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       # taz.de -- Chinas Konsulat im britischen Manchester: Pekings prügelnde Handlanger
       
       > Vor dem chinesischen Konsulat in Manchester sind Mitarbeiter gegen
       > Aktivisten aus Hongkong vorgegangen. Diese fürchten den langen Arm
       > Pekings.
       
   IMG Bild: Mitarbeiter des Konsulats versuchen einen Demonstranten auf das Konsulatsgebäude zu ziehen
       
       Peking taz | Was sich am Sonntag vor dem chinesischen Generalkonsulat in
       Manchester abspielte, hat das Zeug für einen handfesten diplomatischen
       Streit: Nachdem einige Dutzend Hongkonger Demokratieaktivisten vor Chinas
       Vertretung friedlich demonstrierten, riss der mutmaßliche Konsul Zheng
       Xiyuan Protestbanner herunter und trat auf sie ein. Zeitgleich zerrten
       seine Mitarbeiter, teilweise mit Schutzhelm und -weste bekleidet, einen
       Demonstranten auf das Konsulatsgelände, wo sie auf den Mann einprügelten.
       
       Nur dank eines schnell reagierenden britischen Polizisten konnte der
       Demonstrant wieder auf die Straße gezogen werden. „Das hätten sie nicht tun
       sollen“, sagte das Opfer wenig später der BBC: „Die sogenannte Regierung
       Hongkongs sagt, wir seien Randalierer. Was aber haben die Leute von der
       chinesischen Regierung getan? Wer sind die wahren Randalierer?“
       
       Der Vorfall wirft auch Fragen über den wachsenden Einfluss des chinesischen
       Sicherheitsapparats im Ausland auf, und wie sicher Auslandschinesen vor dem
       langen Arm Pekings dort noch sind. Chinas Konsulat gab später eine
       fragwürdige Erklärung ab, die sich wie eine Rechtfertigung für körperliche
       Gewalt gegen Demonstranten liest: „Ein paar wenige
       Unabhängigkeitsaktivisten aus Hongkong“ hätten ein „beleidigendes“
       [1][Porträt von Xi Jinping] aufgehangen. Das wäre „für diplomatische und
       konsularische Vertretungen eines jeden Landes unakzeptabel und nicht
       tolerierbar“.
       
       Tatsächlich war nicht nur die Karikatur des chinesischen Präsidenten hoch
       provokativ – auch die Protestslogans hatten es in sich: „Mögen die höheren
       Mächte die Kommunistische Partei Chinas zerstören“, hieß es auf einem
       Banner, auf einem anderen in Anspielung auf den [2][derzeitigen
       Parteikongress]: „Scheiß auf ihre Feier!“
       
       ## Ex-Tory-Chef Smith fordert von Peking eine Entschuldigung
       
       In China selbst gibt man sich wortkarg. Als eine britische Korrespondentin
       am Montag beim Außenministerium um eine Stellungnahme bat, wurde sie mit
       einer Standardfloskel abgespeist: Man sei mit dem Vorfall nicht vertraut,
       hieß es nur. Und: Chinas Auslandsvertretungen würden stets die Gesetze des
       Gastlandes einhalten.
       
       Doch ob dies wirklich der Fall ist, untersucht jetzt die Polizei in
       Manchester. Ian Duncan Smith, Ex-Vorsitzender der Tories, forderte per
       Twitter vom chinesischen Botschafter Zheng Zeguang eine Entschuldigung. Und
       alle an dem Vorfall Beteiligten sollten in ihre Heimat ausgewiesen werden.
       Einige Abgeordnete haben sich bereits für eine formelle Untersuchung des
       Vorfalls ausgesprochen.
       
       Doch steht die britische Regierung vor einem Dilemma. Einerseits dürfte sie
       kein Interesse haben, durch den Vorfall die ohnehin angespannten
       bilateralen Beziehungen zu China weiter zu belasten. Doch zugleich wäre ein
       lasches Vorgehen gegen die Mitarbeiter des Konsulats ein verheerendes
       Signal an alle Auslandschinesen: Diese dürften sich in ihrer Wahlheimat
       künftig noch unsicherer fühlen, Peking-kritische Meinungen kundzutun.
       
       Schon jetzt fürchten viele in Europa lebende Chinesen den langen Arm des
       Pekinger Sicherheitsstaats. In ihrem Geburtsort können Hongkonger längst
       nicht mehr ihre Meinung sagen. Peking hat dort die Demokratiebewegung mit
       einem sogenannten Nationalen Sicherheitsgesetz zerschlagen. Viele haben
       dank erleichterter Visa die Emigration ins Vereinigte Königreich gewählt,
       Hongkongs einstiger Kolonialmacht. Dort schützte sie bisher die
       Meinungsfreiheit.
       
       17 Oct 2022
       
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