenden Jahr 2 Milliarden US-Dollar für
       Bildungsprogramme zur Verfügung stellen zu wollen – unterstützt wird die UN
       dabei von Schweden, Großbritannien, den Niederlanden sowie der Asiatischen
       und der Afrikanischen Entwicklungsbank. Bis 2030 könnten weitere 10
       Milliarden US-Dollar folgen.
       
       11 Oct 2022
       
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